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Thyssen-Krupp: Schlechte Zahlen, starke Aktie

Der Konzern stellt den Verkauf der Stahlwerke in Amerika in Aussicht und leidet unter der zunehmend schwächer werdenden Konjunktur.

Berlin - Es war nur ein einziger Satz, der die Anleger am Freitag Thyssen- Krupp- Aktien kaufen ließ. „Wir sehen reges Marktinteresse und führen Gespräche mit möglichen Investoren“, hatte Vorstandschef Heinrich Hiesinger anlässlich der Veröffentlichung der Quartalszahlen geäußert. Gemeint waren die Stahlwerke in Brasilien und den USA – zwei Milliardengräber, die der Essener Konzern so schnell wie möglich loswerden will. Die Aktie schoss am Freitag um gut fünf Prozent nach oben und war damit mit Abstand der stärkste Wert im Dax. Allerdings gehört das Papier seit vielen Monaten zu den schwächsten Performern im deutschen Leitindex – was auch wiederum mit dem teuren Abenteuer bei Steel Americas und den hohen Schulden zusammenhängt. Zum 30. Juni beliefen sich die Finanzschulden auf 5,8 Milliarden Euro.

Vor zwei Jahren hatte Thyssen-Krupp die beiden Stahlwerke in Übersee in Betrieb genommen. Statt der ursprünglich veranschlagten fünf Milliarden Euro haben die Anlagen inzwischen inklusive Anlaufkosten und Abschreibungen rund zwölf Milliarden Euro gekostet. Eine von Chinesen gebaute, nicht funktionierende Kokerei und ständige Probleme mit Umweltverschmutzungen in Brasilien belasten das Projekt bis heute. Hiesinger hat deshalb vor wenigen Monaten die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley beauftragt, einen Käufer für die Stahlwerke zu finden.

Bis es so weit ist, müssen Verluste verkraftet werden. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres (bis zum 30. September) gab es bei Steel Americas einen Verlust von 778 Millionen Euro. Ursächlich dafür seien das „unbefriedigende Preisniveau“ in Nordamerika sowie die „noch nicht effiziente Auslastung der Hochöfen“ in Brasilien.

Über alle Geschäftsbereiche hinweg – neben Steel Americas gehört dazu das europäische Stahlgeschäft, Aufzüge und Fahrtreppen, der Anlagenbau, das Autozuliefergeschäft sowie der Bau von U- Booten und Fregatten – kam der Konzern in den ersten neun Monaten auf ein bereinigtes Ergebnis vor Steuern und Zinsen von 339 Millionen Euro; das war fast eine Milliarde weniger als im Vorjahreszeitraum. Viel besser wird das auch in den kommenden Monaten nicht. Hiesinger sprach am Freitag von einer „schwachen konjunkturellen Entwicklung“ und einer „allgemeinen Unsicherheit infolge der ungelösten Staatsschuldenkrise“, die sich in den Märkten „zunehmend bemerkbar“ mache. Der Konzern habe darauf hierzulande unter anderem mit Kurzarbeit für 2170 Mitarbeiter reagiert. Alfons Frese

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