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Wirtschaft: Telekommunikations-Manager Thomas Mecke wird Chef der BWB Holding

Acht lukrative Vorstandsposten sind zu vergeben. Doch acht sind offensichtlich nicht genug: Zu viele Kandidaten wollen einen Platz im Vorstand der Berliner Wasserbetriebe (BWB), des größten europäischen Wasserversorgers, einnehmen.

Acht lukrative Vorstandsposten sind zu vergeben. Doch acht sind offensichtlich nicht genug: Zu viele Kandidaten wollen einen Platz im Vorstand der Berliner Wasserbetriebe (BWB), des größten europäischen Wasserversorgers, einnehmen.

Der Kampf um die Top-Positionen bei den BWB ist - so heißt es offiziell - nicht vor dem kommenden Monat entschieden. Eröffnet wurde er durch die Teilprivatisierung der BWB und die Verdoppelung der Zahl der Vorstandsposten von vier auf acht. So viele Plätze gibt es in der neuen Struktur zu verteilen - je vier in der neuen Holding des Unternehmens und bei den alten BWB. Viele Interessen müssen berücksichtigt werden: Parteien, Gewerkschaften und die privaten Investoren reden mit. Über sieben der acht Posten sind sich die Gesellschafter schon einig geworden - mit der Bekanntgabe der Personalien wollen sie jedoch noch warten, bis die Teilprivatisierung abgeschlossen ist. Aus der BWB-Unternehmensführung erfuhr der Tagesspiegel, dass Thomas Mecke, Vorstandschef der RWE-Telliance AG, Essen, Vorstandsvorsitzender der BWB Holding AG wird. Mecke ist der Kandidat des Konsortiums, das kürzlich den Zuschlag für 49,9 Prozent der BWB-Anteile erhalten hat. Neben Mecke tritt der Vivendi-Manager Jörg Simon, derzeit einer von drei Geschäftsführern der Vivendi-Tochter Compagnie Générale des Eaux Deutschland GmbH in Berlin. Er wird - wie gestern berichtet - Vorstandschef der Anstalt öffentlichen Rechts, die das reine Wassergeschäft in Berlin betreibt, und folgt Bertram Wieczorek.

Ausscheiden wird Personalvorstand Horst Brum. Er verhandelt - wie berichtet - bereits über einen Aufhebungsvertrag. Nachfolgerin wird voraussichtlich die hessische ÖTV-Sekretärin Christa Hecht. Technik-Vorstand bleibt Ludwig Pawlowski, Finanz-Vorstand Ortwin Schulz. In den Holding-Vorstand rücken - so die bisherige Planung - neben Mecke ein kaufmännischer Vorstand, den Vivendi benennen dürfte, und ein Entsandter der Arbeitnehmervertreter. Favorit für dieses Amt ist Norbert Schmidt, Berliner Sekretär der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr. Der BWB-Aufsichtsrat wird die Personalien voraussichtlich erst im September behandeln, wenn er das nächste Mal zusammenkommt.

Wie er allerdings den achten Posten besetzen wird, ist noch offen. Der bisherige BWB-Chef Wieczorek macht sich Hoffnungen auf den Job, der das Ressort Internationale Geschäfte umfasst. Ob er ihn freilich ergattert, ist nach Angaben aus BWB-Kreisen höchst fraglich. Denn er konkurriert um das Holding-Vorstandsressort mit Dieter Ernst (CDU), Staatssekretär von Wirtschaftssenator Wolfgang Branoner (CDU). Weder Ernst noch Branoner - der wie Wieczorek gerade Ferien macht - wollen jetzt darüber reden. Die Personalie ist ein brisantes Politikum: Ernst würde in eine im Unterschied zu seinem jetzigen Job viel höhere Gehaltsgruppe rücken, obwohl wenig über seine Management-Qualitäten bekannt ist. Außerdem müßte der noch vier Jahre laufende Vertrag mit seinem Parteifreund Wieczorek aufgehoben werden - was teuer würde. Womöglich werden sowohl Ernst als auch Wieczoreck am Ende ohne lukrativen Vorstandsjob dastehen. Denn für den Posten, für den das Land Berlin das Vorschlagsrecht hat, gibt es noch weitere Bewerber. Bis zum Abschluss der Teilprivatisierung soll es auch für den noch offenen Vorstandsposten einen einzigen Kandidaten geben. Namen aber, so heißt es, würden erst bekannt gegeben, wenn endgültig feststeht, dass die Teilprivatisierung überhaupt stattfindet. Diese Gewissheit gibt es erst, wenn das Landesverfassungsgericht und die Kartellbehörden der Teilprivatisierung zustimmen. Nach Tagesspiegel-Informationen werden die Spitzenjobs dann nach einem Schlüssel unter den Eigentümern der BWB verteilt. Die privaten Investoren, die für 49,9 Prozent der BWB-Holding-Anteile rund 3,1 Mrd. DM bezahlen, entscheiden demnach über die Vorstands- und Finanzchefs, die Gewerkschaften über die Personalvorstände, das Land Berlin über die beiden anderen Posten.

jhw

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