zum Hauptinhalt
Trotz Prostatakrebs: Starinvestor Warren Buffett will seinen Chefposten noch nicht aufgeben. „Ich fühle mich großartig, als ob ich gesund wäre“, sagte der 81-Jährige.

© dpa

Textilhersteller Berkshire Hathaway: Starinvestor Warren Buffet hat Prostatakrebs

Schockierende Diagnose: Starinvestor Warren Buffett ist an Prostatakrebs erkrankt. Buffett gab sich kämpferisch und will weitermachen. Trotzdem drängt sich die Frage nach seinem Nachfolger mehr denn je in den Vordergrund.

Schock für Investorenlegende Warren Buffett und seine Fans: Der 81-Jährige hat Prostatakrebs in einem frühen Stadium. „Die gute Nachricht ist, dass meine Ärzte mir gesagt haben, dass mein Zustand keineswegs lebensbedrohlich ist“, schrieb der Chef der Investmentholding Berkshire Hathaway in einem offenen Brief an die Anteilseigner. „Die Untersuchungen haben keinen Anhaltspunkt dafür geliefert, dass sich der Krebs irgendwo sonst in meinem Körper ausgebreitet hat.“ Buffett versicherte am Dienstag: „Ich fühle mich großartig, als ob ich gesund wäre.“ Der Krebs sei bei einer Vorsorgeuntersuchung aufgefallen. Er wird nun Mitte Juli eine Strahlentherapie beginnen, die zwei Monate dauern soll. „Die Therapie wird mich bei Reisen einschränken, aber meinen sonstigen Tagesablauf in keiner Weise ändern“, schrieb Buffett. Bei seinen Auftritten wirkte er bis zuletzt immer topfit und machte keinerlei Anstalten, in Ruhestand zu gehen.

Die Aktionäre nahmen die Nachricht von Buffetts Erkrankung gelassen auf. Jeff Matthews, Autor von „Warren Buffett: Auf Pilgerfahrt zum Orakel von Omaha“ und Berkshire-Aktionär, sagte, er gerate nicht in Panik und glaube auch nicht, dass andere Anteilseigner dies tun würden. „Meiner Meinung nach werden 99,9 Prozent von Berkshires Investoren die Pressemitteilung lesen und Buffetts Erklärung für bare Münze nehmen“, sagte er. „Ich glaube nicht, dass das irgendetwas ändert.“ Krebsexperten erklärte, Buffett habe gute Chancen, da seine Ärzte die Krankheit frühzeitig entdeckt hätten. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Herr Buffett in den nächsten zehn Jahren an Prostatakrebs stirbt, dürfte bei zwei bis drei Prozent liegen, die Prognose ist also gut“, sagte Ralph de Vere White vom Krebszentrum an der Universität von Kalifornien.

Buffett hatte erst jüngst die Nachfolge in seinem Firmenimperium geregelt. Es ist allerdings noch geheim, wer ihn einmal auf dem Chefsessel beerben soll. Der Name liegt unter Verschluss beim Verwaltungsrat. Nicht einmal der Kandidat selbst weiß von seiner Wahl. Buffett hatte nur soviel verraten, dass er seinen Nachfolger aus den Managern seiner zahlreichen Tochterfirmen ausgewählt hat.

Vieles deutet darauf hin, dass der fürs Rückversicherungsgeschäft von Berkshire Hathaway zuständige Ajit Jain der neue Buffett wird. Jain sei schnell, leistungsfähig, entscheidungsfreudig und besitze einen Verstand, der einzigartig im Versicherungsgeschäft sei, lobte der Altmeister seinen Zögling.

Schon seit Jahren wird darüber spekuliert, wer Buffett einmal beerben könnte. Der einst als Kronzprinz geltende David Sokol war über zweifelhafte Aktiengeschäfte gestolpert. Mittlerweile zeichnet sich ab, dass niemand mehr die Machtfülle von Buffett selbst haben wird. Stattdessen werden die Rollen aufgeteilt, sollte Buffett einmal nicht mehr sein. So hat Buffett im vergangenen Jahr die beiden Investmentexperten Todd Combs und Ted Weschler eingestellt, um ihm bei seinen Finanzmarktgeschäften unter die Arme zu greifen.

An seinen Nachfolgeplänen ändere sich durch den Krebs nichts, berichtete der Fernsehsender CNBC, der einen engen Draht zu Buffett hat. Der Starinvestor weiß seit einer Woche, dass er krank ist. „Ich habe meine Diagnose am vergangenen Mittwoch erhalten.“ Seitdem musste Buffett eine Reihe an Untersuchungen über sich ergeben lassen. Wie seine langjährige enge Weggefährtin, die Journalistin Carol Loomis, auf der Website des Magazins „Fortune“ schrieb, hat Buffett die Woche ganz normal verbracht und sich nichts anmerken lassen.

Buffett gilt mit einem vom Magazin „Forbes“ geschätzten privaten Vermögen von 44 Milliarden Dollar als der drittreichste Mensch der Welt. Sein Gespür fürs Geldverdienen hatte ihm den Spitznamen „Orakel von Omaha“ eingebracht. Seine zahlreichen Fans in aller Welt schätzen aber vor allem, dass der erfolgreiche Investor bodenständig geblieben ist. Sein Lebensstil gilt als bescheiden, seine einzigen Laster sind Cola und Steaks.

Warren Buffett steht seit einem halben Jahrhundert an der Spitze von Berkshire Hathaway und hat aus dem unbedeutenden Textilhersteller eines der wertvollsten Unternehmen der Welt gemacht. An der Börse ist die Holding rund 200 Milliarden Dollar schwer - mehr als doppelt so viel wie Deutschland teuerster börsennotierter Konzern Siemens. Die Berkshire-Aktie gab nach der Schockmeldung nachbörslich leicht nach.

Zu Berkshire Hathaway gehören Aktienpakete an Großkonzernen wie Coca-Cola oder IBM und darüber hinaus rund 80 eigene Tochtergesellschaften von Versicherungen bis zu einer Fast-Food-Kette. Buffett und sein 88-jähriger Geschäftspartner Charlie Munger hatten bis zuletzt keinerlei Anstalten gemacht, das Ruder aus der Hand zu geben. Das rüstige Gespann wird nach derzeitigem Stand wie immer im Mai die Aktionäre auf der jährlichen Hauptversammlung in Omaha begrüßen. (dpa, dapd)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false