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Wirtschaft: Telekom will mehr Kunden und weniger Mitarbeiter

Konzernchef Ricke präsentiert Überschuss von 4,4 Milliarden Euro seit Jahresanfang und verteidigt geplanten Stellenabbau

Berlin - Der Vorstandschef der Deutschen Telekom, Kai-Uwe Ricke, gibt dem Konzern einen neuen Kurs vor: Aggressiv will die Telekom um neue Kunden werben. In den kommenden Jahren soll vor allem der Umsatz gesteigert werden – auch wenn das zu Lasten des Ergebnisses gehen sollte. Zugleich verteidigte Ricke bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Quartal den angekündigten Abbau von 32000 Arbeitsplätzen im Konzern. „Wir müssen jetzt handeln, um die Deutsche Telekom zukunftssicher zu machen“, sagte Ricke. „Die Gewinne von heute sind eigentlich die Gewinne von gestern und haben nichts mit den Personalmaßnahmen der Jahre 2006 bis 2008 zu tun.“ Das Unternehmen hat in den ersten neun Monaten einen Gewinn von 4,4 Milliarden Euro erzielt. Im Vorjahr stand zu dieser Zeit unter dem Strich noch ein Verlust von 150 Millionen Euro.

Die Börse zeigte sich enttäuscht vom Ausblick auf rückläufige Ergebnisse im kommenden Jahr und quittierte dies mit Verkäufen – auch wenn die vorgelegten Quartalszahlen über den Erwartungen der Analysten lagen. Bis Handelsschluss verlor die T-Aktie 2,5 Prozent auf 14,64 Euro.

Unterdessen demonstrierten Telekom-Beschäftigte weiter gegen den in der Vorwoche angekündigten Stellenabbau – auch in Berlin und Brandenburg. Nach Angaben von Verdi waren es bundesweit etwa 7000. Details, wie viele Mitarbeiter in welchen Regionen betroffen sein werden, nannte Ricke nicht. Von den 32000 Betroffenen sollen allein 20000 die Festnetzsparte T-Com verlassen. Kündigungen kann die Telekom bis 2008 wegen eines mit Verdi vereinbarten Moratoriums nicht aussprechen. Der Abbau soll über freiwillige Instrumente, wie etwa Altersteilzeit, Abfindungen und Vorruhestandsregelungen, erfolgen. Dafür will die Telekom 3,3 Milliarden Euro aufwenden. Ricke versprach, den Personalab- und umbau „sozialverträglich zu gestalten“. Ab 2009 rechne die Telekom mit einem Einspareffekt bei den Personalkosten von rund 1,7 Milliarden Euro jährlich, fügte er hinzu. Als Grund für den Personalumbau nannte er „einen nie da gewesenen technologischen Wandel“. Die gesamte Branche stehe „vor dramatischen Umbrüchen. Dabei wird kaum ein Stein auf dem anderen bleiben.“

Der Konzernchef kündigte an, die Telekom werde allein im Jahr 2006 zusätzlich 1,2 Milliarden Euro in Werbung, neue Tarife und Produkte stecken, um damit den Umsatz in den kommenden zwei Jahren um je rund fünf Prozent zu steigern. Das Geld soll vor allem in das Breitband- und Festnetzgeschäft und den Mobilfunk fließen. „Wir setzen entschlossen auf die Verteidigung und den weiteren Ausbau unserer Umsatzmarktanteile“, sagte Ricke.

Unter dem immer härter werdenden Wettbewerb leidet vor allem die Festnetzsparte der Telekom. Träger des Wachstums war erneut der Mobilfunk, der inzwischen fast die Hälfte des gesamten Konzernumsatzes (44,2 Milliarden Euro in neun Monaten) erlöst. T-Mobile Deutschland verteidigte dabei die Marktführung mit einem Anstieg der Kundenzahl um 530000 auf 28,7 Millionen.

Nicht nur im Inland will die Telekom wachsen, sie schaue sich auch weiter nach Akquisitionen in Europa um, jedoch nur auf Märkten, auf denen der Konzern bereits präsent sei, sagte Ricke. Den Aktionären versprach er, auch für 2005 eine „attraktive Dividende“ zu zahlen.

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