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Wirtschaft: Telekom rechnet auf Dauer mit weniger Stellen

Höhere Effizienz kostet die Branche Arbeitsplätze

Berlin - Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke erwartet, dass es in seinem Konzern und der gesamten Telekom-Industrie in den kommenden Jahren zu einem weiteren Abbau von Arbeitsplätzen kommen wird. Die „Integration von Telekommunikation und Informationstechnologie führt in der gesamten Branche immer stärker zum Wegfall von Schnittstellen“, sagte Ricke bei der Vorlage der Bilanz seines Konzerns für 2004 in Bonn. Die Folge: Stellen fallen weg. Der Umstieg auf Internettechnik werde „wesentlicher Treiber der Arbeitsplatzentwicklung in der gesamten Branche sein“, sagte Ricke. Bei der Deutschen Telekom AG werde es zwar in diesem Jahr „keinen weiteren Wegfall von Stellen geben“. Das betreffe jedoch nicht die Mobilfunktochter T-Mobile.

Seit ihrer Privatisierung im Jahr 1995 hat die Telekom im Schnitt jährlich 10000 Arbeitsplätze abgebaut. 2004 schloss die Gewerkschaft Verdi mit der Telekom einen Beschäftigungspakt ab, der betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2005 ausschließt. Der Pakt gilt jedoch nicht für T-Mobile. Das Sparprogramm „Save for Growth“ soll der Mobilfunktocher jährliche Einsparungen von einer Milliarde Euro bringen. Derzeit verhandelt die Unternehmensführung mit Verdi über den geplanten Stellenabbau. Er rechne nicht damit, dass man am Donnerstag noch zu einem Ergebnis komme, sagte Verdi-Verhandlungsführer Frank Bethke dem Tagesspiegel. Die Gespräche stünden jedoch unter Zeitdruck, da der T-Mobile-Aufsichtsrat am kommenden Montag über das Personalbudget entscheiden werde.

„Für die Mitarbeiter ist es unverständlich, dass die Telekom in Bonn gute Ergebnisse präsentiert, zu denen T-Mobile mit mehr als zwei Milliarden beigetragen hat, und auf der anderen Seite Stellen gestrichen werden sollen“, sagte Bethke. T-Mobile will europaweit 3380 Stellen einsparen, davon 1700 in Deutschland.

2004 erzielte die Telekom einen Konzernüberschuss von 4,6 Milliarden Euro. Ein großer Teil des Überschusses geht dabei auf den Verkauf von Beteiligungen zurück – wie zum Beispiel an der russischen Mobilfunkfirma MTS – und darauf, dass die Telekom ihre Mobilfunklizenzen in den USA in den Büchern höher bewertet hat (Zuschreibung). Ohne diese Sondereffekte hätte der Überschuss nur bei 2,2 Milliarden Euro gelegen, erläuterte Finanzchef Karl-Gerhard Eick.

Beeindruckt zeigte sich Telekom-Analyst Frank Rothauge vom Bankhaus Sal. Oppenheim vor allem von dem hohen Cash Flow, also den flüssigen Mitteln in der Telekom-Kasse. Der freie Cash Flow lag bei 10,2 Milliarden Euro. „Das ist mehr als bei Siemens, Eon, RWE und BASF zusammen“, sagte Rothauge. „Das ist beeindruckend und zeigt klar die verbesserte Investitionspolitik.“ Die Telekom investiere nur noch dort, wo ganz klar ein Rückfluss zu erwarten sei.

Vom Konzernüberschuss will die Telekom erstmals seit zwei Jahren wieder eine Dividende zahlen: 62 Cent pro Aktie. Die Telekom schüttet damit rund 2,6 Milliarden Euro an die Aktionäre aus.

Zu Berichten, wonach der Staatsanwaltschaft in Bonn ein neues Gutachten über den Wert des Immobilienvermögens der Telekom im Jahr 1995 vorliege, sagte Finanzvorstand Eick, hieraus ließe sich keine Rückrechnung auf die umstrittene Immobilienbewertung in der Eröffnungsbilanz vornehmen. Der Telekom wird vorgeworfen, die Immobilien in den Bilanzen zu hoch bewertet zu haben. Nach dem dritten Börsengang hatte die Telekom eine Wertberichtigung von knapp drei Milliarden Euro auf das Immobilienvermögen vornehmen müssen. Fred Apostel, Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, sagte dem Tagesspiegel, die Ermittlungen seitens der Staatsanwaltschaft seien inzwischen abgeschlossen. Bis Ostern habe die Telekom nun Gelegenheit zu einem Kommentar. Erst danach werde entschieden, ob Anklage erhoben wird.

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