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Telekom: War Klaus Zumwinkel der Auftraggeber?

Die Spitzelaffäre erschüttert die Deutsche Telekom: Nach neuesten Erkenntnissen soll der ehemalige Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel persönlich den Auftrag zur Bespitzelung von eigenen Managern und Journalisten erteilt haben.

Die mehrere hundert Mann starke Konzernsicherheit der Telekom sollte einem "Spiegel"-Bericht nach in den Jahren 2005 und 2006 herausfinden, welche der Führungskräfte interne Informationen an die Presse weitergegeben haben. Ausgewertet wurden offenbar "mehrere hunderttausend Datensätze".

Vorstandschef René Obermann - zu der fraglichen Zeit für die Handy-Sparte verantwortlich - verspricht nun eine lückenlose Aufklärung. Licht in das Dickicht soll die Staatsanwaltschaft Bonn bringen, bei der Obermann am 14. Mai selbst Anzeige erstattete. Zudem beauftragte die Telekom eine Kölner Anwaltskanzlei damit, die internen Abläufe bei dem Unternehmen zu durchleuchten.

Der damalige Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke wie auch der frühere Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel dementieren jedoch, Auftraggeber der Spitzelaktionen gewesen zu sein. Ein Ermittlungsverfahren gibt es bislang nicht. "Die Deutsche Telekom hat uns ein etwas größeres Paket mit Unterlagen zukommen lassen, verbunden mit der Bitte, sie zu prüfen", sagte der Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, Friedrich Apostel. Diese Prüfung in Hinblick auf eine mögliche strafrechtliche Relevanz laufe nun.

Sicherheitsfirma: Spähattacken "flächendeckend und ausgefeilt"

Auffällig ist, dass der seit November 2006 amtierende Telekom-Chef Obermann die Verantwortung für die Konzernsicherheit nach der Stabsübergabe Anfang 2007 selbst übernahm. Wie ein Sprecher bestätigt, wurden die Richtlinien für die Abteilung verschärft. Obermann habe dies getan, da er ein ungutes Gefühl gehabt habe.

Der Chef der externen Sicherheitsfirma selbst schätzt ein: "Die Projekte können selbst im nachrichtendienstlichen Maßstab nur als ungewöhnlich flächendeckend und ausgefeilt bezeichnet werden." Weitere Spähattacken seien "konkret geplant und beauftragt" gewesen, unter anderem "die Überwachung eines ihrer Anteilseigner mit Hauptsitz in New York", schreibt der "Spiegel" unter Berufung auf das Schreiben an die Telekom.

In den betreffenden Jahren 2005 und 2006 stand das Unternehmen massiv unter Druck, da die Führungsmannschaft um Ricke keine Lösungen für die drängendsten Probleme fand. Die Kunden liefen in Massen zur Konkurrenz über und der Gewinn schmolz dahin. Über die internen Auseinandersetzungen im Management und die Hilflosigkeit von Ricke berichteten damals die Medien ausführlich.

Telekom: Konzernabteilung Sicherheit wurde weitreichend verändert

Der stellvertretende Aufsichtsratschef Lothar Schröder forderte eine schnelle Aufklärung. "Wir haben ein brennendes Interesse daran. Und ich habe den Eindruck, dass auch der Vorstand eine schnelle Aufklärung will", sagte er am Samstag. Schröder sitzt als Vertreter der Gewerkschaft Verdi im obersten Gremium des Bonner Konzerns. "Es wäre ein weitreichender Skandal, wenn Manager, Aufsichtsräte und Journalisten bespitzelt worden wären", sagte Schröder. "Im Moment fehlt der Glaube, dass die Vorwürfe sich am Ende als völlig haltlos erweisen könnten."

Die Telekom teilte mit, sie habe bereits 2007 weitreichende personelle und organisatorische Veränderungen in der Konzernabteilung Sicherheit vorgenommen. "Die Abteilung wurde komplett umgebaut und mit neuen Kontrollmechanismen personeller und organisatorischer Art aufgestellt." Die Telekom hatte die Daten von einer externen Firma auswerten lassen, die auf IT-Sicherheit spezialisiert ist. Verantwortlich für die Konzernsicherheit zeigte sich in der fraglichen Zeit der frühere Personalvorstand Heinz Klinkhammer.

Arbeitnehmervertreter waren Ziel der Aktionen

"Ein ungewöhnlicher Ressortzuschnitt, die Sicherheit beim Personalvorstand anzusiedeln", sagt ein Unternehmenskenner. Dem Vernehmen nach sollen vor allem die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat Ziel der Spionageattacke gewesen sein. Intern galten sie als mögliches Informationsleck, da oftmals Details von bevorstehenden Stellenstreichungen vorab an die Öffentlichkeit gelangten.

Im Konzern wird nun befürchtet, dass die Spitzelaktion nur die Spitze des Eisberges ist. Die Auswertung der Verbindungsdaten ergibt nur, wer mit wem wie lange telefoniert hat. Über den Inhalt der Gespräche verraten sie nichts. "Dafür müsste man abhören, was für die Telekom leicht wäre", sagt ein mit solchen Vorgängen vertrauter Berater. (rope/dpa/AFP)

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