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Wirtschaft: Telekom-Konkurrenz spricht von Phantasiepreisen

BONN (aho).Manchmal fühlt man sich bei der neuen Freiheit des Telefonierens in einen verschworenen Zirkel versetzt, in dem sich die Jünger über Codes verständigen.

BONN (aho).Manchmal fühlt man sich bei der neuen Freiheit des Telefonierens in einen verschworenen Zirkel versetzt, in dem sich die Jünger über Codes verständigen.Am Mittwoch traf sich der Kreis wieder einmal, diesmal in der Bonner Heinrich-von-Stephan-Straße.Die Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (RTP) hatte 23 Firmen zur Anhörung eingeladen.So redeten sie also von der "Kupferdoppelader", der "entbündelten Teilnehmeranschlußleitung", kurz TAL genannt, sie diskutierten die "Anschlußdichte", den "Beilauf" oder grübelten über die "WACC-Formel".

Was sich hinter unverständlichen Floskeln verbirgt, hat weitreichende Folgen für den Telekommunikationsmarkt.Es geht darum, ob diese Branche weiter boomt.Seit Anfang des Jahres sind die Telefonpreise arg gepurzelt, teilweise um 70 Prozent.Gleichzeitig produziert der Wettbewerb neue Jobs.Gut 200 000 Jobs seit 1996, obwohl die Telekom zwischen 1994 und dem Jahr 2000 etwa 60 000 Stellen streichen will.

Doch ob die Erfolgsstory weitergeht, ist ungewiß.Eines der Hauptprobleme ist weiter ungelöst.Was darf die Deutsche Telekom den Wettbewerbern für einen Teilnehmeranschluß abknöpfen? Damit ist das letzte Stück Kupferdraht zwischen Ortsvermittlungsstelle und der Telefonbuchse in der Wohnung gemeint.Diese Strecke wollen die Wettbewerber von dem Ex-Monopolisten mieten und nicht selbst verlegen.Aber zu welchem Preis? Kostet er 47,26 DM, wie die Telekom in einem 1000seitigen Antrag an die Regulierungsbehörde begründet? Oder 20,65 DM? Das müssen die Firmen derzeit an den ehemaligen Monopolisten bezahlen.Oder sind es gar nur 12,13 DM, wie einige Konkurrenten verlangen?

Keine leichte Entscheidung für Jarl Knobloch, den Vorsitzenden der 4.Beschlußkammer bei der RTP, der bis Ende November den Preis festlegen soll.Eine zu hohe Gebühr würde etwa "den Wettbewerb ersticken", meint Norbert Nolte vom Kölner Stadtnetzbetreiber Netcologne.Setzt Knobloch dagegen den Preis zu niedrig, jammert die Telekom.Nach Meinung von Telekom-Chef Ron Sommer nimmt die Behörde zu wenig Rücksicht auf das Unternehmen.Die Folge: Die Telekom verliere Marktanteile und müsse deshalb mehr Leute entlassen und Investitionen zurückfahren.

Wie aber findet man den richtigen Preis? Am Mittwoch wurden erst einmal die Unterschiede deutlich.So kritisierten die Wettbewerber, daß die Telekom von ihren Kunden nur 21,39 DM verlangt.Der Konkurrenz will sie aber 47,26 DM für den Teilnehmeranschluß berechnen.Kein Problem für Willi Hefekäuser, bei der Telekom zuständig für die Regulierung.Man würde den Anschluß über die Gesprächsgebühren quersubventionieren: "Das ist weltweit üblich." Einzelne Newcomer, wie der Düsseldorfer Stadtnetzbetreiber Isis, bemängelten die Kalkulationsbasis des ehemaligen Monopolisten.Zinskosten von 11 bis 15 Prozent seien viel zu hoch.Isis selbst lege für langfristige Investitionen 7 Prozent fest.

Umstritten waren auch die Abschreibungspläne der Telekom, die von 15 Jahren ausgeht.Dagegen meinten Experten, wie der Telekommunikationsfachmann Jäger, daß einzelne Teile, etwa Kupferdrähte, mindestens 20 Jahre, die Kabelschächte sogar bis zu 50 Jahren genutzt werden können.Schließlich ließen sich beim Legen der Leitungen Kosten sparen, wenn sie gemeinsam mit den Stromkabeln verbuddelt würden.Werner Hanf, Geschäftsführer bei Netcologne, kommt so auf einen Anschluß-Mietpreis für Dörfer von 16,12 DM.Der Kölner war auch sonst mit den Antworten der Telekom nicht zufrieden: "Sie versuchen die Dinge so zu verkomplizieren, daß am Ende keiner mehr weiß, wie Ihre Zahlen entstanden sind."

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