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Wirtschaft: Telekom: Pünktlicher UMTS-Start in Gefahr

Vorstandschef Ricke rechnet mit Problemen / Aktionäre fordern auf der Hauptversammlung Rechenschaft

Berlin (msh). TelekomChef Kai-Uwe Ricke schließt eine Verschiebung des für September geplanten Starts des neuen Mobilfunkstandards UMTS (siehe Lexikon) nicht aus. „Mir kommt es nicht auf den Stichtag an. UMTS wird über eine Reihe von Terminen eingeführt“, sagte Ricke dem Magazin „Focus“. Er rechne durchaus mit Schwierigkeiten bei der Einführung der dritten Mobilfunkgeneration: „Es würde mich wundern, wenn es keine Probleme gäbe“, sagte Ricke. Um den Schuldenabbau des Konzerns nicht zu gefährden, plane er weitere Kostensenkungen. Sollte es zu einem Abschwung der Konjunktur kommen, wird die Telekom „die Ausgaben für Werbung und die Akquisition von Mobilfunkkunden verringern sowie die Investitionen reduzieren“, sagte Ricke dem „Handelsblatt“. „Wir müssen die Schulden wie geplant senken – komme, was wolle.“

Am Dienstag wird sich Ricke erstmals als Vorstandschef auf der Hauptversammlung der Telekom den kritischen Fragen der Aktionäre stellen müssen. Neben der weiteren Entwicklung der Zukunftstechnik UMTS und den einzelnen Telekom-Sparten wird Ricke darlegen müssen, wie er die Telekom auf Gewinnkurs halten und für eine Verbesserung des Aktienkurses sorgen will. Und er muss das Desaster des vergangenen Jahres erklären, als die Telekom mit 24,6 Milliarden Euro den größten Verlust der deutschen Wirtschaftsgeschichte verbuchte.

Klagewelle der T-Aktionäre

Die Negativschlagzeilen des Vorjahres prügelten den Aktienkurs der Telekom weiter in die Tiefe; seit Monaten dümpelt die T-Aktie um zwölf Euro. Viele Anleger sind noch immer wütend, weil sie in den vergangenen Jahren viel Geld mit ihren Telekom-Papieren verloren haben. Dabei werfen sie der Telekom vor, mit unlauteren Methoden gearbeitet zu haben. Erst vor einer Woche reichten weitere 1500 Kleinanleger Klage gegen die Telekom ein und fordern Schadenerstz. Beim dritten Börsengang im Jahr 2000 soll der Konzern in seinem Prospekt wichtige Risiken verschwiegen haben. Ricke sieht den Anschuldigungen der Anwälte gelassen entgegen. Die Telekom habe sich „in keinem der Fälle etwas vorzuwerfen“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Die Klagewelle der Kleinanleger sei für die Telekom in erster Linie ein „Image-Schaden“.

Einigen Wind aus den Segeln wird den kritischen Aktionärsvertretern das Ergebnis des ersten Quartals nehmen. Nach den gigantischen Verlusten des Vorjahres überraschte Ricke die Finanzmärkte mit einem Quartalsgewinn von 850 Millionen Euro. Auch die Schulden des Konzerns konnten Ricke und sein Finanzchef Gerhard Eick schneller abbauen als geplant. Trotzdem hat der Schuldenberg immer noch die stattliche Höhe von 56,3 Milliarden Euro.

Weiterer Schuldenabbau geplant

Noch im laufenden Geschäftsjahr sollen die Verbindlichkeiten auf rund 50 Milliarden Euro sinken. Finanzchef Eick will die eine Hälfte des Geldes über den Verkauf weiterer Beteiligungen einnehmen, die andere Hälfte soll das laufende Geschäft beisteuern. Und das läuft durchwachsen. Das Umsatzwachstum von 6,6 Prozent im ersten Quartal kam ausschließlich aus dem Ausland. In den USA nähere sich T-Mobile „der Marke von 15 Millionen Kunden“, sagte Ricke dem „Focus“. „Wir ziehen gerade an der Nummer fünf, an Nextel, vorbei“, sagte der Telekom-Chef mit Blick auf den US-Mobilfunkmarkt. Zuversichtlich äußerte er sich über die weitere Entwicklung von T-Mobile USA. Spätestens 2005 solle das Unternehmen schwarze Zahlen schreiben. An einen Verkauf der amerikanischen Mobilfunktochter werde daher nicht mehr gedacht.

Kritischer ist Lage der Festnetzsparte T-Com, dem wichtigsten Standbein des Konzerns. Zwar hält das Wachstum bei den schnellen DSL-Internetanschlüssen an, doch mit der Einführung von Call-by-Call im Ortsnetz könnten die Telefontarife für Ortsgespräche unter Druck geraten. Zudem muss Spartenchef Josef Brauner bis zum Jahresende weitere 15 000 Mitarbeiter bei T-Com abbauen, um die Kosten zu senken. Ein weiterer Problemfall ist die Telekom-Sparte T-Systems. Der IT-Dienstleister leidet unter der Investitionszurückhaltung von Unternehmen, die wegen der schlechten Wirtschaftslage weniger in neue IT-Projekte investieren.

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