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Wirtschaft: Thatchers Erbe

Aus Gesundheitsgründen darf Margaret Thatcher nicht länger öffentlich sprechen. Aber der Thatcherismus lebt.

Aus Gesundheitsgründen darf Margaret Thatcher nicht länger öffentlich sprechen. Aber der Thatcherismus lebt. Der Glaube der eisernen Lady, der Staat solle dem Individuum Raum zur Eigeninitiative lassen, findet in Europa immer mehr Anhänger. Wenige öffentliche Personen haben ein Erbe hinterlassen, das sich mit dem von Thatcher vergleichen lässt. Ihre erfolgreiche Politik in den 80er Jahren zwang sogar die Labour-Partei - lange eine Trutzburg des Sozialismus - dazu, sich ein neues Gesicht zu geben.

Der Rückzug von Thatcher kommt zu einem Zeitpunkt, zu dem die Tory-Partei ebenfalls um ein neues Erscheinungsbild ringt, um sich von der Opposition zu unterscheiden. Auf ihrer Frühjahrskonferenz hat die Partei versucht, sich als Anwalt der Benachteiligten zu positionieren. Das ist problematisch. Erstens geraten die traditionellen Wohlfahrtskonzepte in Europa aus der Mode. Zweitens impliziert diese neue Positionierung, die Tory-Partei sei unter Thatcher nicht für die Interessen der Arbeiterklasse und der Schwachen eingetreten. Doch es ist kein Widerspruch, den Talentierten freien Spielraum zu geben und für die Schwächsten zu sorgen. Der neue Tory-Vorsitzende Iain Duncan Smith hat Recht, dass er die Partei verändern muss. Seit sie Thatcher fallen gelassen haben, ringen die Tories um eine eigene Stimme. Das liegt auch daran, dass die Labour-Partei viele Thatcher-Positionen übernommen hat. Doch hätte Duncan Smith in letzter Zeit aufmerksamer nach Europa geblickt, hätte er feststellen können, dass Thatchers politisches Programm - Steuerabbau, Reduzierung der Regulierung, Privatisierung der Unternehmen und Erweiterung des europäischen Marktes - unter den heutigen europäischen Regierungschefs immer populärer wird. Die Regierungsspitzen in Italien, Spanien und Irland kamen durch die Anschuldigung, sie wären "schlimmer als Thatcher", nicht unter Druck. Im Gegenteil. Der Freie-Markt-Verfechter Jose Manuel Durao Barroso hat die Wahlen in Portugal gewonnen und laut aktuellen Umfragen könnte es in den Niederlanden im Mai zu einem ähnlichen Wahlergebnis kommen. Den Rückzug von Thatcher sollten die Tories daher zum Anlass nehmen, mit neuen Augen auf Europa zu blicken. Dort ist Thatcherismus en vogue.

Aus dem Wall Street Journal. Übersetzt, ge

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