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Telekom: Urabstimmung über Streik angelaufen

Im Streit um die Auslagerung von 50.000 Stellen bei der Telekom stehen die Zeichen auf Arbeitskampf. Seit heute morgen läuft, begleitet von Warnstreiks, die Urabstimmung. Ergebnisse werden bis Donnerstag erwartet.

Begleitet von Warnstreiks hat bei der Deutschen Telekom die Urabstimmung über einen Streik begonnen. "Der Andrang an den Wahlurnen war am ersten Tag sehr groß", sagte der Streikleiter der Gewerkschaft Verdi, Ado Wilhelm, in Bonn. Aufgerufen zur Urabstimmung sind rund 18.000 Beschäftigte, die bis Mittwoch ihre Stimmen abgeben können. Wenn die nötige Mehrheit von 75 Prozent erreicht wird, ist der Weg frei für einen Arbeitskampf bei der Telekom.

Die Gewerkschaft rief bundesweit 12.000 Beschäftigte zu befristeten Arbeitsniederlegungen auf. Die Warnstreiks betrafen nach Angaben von ver.di in erster Linie Call- Center und führten zu Beeinträchtigungen und Verzögerungen im Service. Auch in den kommenden Tagen sollen die Proteste weitergehen. "Wir unterstreichen damit, dass wir handlungsfähig sind", sagte Verdi- Bundesvorstand Lothar Schröder. Bereits in den vergangenen Wochen hatten mehrere tausende Telekom-Mitarbeiter gegen den Konzernumbau protestiert. Bei dem Konflikt geht es um die Auslagerung von 50.000 Mitarbeitern, die mit Arbeitszeitverlängerungen und geringerer Bezahlung einhergehen soll.

Schröder zeigte sich überzeugt, dass die nötige Mehrheit erreicht wird. "Wir werden locker über die nötige Marke von 75 Prozent kommen", sagte er. DGB-Chef Michael Sommer sagte im Bayerischen Rundfunk: "Es ist wirklich schändlich, dass auf dem Rücken der Belegschaft versucht wird, die Krise der Telekom zu lösen, statt mit den Beschäftigten es zusammen zu tun."

Telekom will gegen die Streiks klagen

Die Telekom kritisierte die Proteste. Mit einem Streik ließen sich keine Probleme lösen, sagte ein Konzernsprecher. Er verwies auf die Löhne in den betroffenen Geschäftsbereichen, die weiter über denen der Konkurrenz lägen. Mit ihrem Angebot, das eine Lohnkürzung von neun Prozent und eine Verlängerung der Wochenarbeitszeit um vier Stunden umfasste, habe das Unternehmen eine Annäherung an das Niveau der Wettbewerber erreichen wollen. Die Telekom will gegen die Streiks juristisch vorgehen. Der Konzern legte nach Angaben vom Freitag bei Gericht einen Feststellungsbescheid ein, um eventuell fälligen Schadenersatz von Verdi anlässlich der Warnstreiks zu verlangen.

Der Finanzinvestor Blackstone, mit 4,5 Prozent der größte Telekom-Aktionär nach der Bundesregierung und der staatlichen KfW, meldete sich im Telekom-Konflikt erstmals zu Worte: "Wir hoffen sehr, dass Management und die Mitarbeiter sowie Gewerkschafts-Vertreter einen für beide Seiten akzeptablen Kompromiss finden werden", schrieb Blackstone-Manager Robert Friedman in einem Brief an den Generalsekretär der Gewerkschafts-Dachorganisation UNI Global Union, Philip Jennings. Nach Angaben aus Konzernkreisen hat Blackstone auf eine schnelle Restrukturierung des Bonner Unternehmens gedrungen, um dem Aktienkurs auf die Sprünge zu helfen. Jennings hatte in einem Brief an Blackstone einen Strategiewechsel von dem Finanzinvestor gefordert.

Aufsichtsrat stimmt hat der Auslagerung

Sollte Blackstone weiter auf die Auslagerungen von rund 50.000 Mitarbeitern der Telekom drängen, wollten die Gewerkschaften ihre Investitionen in Fonds der Finanzgesellschaft überdenken, hatte Jennings geschrieben. Blackstone verwies nun darauf, dass seine Gesellschaft nicht in die Verhandlungen über den Konzerumbau eingebunden sei. "Unsere Rolle ist darauf beschränkt, über Sachverhalte abzustimmen, die dem Aufsichtsrat vorgelegt werden." Dort repräsentiere Blackstone nur einen von 20 Sitzen. Der Aufsichtsrat hat der umstrittenen Auslagerung der Mitarbeiter in den neuen Bereich T-Service bereits zugestimmt.

Allein in Niedersachsen und Bremen ließen nach Angaben der Gewerkschaft etwa 1.500 Telekom-Beschäftigte die Arbeit vorübergehend ruhen, in Baden-Württemberg waren es 1.600, in Hessen 1.300, in Rheinland-Pfalz 1.200 und im Saarland rund 200 Telekom-Beschäftigte. In Sachen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wurde mit 700 Teilnehmern an Protesten gerechnet. (mit AFP/dpa)

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