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Telekom: Verdi akzeptiert weniger Lohn und mehr Arbeit

Einigung im Tarifstreit der Deutschen Telekom: Die Verdi-Verhandlungsführer beklagen die Arbeitszeitverlängerung. Der Telekom-Personalchef hat seine Ziele erreicht.

Berlin - Die Börse hat die Einigung im Tarifstreit der Deutschen Telekom positiv aufgenommen. Die T-Aktie stieg am Mittwoch zeitweise um mehr als zwei Prozent. Zustimmung zum Kompromiss kam auch aus der SPD. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück begrüßte die Einigung als „sehr vernünftige Lösung der Tarifparteien“. Die Einigung sieht vor, dass die Beschäftigten in den drei neuen Service-Gesellschaften ab dem 1. Juli 38 statt bisher 34 Stunden in der Woche arbeiten müssen. Außerdem sinken die Gehälter um 6,5 Prozent. Allerdings federt die Telekom die Lohnkürzung für die bestehenden Mitarbeiter über 42 Monate ab. Zudem sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2012 ausgeschlossen sowie auch ein Verkauf der neuen Servicegesellschaften bis Ende 2010. Damit geht ein monatelanger Arbeitskampf zu Ende, der mit Warnstreiks begann und zuletzt jeden Tag bis zu 15 000 Telekom-Mitarbeiter auf die Straße brachte. 50 000 Mitarbeiter sollen künftig in den neuen Service-Gesellschaften arbeiten. Die Telekom will mit dem Konzernumbau ihre Kosten senken, aber auch den Service verbessern. Allein 2006 hatte sie mehr als zwei Millionen Kunden an die Wettbewerber verloren.

Verdi wehrte sich vor allem dagegen, dass die Mitarbeiter künftig weniger verdienen sollten. Jetzt müssen sie zunächst einmal länger arbeiten: „Das ist bitter“, sagte Verhandlungsführer Lothar Schröder. Aber die Erhöhung der Wochenarbeitszeit führe nicht zu Personalabbau, sondern dazu, dass die Telekom künftig weniger Aufträge an Fremdfirmen vergebe. Doch auch die Telekom musste Abstriche von ihren anfänglichen Vorstellungen machen: „Kluge Kaufleute bauen einen kleinen Puffer auf, bevor sie in die Verhandlungen gehen“, sagte Personalvorstand Thomas Sattelberger im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

Die Telekom habe daher ihr Ziel erreicht: „Die Einsparungen liegen zwischen den 500 bis 900 Millionen Euro, die wir angestrebt haben.“ Eine genauere Zahl wollte Sattelberger nicht nennen. Für das Unternehmen sei die abgesenkte Vergütungsstruktur auch bei den Einstiegsgehältern wichtig, sagte er. „Dass wir diesen Nachteil gegenüber unseren Wettbewerbern abmildern konnten, wird am längsten tragen.“ Persönlich freue er sich darüber, neue Elemente der Personalentwicklung eingeführt zu haben. „In anderen Unternehmen wird nur an die Karrieren der bestbezahlten Manager gedacht. Bei der Telekom wird es in Zukunft auch Service-Karrieren für Monteure und Callcenter-Agenten geben.“

Der von Sattelberger zuletzt in die Verhandlungen eingebrachte Erfolgsbonus ist allerdings nicht mehr Bestandteil der jetzigen Einigung. „Es gibt ideologische Schranken bei der Gewerkschaft, sich mit dem Thema Chancen- und Risiko-Gemeinschaft zu befassen. Da sind noch Lernprozesse nötig“, sagte der Personalchef. Allerdings sei es dem Unternehmen gelungen, den variablen Anteil des Gehalts deutlich – von heute sieben auf jetzt 15 bis 20 Prozent – zu erhöhen.

Noch habe die Telekom keine abschließende Rechnung, was der Streik das Unternehmen gekostet hat. „Wir sind gerade dabei, die Kosten zu beziffern“, sagte Sattelberger. Der Personalchef geht zwar davon aus, dass man im Unternehmen nun relativ zügig zur Normalität zurückkehren wird. „Aber da sind Gräben aufgebrochen“, sagte er. „Es ist nun Aufgabe der Führung vor Ort, die Scherben behutsam wieder zu kitten.“

Martin Dörmann, Berichterstatter der SPD-Bundestagsfraktion für Telekommunikation, begrüßte, dass es nicht zu Lohneinbußen für die Beschäftigten kommt. „Entscheidend ist am Ende, was die Arbeitnehmer in der Tasche haben“, sagte Dörmann dieser Zeitung. „Es wurde ein Weg gefunden, dass das Entgelt zunächst auf dem Niveau von heute bleiben kann.“ Auch die Vereinbarungen in Sachen Kündigungs- und Verkaufsschutz wertete Dörmann positiv. „Uns ist wichtig, dass die Telekom ein integrierter Konzern bleibt“, sagte er. „Es werden neue Beschäftigungsperspektiven im Unternehmen geschaffen, und für die bestehenden Arbeitsplätze gibt es mehr Sicherheit.“

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