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Wirtschaft: Telekom-Gebühr technisch unbegründet

Experte: Technischer Aufwand beim Kundenwechsel gering / Sommer verteidigt Forderungen BERLIN/BONN (dw).Die Gebühren, die die Telekom von abtrünnigen Kunden fordert, sind in dieser Höhe nicht mit technischem Aufwand zu rechtfertigen.

Experte: Technischer Aufwand beim Kundenwechsel gering / Sommer verteidigt Forderungen BERLIN/BONN (dw).Die Gebühren, die die Telekom von abtrünnigen Kunden fordert, sind in dieser Höhe nicht mit technischem Aufwand zu rechtfertigen.Das erklärte der Vermittlungstechnik-Experte Paul Kühn am Montag gegenüber dem Tagesspiegel."Das sind alles Software-Zuordnungen, die über Rechner eingegeben werden", sagte der Wissenschaftler vom Institut für Nachrichtentechnik der Universität Stuttgart.Nach der Digitalisierung der Telekom-Vermittlungsstellen müsse "da ja niemand mehr mit dem Lötkolben rumlaufen." Wenn die Telekom von jedem wechselnden Kunden eine Betrag von rund 95 DM fordere, könne es sich dabei nur um Verwaltungsaufwendungen oder eine Dienstleistungsgebühr handeln, sagte Kühn.Seiner Ansicht nach spiegele die Gebührenhöhe nicht die objektive Kostenstruktur der Telekom wieder, sondern sei "eine strategische Entscheidung".Ende vergangener Woche war bekannt geworden, daß die Telekom von Kunden, die dauerhaft zu einem anderen Telefonanbieter wechseln, eine einmalige Gebühr von 95 DM verlangen will.Bei Mitnahme der alten Telefonnummer sollen weitere 53 DM fällig werden. Die Deutsche Telekom wies am Montag Kritik zurück.Konzernchef Ron Sommer sagte der "Bild-Zeitung", gegen den Willen seines Unternehmens hätten die neuen Anbieter am nun freien Telefonmarkt darauf bestanden, daß der Kunde die beim Firmenwechsel anfallenden Kosten selber tragen müsse.Private Telefonfirmen wie Mannesmann Arcor und Otelo hatten die geplanten Wechselgebühren als wettbewerbsfeindlich kritisiert.Sommer sagte weiter, die Telekom habe bis zuletzt gehofft, daß die beim Kundenwechsel entstehenden Kosten unter den Firmen aufgeteilt würden."Der Kunde sollte nichts davon merken und nicht belastet werden", sagte der Telekom-Chef.Mit der Gebühren-Diskussion wolle die Konkurrenz erreichen, daß sich die Kunden über die Telekom ärgerten und den Eindruck gewännen, die Telekom wolle Kasse machen."Wir haben 5300 Mitarbeiter eingestellt, die uns eine halbe Million Mark kosten, um die technische und administrative Arbeit zu bewältigen, damit der Wettbewerb den Kunden bedienen kann." Diesen Aufwand wolle die Telekom von den anderen Firmen ersetzt haben, um diese nicht auch noch zu subventionieren.Im übrigen sei er sicher, daß die Telekom "sehr wenig" Kunden verlieren werde. Der SPD-Telekomexperte Hans Martin Bury bezeichnete die Umsteigegebühren der Telekom am Montag als "unerträglichen Versuch", die neuen Konkurrenten abzuwehren.Der Exmonopolist denke immer noch viel zu sehr hoheitlich statt betriebswirtschaftlich: "Die Telekom sieht in ihren Kunden mehr den Untertan als den König."

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