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Wirtschaft: Telekom zum Ausbau des TV-Kabelnetzes bereit

Sommer stellt aber Bedingungen / Kabel-TV könnte teurer werden BERLIN (val).Telekom und private Kabelanlagenbetreiber sitzen alle in einem Boot, oder besser: Sie hängen alle in einem Netz.

Sommer stellt aber Bedingungen / Kabel-TV könnte teurer werden

BERLIN (val).Telekom und private Kabelanlagenbetreiber sitzen alle in einem Boot, oder besser: Sie hängen alle in einem Netz.Und das muß erweitert werden, denn immer mehr Anbieter von TV-Programmen drängen auf den Markt.Auf dem "Kabelgipfel", der am heutigen Dienstag in Bonn stattfindet, will Telekom-Chef Ron Sommer sowohl den Ausbau des digitalen als auch des analogen Kabelnetzes anbieten.Doch er stellt Bedingungen: "Dafür erwarten wir eine andere Gebührenordnung und eine Beteiligung an der Wertschöpfung im digitalen Pay-TV", sagte Sommer am Wochenende.Der Ausbau des analogen Kabelnetzes müsse finanzierbar sein.Wer Programme sende, müsse dafür auch einen Preis zahlen, der die Investitionen in Milliardenhöhe rechtfertige."Wir stehen im Kabelgeschäft nicht so da, wie die Aktionäre es erwarten", sagte Sommer.Preiserhöhungen für Kabeleinspeisungen sollten nicht nur private, sondern auch öffentlich-rechtliche Fernsehsender betreffen. Telekom und Private Kabelanbieter sind im Fernsehnetz miteinander verwoben.Heute versorgt die Telekom über ihr Fernsehkabelnetz rund 17 Millionen deutsche Haushalte mit TV-Programmen.Daneben gibt es private Kabelanbieter.Sie nutzen die Maschen des Telekom-Netzes, um von Knotenpunkten aus ihre Kabel zu den Haushalten zu legen.Solche Kabelstrecken, die auch als "letzte Meilen" bezeichnet werden, führen zum Beispiel von einer Straße bis zum Fernseher des Endverbrauchers.Die meisten "letzten Meilen" legen die im Verband Privater Kabelnetzbetreiber (Anga) organisierten mittelständischen Unternehmen.Der Anga zufolge führen ihre Kabel in rund sieben Millionen deutsche Haushalte. Im Netz herrscht Zwist, weil es unterschiedliche Ansichten darüber gibt, wie es ausgebaut werden soll.Die Telekom setzt auf das digitale Fernsehen, auf jene flimmernde Welt, die sich Otto Normalverbraucher nur ansehen kann, wenn er einen Decoder kauft.Die privaten Anbieter des Fernsehkabels hingegen wollen zweigleisig in die Zukunft fahren.Nicht nur digitale, auch mehr herkömmliche, "analoge" Bilder gilt es nach Ansicht der Anga in den Fernseher zu beamen. Der Kunde sei nämlich noch längst nicht auf seine digitale Zukunft vorbereitet.Bis sich alle 17 Millionen Haushalte zum Kauf eines Decoders durchgerungen hätten, können nach Meinung der Anga noch ein paar Jahrzehnte verstreichen.Das Netz dürfe nicht nur digitalisiert werden, lautet ihre Devise daher, sondern auch der Frequenzbereich der herkömmlichen Fernsehtechnik müsse in etwa verdoppelt werden.Zu den bisher 31 Kanälen würden weitere 32 kommen.Das würde die Telekom nach Schätzungen der Anga ungefähr 1 Mrd.DM kosten ­ Eine "lächerliche Summe", sagt Anga-Präsident Thomas Braun. Der Zwist könnte aber bald vom Tisch sein, sagt Braun.Er könne der Telekom garantieren, daß sich die Investition in die Erweiterung des TV-Kabelnetzes auch für sie finanziell lohnt.Nun müßten nur noch die Landesmedienanstalten zusagen, daß sie sich nicht bei der Entscheidung darüber einmischen, welche Programme in die zusätzlichen Kabel eingespeist werden.Denn für die bisherigen 31 Kanäle entscheiden per Gesetz noch die Landesmedienanstalten, welche Programme gesendet werden.Mit dem "Sozialismus im Netz" müsse jetzt Schluß sein, forderte auch Anga-Geschäftsführer Bernd Jäger.Die Landesmedienanstalten sollten lediglich eine "Grundversorgung" sicherstellen, damit der Bürger sich über das aktuelle politische Geschehen auf dem Laufenden halten könne.Was aber ansonsten gesendet würde, sollten fortan Telekom und Privatanbieter selber regeln.Bei dieser Frage gäbe es keine Reibungspunkte mit der Telekom, solange der Kunde im Mittelpunkt stünde, glaubt der Anga-Chef. Bislang hat die Telekom zwar zugesagt, ihr Netz irgendwann für irgendwen zu digitalisieren.Bei der Erweiterung des herkömmlichen, analogen Frequenzbereiches zierte sie sich jedoch: "Hinterher müßten wir nur umrüsten und das rentiert sich nicht", wehrte Pressesprecher Stephan Althoff bislang alle Forderungen ab.Das Einlenken Ron Sommers vom Wochenende überraschte daher die Marktteilnehmer.Möglich, daß die Proteste der privaten Fernsehveranstalter den Strategiewechsel bei der Telekom ausgelöst haben: Sie haben sich am vergangenen Donnerstag mit einem Beschwerdebrief an die EU-Kommission in Brüssel gewandt.Indem der Konzern sich weigere, ihnen weitere Kanäle zur Verfügung zu stellen, füge er ihnen Schäden in Millionenhöhe zu, klagte der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation.Alleine Super RTL habe deswegen im letzten Jahr fast 24 Mill.DM weniger verdient.

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