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Wirtschaft: Teures Geld

Italien muss fast acht Prozent Zinsen zahlen, um Kredit zu bekommen. Das kommt womöglich auch auf Frankreich und die USA zu.

Berlin - Das hoch verschuldete Italien hat von Investoren am Dienstag Geld geliehen bekommen, dafür aber Zinsen in Rekordhöhe zahlen müssen. Bei drei Auktionen von Staatsanleihen nahm Rom 7,5 Milliarden Euro ein. Für die drei, neun und zehn Jahre laufenden Papiere verlangten die Anleger bis zu 7,89 Prozent Zinsen. Im Oktober waren es lediglich 4,93 Prozent gewesen.

Die Sieben-Prozent-Marke gilt als gefährlich, Griechenland, Irland und Portugal hatten aber ab dieser Grenze Hilfen von der Europäischen Union beantragt. Die hohen Zinsen zeigen, dass die Geldgeber fürchten, ihr Kapital womöglich nicht zurückzubekommen. Finanzhändler nahmen das Ergebnis erleichtert zur Kenntnis, der deutsche Aktienindex Dax und der Euro reagierten mit Aufschlägen, die aber später wieder verloren gingen.

Angesichts der anhaltenden Regierungskrise muss auch Belgien höhere Zinsen für kurzfristige Kredite zahlen. Die Nachfrage nach Staatstiteln mit Laufzeiten von drei und sechs Monaten war aber zum Teil sehr stark, wie die nationale Schuldenagentur berichtete. Händler erklärten dies mit wachsender Hoffnung auf ein Ende des politischen Streits.

Womöglich verteuert sich in Zukunft für weitere Staaten die Geldbeschaffung. Die US-Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) könnte den Ausblick für die französische Top-Note „AAA“ schon in den kommenden Tagen von „stabil" auf „negativ" herabstufen, wie die französische Wirtschaftszeitung „La Tribune“ berichtete. Demnach sollte die Änderung bereits vergangenen Freitag erfolgen, sei aber verschoben worden. Ein S&P-Sprecher nannte dies „Gerüchte“. Bereits am 10. November hatte S&P Frankreich herabgestuft, dies aber kurz darauf als Fehler bezeichnet und die Note wieder geändert.

In den vergangenen Wochen hatten bereits die Ratingagenturen Fitch und Moody's auf Gefahren für Frankreichs Top-Bonität „AAA“ hingewiesen. Eine Herabstufung hätte gravierende Folgen für den Euro-Rettungsfonds EFSF, der wie seine garantiegebenden Länder ebenfalls mit der Bestnote bewertet ist.

Auch die USA geraten wieder in das Visier der Agenturen. Fitch stufte am Dienstag den Ausblick herab. Es gebe eine Chance von mehr als 50 Prozent, dass die Bewertung bis 2013 zurückgestuft würde, hieß es. Moody`s hat diesen Schritt bereits im Sommer vorgenommen, S&P Washingtons Bonität auf sogar „AA+“ gesenkt. Allerdings gibt Fitch den USA erstaunlich viel Zeit für die Sanierung des Etats. Das Unternehmen verwies auf die nahen Präsidentschaftswahlen – obwohl die Staatsverschuldung auf rund 100 Prozent der Wirtschaftsleistung gestiegen ist. Carsten Brönstrup

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