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Wirtschaft: Telekom kürzt die Managergehälter

Vorstand und Führungskräfte müssen auf Teile ihres Einkommens verzichten/Spekulationen über Voicestream

Berlin (vis). Die Deutsche Telekom kürzt die Gehälter ihrer Spitzenmanager. Interims-Vorstandschef Helmut Sihler kündigte in einem Brief an die Telekom-Mitarbeiter an, dass die Führungsspitze des Konzerns auf einen Teil Vergütung und eine Gehaltserhöhung verzichten wird. Insgesamt will der Konzern in diesem und im kommenden Jahr 100 Millionen Euro bei den Kosten für das Personal sparen. Doch die Börse bewegten andere Meldungen: Gerüchte über eine kurz vor dem Abschluss stehende Partnerschaft der US-Mobilfunktochter Voicestream mit einem anderen Mobilfunkanbieter in den USA trieben den Kurs der T-Aktie. Bis zum Handelsschluss legte das Papier um 10,88 Prozent auf 10,70 Euro zu. Damit konnte die Aktie die großen Verluste der vergangenen Tage zum Teil wieder wettmachen.

„Wir setzen unseren eingeschlagenen Konsolidierungskurs konsequent um“, beginnt Sihler seinen Brief. Das hatte er bereits bei seinem Amtsantritt am 16. Juli angekündigt. E3 heißt das Programm intern bei der Deutschen Telekom: Effizienz steigern, Ergebnis verbessern und Entschuldung vorantreiben. Das Programm existierte bereits vor Sihlers Amtsantritt am 16. Juli. Aber Sihler hatte angekündigt, dass er nun den gesamten Konzern nach Einsparmöglichkeiten durchsuchen werde, wobei es „keine heiligen Kühe“ geben werde. Auch der Vorstand und die Top-Führungskräfte leisten ihren Beitrag zu den Sparanstrengungen, schreibt Sihler.

Verzichtet haben die Führungskräfte in diesem Jahr schon einmal. Auf der Hauptversammlung der Telekom im Mai hatte es heftige Kritik der Aktionäre an der Erhöhung der Vorstandsgehälter für das vergangene Jahr gegeben. Während der Aktienkurs um 90 Prozent gefallen war, stieg die Summe der Vorstandsbezüge für ausgeschiedene und noch aktive Vorstandsmitglieder um 90 Prozent. Als Reaktion auf die heftigen Proteste hatten die Manager um den ehemaligen Vorstandschef Ron Sommer kurze Zeit später auf Aktienoptionen für dieses Jahr verzichtet. Jetzt kommt der nächste Schritt.

Die Börse interessierte sich dagegen mehr für neue Gerüchte, dass die Telekom in den USA bereits kurz vor dem Abschluss eines Vertrages mit Cingular Wireless stünde. Der Konzern wollte diese Meldung nicht kommentieren. Es gebe Kontakte mit anderen Netzbetreibern in den USA, heißt es, aber keine Verhandlungen. In Gesprächen mit Investoren sollen Sihler, Finanzvorstand Gerhard Eick und das für die Mobilfunksparte zuständige Vorstandsmitglied Kai-Uwe Ricke gesagt haben, ein Verkauf von Voicestream stehe nicht zur Debatte. Damit würde sich der Konzern seiner Wachstumschancen berauben, schrieben die Analysten von Goldman Sachs nach den Gesprächen. Allerdings, so hieß es weiter, denke die Telekom über einen Verkauf von Teilen der Töchter T-Online und T-Mobile nach. Auch das wollte die Telekom nicht kommentieren.

Die Börse wartet darauf, von der Telekom deutliche Fortschritte beim Abbau des Schuldenbergs zu sehen, der aktuell bei rund 64 Milliarden Euro liegt. Und Voicestream in den USA wird noch auf Jahre unterm Strich Verluste schreiben. Der neue Vorstandschef Helmut Sihler hatte bereits angekündigt, dass zurzeit alle Aktivitäten der Telekom auf dem Prüfstand stehen. Das Ergebnis der Prüfung will er aber erst im November vorlegen. „Vor November erwarte ich keine weit reichenden Entscheidungen, auch nicht zu Voicestream“, sagte Analyst Hans Huff von der Bankgesellschaft Berlin. Sihler werde diese Entscheidung nicht ohne den neuen Vorstandschef treffen, der ihn Ende des Jahres planmäßig ablösen soll. Offiziell gibt es aber für diesen Posten noch nicht einmal einen Kandidaten. Zudem mache ein vollständiger Verkauf von Voicestream keinen Sinn, sagte Huff. Eine Partnerschaft mit einem größeren US-Anbieter hingegen schon: So könne man die Kundenzahl erweitern und Kosten sparen, unter anderem bei der Infrastruktur und dem Marketing.

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