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Wirtschaft: Teles prüft Ausstieg aus DSL-Geschäft

Berliner Anbieter hat viel zu wenige Kunden

Berlin - Teles, der Berliner Anbieter von Telekommunikationstechnik, verabschiedet sich voraussichtlich aus einer einst vielversprechenden Technologie. „Wir prüfen derzeit, ob wir den Geschäftsbereich Sky-DSL einstellen“, sagte Teles- Vorstandschef Sigram Schindler dem Tagesspiegel. „In der Tat werden wir nicht ewig Verluste machen können.“ Allein im abgelaufenen Quartal machte Teles mit Sky-DSL – das sind schnelle Internetanschlüsse via Satellit – einen Betriebsverlust von 700 000 Euro. Bereits im vergangenen Jahr habe es Überlegungen gegeben, Sky-DSL einzustellen. „Aber die Schließungskosten wären so hoch gewesen, dass es mehr Sinn gemacht hat, das Angebot noch ein Jahr weiterzuführen.“ Auch habe man dem Bereich eine weitere Chance geben wollen. Im Moment – viele Verträge seien ausgelaufen, die Kündigungsfrist sei jetzt kürzer – lägen die Schließungskosten jedoch quasi bei Null. „Noch ist keine Entscheidung gefallen“, sagte Schindler. „Aber im Laufe des Jahres wird es Klarheit geben.“

Teles setzte im vorigen Jahr 28 Millionen Euro um und machte vor Steuern einen Verlust von 14 Millionen Euro. Das Unternehmen hat im Wesentlichen zwei Geschäftsbereiche: Zum einen entwickelt und vertreibt Teles Infrastruktur- systeme für Telekommunikationsnetze. Dabei setzt Teles darauf, dass immer mehr Telefongesellschaften ihr Netz auf Internettechnik umrüsten. „Das ist unser Kerngeschäft“, sagt Schindler. Doch auch hier schreibt das Unternehmen rote Zahlen. Zum anderen werden die von Teles entwickelten Sky-DSL-Dienste vermarktet. Die Idee: Via Satellit kann man Kunden einen schnellen Internetzugang auch in Gebieten zur Verfügung zu stellen, wo das Festnetz nicht ausreicht.

25 000 bis 28 000 Kunden hat Teles für Sky-DSL gewonnen – weit weniger als erwartet. „In diesem Geschäftsbereich braucht man bekanntlich mehr als eine Million Kunden, um Geld zu verdienen“, sagte Schindler. Ein Grund für die schwache Nachfrage sei: „Die terrestrische DSL-Technik ist sehr gut, und der Wettbewerb hat dafür gesorgt, dass viel mehr ausgebaut wurde, als wir Ende der 90er-Jahre erwartet haben“, sagte Schindler. „Wir haben investiert und verloren. Zehn bis 15 Millionen Euro sind weg.“

Auf der jüngsten Hauptversammlung hatte Schindler den möglichen Ausstieg aus Sky-DSL angedeutet. „Vom Geschäft bleibt immer weniger übrig“, kritisiert Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. „Teles hat kein Geschäftsmodell für eine langfristige Entwicklung.“ Das Unternehmen entwickle sich immer mehr zu einer reinen Vermögensverwaltung.

Tatsächlich verfügen die Berliner über Barmittel in Höhe von rund 17 Millionen Euro. Daneben besitzt Teles aus dem Verkauf des Internetseitenverwalters Strato noch einen Anteil von 3,7 Prozent am Internet- und Telekommunikationsanbieter Freenet. Damit ist das Unternehmen weit überkapitalisiert. Gerade hat Teles eine reguläre Dividende von einem Euro je Aktie plus einer Sonderdividende von einem Euro je Aktie ausgeschüttet – insgesamt etwa 42 Millionen Euro. „Wir werden diese Dividendenpolitik fortsetzen“, kündigte Schindler an.

An der Aktienkursentwicklung hingegen haben die Aktionäre weniger Freude: Nach der Ausschüttung der Dividende stürzte der Kurs von 4,89 Euro auf 2,85 Euro ab. Am Dienstag lag er bei 2,92 Euro. Analyst Wais Samadzada von SES Research hat die Aktie auf „Halten“ eingestuft. Er halte einen möglichen Ausstieg aus dem Sky-DSL-Geschäft für eine positive Entscheidung, da damit viel Geld verbrannt worden sei, sagte er dieser Zeitung. Für das übrige Geschäft erwarte er eine weitgehend stabile Entwicklung. Großes Wachstum hingegen halte er für unwahrscheinlich. Corinna Visser

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