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Wirtschaft: Telekom will jetzt richtig zulangen

BONN (wei).Die Telekom geht erneut auf Konfrontationskurs zur Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RTP): Für den Zugang ihrer Wettbewerber zu den Telefonanschlüssen hat sie eine Monatsmiete von 47,26 DM beantragt, nachdem die RTP den Antrag auf ein Entgelt von 28,80 DM im März als überhöht zurückgewiesen hatte.

BONN (wei).Die Telekom geht erneut auf Konfrontationskurs zur Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RTP): Für den Zugang ihrer Wettbewerber zu den Telefonanschlüssen hat sie eine Monatsmiete von 47,26 DM beantragt, nachdem die RTP den Antrag auf ein Entgelt von 28,80 DM im März als überhöht zurückgewiesen hatte.Die Höhe dieser Miete gilt als entscheidend für den Wettbewerb bei Ortsgesprächen.Gleichzeitig bot der Wettbe-werbsexperte beim Vorstand der Telekom, Hans-Willi Hefekäuser, den Regulierern Gespräche an.

Der Antrag betrifft die "letzte Meile" zwischen den Ortsvermittlungsstellen und den Endkunden der Telekom.Diese Strecke ist der teuerste Teil des Telefonnetzes.Nach dem Telekommunikationsgesetz ist die Telekom verpflichtet, ihren Wettbewerbern die bereits verlegten Kupferadern zur Verfügung zu stellen, wenn ein Kunde zu einer anderen Telefongesellschaft wechselt.Allerdings bleibt die sogenannte Teilnehmeranschlußleitung im Eigentum der Telekom, die dafür einen kostendeckenden Preis verlangen darf.Einen ersten Antrag auf dieses Entgelt hatte der Vorstand der Telekom Anfang des Jahres bei der Regulierungsbehörde gestellt.Danach sollten die Wettbewerber 28,80 DM im Monat zahlen.

Diesen Antrag hatte die RTP abgelehnt und ein vorläufiges Entgelt von nur 20,65 DM festgelegt.Sie war damit noch deutlich über der Empfehlung des Bundeskartellamtes geblieben, das 14,30 DM für ausreichend hielt.Die Telekom verlangt von ihren eigenen Kunden 21,40 DM Grundgebühr für den Hauptanschluß.Hefekäuser und der Technik-Vorstand der Telekom, Gerd Tenzer, begründeten den neuen Antrag und den deutlich höheren Preis damit, daß - wie im Telekommunikationsgesetz (TKG) vorgesehen - nun die Wiederbeschaffungskosten in die Kalkulation einbezogen worden sind.

Dagegen sei man beim ersten Antrag von einer "historischen Betrachtung" ausgegangen.Nach Darstellung Tenzers ist es nicht überraschend, daß die Wiederbeschaffungskosten höher ausfallen.Da die Einrichtung von Anschlüssen in der Fläche arbeitsintensiv und kaum zu rationalisieren sei, steige der Aufwand dafür schneller als für andere Leistungen im Netz.Allerdings räumten die Manager der Telekom ein, daß die Differenzen mit der Regulierungsbehörde über den zu wählenden Zeithorizont zur Berechnung hinausgehen.So gebe es keine Verständigung über die Berechnungsmodalitäten, obwohl das von der Telekom verwendete Kostenrechnungssystem "INTRA" international anerkannt sei."Der Regulierer muß jetzt Klarheit schaffen, welches Kostenmodell zum Einsatz gebracht werden soll", forderte Hefekäuser.Die Telekom-Manager gehen davon aus, daß sie Teilnehmeranschlüsse 15 Jahre nutzen können und für das eingesetzte Kapital eine Rendite von 12,6 Prozent erzielen.Die RTP hatte dagegen bei der Ablehnung des ersten Antrages deutlich gemacht, daß sie einen Abschreibungszeitraum von 20 Jahren zugrundelegt und eine Rendite von 9,25 Prozent für ausreichend hält.

Dem hat der Vorstand jetzt insofern Rechnung getragen, als er hilfweise ein Entgelt von 38,19 DM beantragt hat.Damit soll verhindert werden, daß die Regulierungsbehörde gar keinen Preis festlegt, wenn die gegenwärtige Übergangsregelung am 17.August ausläuft.Bis dahin muß über den Antrag der Telekom entschieden werden.

Der Vorstandsvorsitzende der konkurrierenden Telefongesellschaft Otelo, Ulf Bohla, bezeichnete die Berechnungen der Telekom dagegen als "bloße Phantasiezahlen", mit denen nur Verwirrung gestiftet werde.Der Telekom-Konkurrent Mannesmann Arcor nannte den neuen Antrag eine Gefahr für den liberalisierten Telekommunikationsmarkt.Mannesmann Arcor könne den Antrag in keiner Weise nachvollziehen.

Unterdessen hat der Verband Privater Kabelnetzbetreiber (Anga) die Telekom aufgefordert, über die angekündigte Ausgliederung ihres Breitbandkabelgeschäfts direkte Gespräche mit den privaten Kabelnetzbetreibern zu führen.Beim Verkauf des Kabelnetzes müsse darauf geachtet werden, daß der gewünschte Wettbewerb bei den Anbietern möglich wird und daß die langfristige Sicherung des Multimedia-Standortes Deutschland im Block behalten werde, forderte Anga-Vizepräsident Peter Stritzl in Bonn.

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