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Zu viele Mitarbeiter. Der Vorstandsvorsitzende will auch Stellen in seinem eigenen Bereich abbauen.

© picture alliance / dpa

Telekom: Konzern-Chef Obermann räumt auf

Die Deutsche Telekom spart seit Jahren. Im gehobenen Management gibt es noch immer einen riesigen Wasserkopf. Telekom-Chef Obermann streicht nun 1600 Stellen – auch in seinem eigenen Bereich.

Seit Jahren legt die Deutsche Telekom immer neue Sparprogramme auf. Obwohl der Konzern seine Kostensenkungsziele regelmäßig übertrifft, folgt bald die nächste Sparrunde. Jetzt packt Konzernchef René Obermann ein besonders heißes Eisen an: Er streicht in den kommenden Jahren bis zu 1600 Stellen in der Bonner Zentrale. Das sind gut sieben Prozent aller Posten in der Konzernverwaltung. Das Vorhaben ist brisant, denn von den Kürzungen ist vor allem das gehobene Management betroffen. „Da gibt es einen unglaublichen Wasserkopf“, heißt es in Konzernkreisen.

Die Telekom bestätigte dem „Handelsblatt“, dass es Kürzungspläne gibt. „Im Rahmen des laufenden Sparprogramms ,Save for Service’ schauen wir uns auch Funktionen in der Zentrale an“, sagte ein Sprecher. Mit ihren Sparprogrammen hat die Telekom von 2007 bis 2010 mehr als acht Milliarden Euro gespart. Im ersten Halbjahr werden 900 Millionen Euro hinzukommen, heißt es in Konzernkreisen. Am kommenden Donnerstag legt die Telekom ihre Halbjahreszahlen vor. Der Großteil der Einsparungen geht nicht auf den Personalabbau, sondern auf Synergien zurück.

Die geplanten Streichungen in der Zentrale werden zunächst sogar mehr Kosten verursachen als senken. In Konzernkreisen heißt es, für die 1600 betroffenen Mitarbeiter rechne man wegen ihrer hohen Positionen mit Abfindungen von 200 000 bis 250 000 Euro pro Person. Damit kämen auf die Telekom Kosten von 300 bis 400 Millionen Euro zu. Betroffen von den Streichplänen sind die drei Bereiche Personal, Finanzen und die Organisationseinheit des Vorstandsvorsitzenden Obermann selbst.

In den drei Einheiten sind nach Angaben aus Konzernkreisen zahlreiche Funktionen doppelt besetzt. Beispiel Ausland: Es gibt in der operativen Sparte Europa eine eigene Holding, die unter anderem für das Controlling in den einzelnen Ländern verantwortlich ist. Das Controlling des Gesamtkonzerns ist dies aber ebenfalls. Im Unternehmen heißt es, Finanzchef Timotheus Höttges wolle diese Doppelfunktionen nun endlich beenden.

Zu Obermanns Bereich zählt die Regulierung, die Strategie, das Management sowie die Bewerbung der Marke und die Pressearbeit. Nach Informationen des „Handelsblatts“ gibt Strategiechef Francis Deprez seinen Posten demnächst auf und wechselt zur konzerninternen Beratung Detecon. Der Wechsel habe nichts mit dem geplanten Abbau in der Zentrale zu tun, heißt es in Konzernkreisen. Ein Nachfolger für Deprez steht bereits fest.

Es ist kein Geheimnis, dass die Telekom trotz zahlreicher Personalabbauprogramme überbesetzt ist. Das liegt zum einen an ihrer Vergangenheit als Staatskonzern. Rund die Hälfte der Mitarbeiter in der Konzernzentrale und ein Drittel im Deutschland-Geschäft sind Beamte und können nur über freiwillige Regelungen wie Vorruhestand vorzeitig aus dem Dienst ausscheiden.

Auch bei den Angestellten hat die Telekom stets auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet und Stellen sozialverträglich abgebaut. Das liegt auch daran, dass der Bund immer noch größter T-Aktionär ist und sich gegen unpopuläre Maßnahmen stemmt. Gleichwohl wächst bei den Bonnern die Notwendigkeit zu sparen. Der Umsatz des Konzerns sinkt, weil die meisten Mobilfunkmärkte inzwischen gesättigt sind und auch im Festnetz der Preisdruck hoch ist.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Telekom in der Zentrale den Rotstift ansetzt. Der umtriebige Personalchef Thomas Sattelberger kündigte 2007 wenige Monate nach seinem Amtsantritt an, dass er jede dritte Stelle in seinem damals 6000 Mitarbeiter umfassenden Ressort streichen wolle. Das Ziel hat er inzwischen weitgehend erreicht.

Ein Grund für die neuerlichen Streichaktionen ist auch der geplante Verkauf des US-Geschäftes. Die Telekom vergleicht die Größe ihrer eigenen Zentrale mit der von anderen Unternehmen mit einem ähnlichen Umsatz. Genehmigen die US-Behörden den Verkauf von T-Mobile USA an AT&T, verliert die Telekom ein Viertel ihres Umsatzes – und deshalb soll auch die Zentrale deutlich schrumpfen. Das soll nicht allein über Stellenstreichungen geschehen, sondern auch über die Auslagerung von einzelnen Zentralbereichen. Dazu gehört etwa das Management des Firmenfuhrparks. Allein hier arbeiten rund 5000 Mitarbeiter. Da die Firmenflotte vor allem von Mitarbeitern des Deutschland-Geschäfts und der Großkundensparte T-Systems genutzt wird, wird derzeit geprüft, ob das Fuhrpark-Management dorthin verschoben wird.

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