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Wirtschaft: Thyssen-Krupp: Unternehmen soll Ende 2000 umgebaut sein - Aufsichtsrat billigt Konzept

Der Aufsichtsrat des Thyssen-Krupp-Konzerns hat am Freitag die geplante strategische Neuausrichtung des Unternehmens "zustimmend zur Kenntnis genommen", aber nicht über Personalfragen gesprochen. Wie ein Unternehmenssprecher nach der Sitzung berichtete, soll der Umbau des Düsseldorfer Thyssen-Krupp-Konzerns bis zum Jahresende weitgehend abgeschlossen sein.

Der Aufsichtsrat des Thyssen-Krupp-Konzerns hat am Freitag die geplante strategische Neuausrichtung des Unternehmens "zustimmend zur Kenntnis genommen", aber nicht über Personalfragen gesprochen. Wie ein Unternehmenssprecher nach der Sitzung berichtete, soll der Umbau des Düsseldorfer Thyssen-Krupp-Konzerns bis zum Jahresende weitgehend abgeschlossen sein. Dazu gehöre auch der im September oder Oktober geplante Börsengang der Stahlsparte.

Eine Diskussion über Personalfragen habe dagegen ebenso wenig stattgefunden, wie Beratungen über eine mögliche Übernahme des Reifenherstellers Contintental (Hannover), berichtete der Unternehmenssprecher. Im Vorfeld der Sitzung hatte es Spekulationen um die amtierende Doppelspitze des Konzerns aus den Vorstandschefs Gerhard Cromme und Ekkehard Schulz gegeben. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte berichtet, Großaktionäre des Unternehmens hätten signalisiert, auf der Sitzung "wichtige Personal-und Strukturfragen" diskutieren zu wollen.

Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres 1999/2000 (30.9.) habe sich die "deutlich verbesserte Ergebnisentwicklung" weiter fortgesetzt, berichtete das Unternehmen. Im ersten Halbjahr hatte der Düsseldorfer Konzern sein Ergebnis auf 366,5 Millionen Euro verdoppeln können. Analysten hatten sich jedoch von dem vorgelegten Ergebnis enttäuscht gezeigt. Für das Gesamtjahr hat Konzernchef Gerhard Cromme einen "deutlich verbesserten" Gewinn angekündigt.

Im Vorfeld der Sitzung wurde darüber spekuliert, dass der erst im Frühjahr 1999 fusionierte Konzern Thyssen-Krupp AG (TK) vor der Teilung steht. Auf der einen Seite erwartet man die Thyssen-Krupp Steel AG, Duisburg, deren Grundkapital nach einer Erhöhung im September zu 25 bis 35 Prozent an die Börse gebracht wird. Danach werden die Verhandlungen mit der französischen Usinor verstärkt. Im ersten Halbjahr 2001 soll dann entweder eine enge Kooperation oder sogar eine Verschmelzung der beiden Konzerne, Nummer drei und vier in der europäischen Stahlrangliste, stehen. Den soll Ekkehard Schulz, neben Gerhard Cromme die Doppelspitze bei der TK-Holding, führen, der als einer der weltweit renommiertesten Stahlmanager gilt.

Auf der anderen Seite bleibt ein Konglomerat unter der Führung von Cromme übrig, dass dringend eine neue Identität und eine neue, noch nicht definierte Story für die Börse braucht. Bei den langfristigen Überlegungen spielt der aktuelle Kurs von knapp unter 16 Euro, der den Börsenwert seit dem Kurshoch von über 34 Euro auf 8,5 Milliarden Euro mehr als halbierte, keine große Rolle. Doch ist Unruhe unter den Beschäftigten im Konzern eingekehrt, denn noch sind die beiden Unternehmenskulturen nicht zu einer neuen Identität zusammen gewachsen. Auch die Strategie vom November letzten Jahres ist bisher nicht umgesetzt worden - abgesehen vom dann noch äußerst langwierigen Procedere der Bilanzierung nach US-Gaap. So wurde der Börsengang für Thyssen-Krupp Steel vollmundig für das erste Halbjahr angekündigt, musste aber wegen Schwierigkeiten bei der US-Gaap-Umsetzung verschoben werden.

Dabei kann das Stahlunternehmen Thyssen-Krupp nun darauf verweisen, dass sich die Stahlkonjunktur in Europa ideal für den TK-Steel-Börsengang entwickelt hat und der Zeitpunkt sicherlich besser als der im Frühjahr sein wird. Die Mengen stimmen, so dass die Kapazitäten gut ausgelastet sind, und die Preise ziehen nach oben, so dass ordentliche Gewinne realisiert werden können. Bis nach 2001 bleiben zudem die Prognosen für den europäischen Stahlmarkt optimistisch. Aber wegen der virulenten Schwierigkeiten, den Anlagenbau zu verkaufen und das Werftenproblem zu lösen, fragen die Analysten schon, ob es sich bei Thyssen-Krupp um ein "reines Management für Ankündigungen" handelt und wie groß das Loch im Realisierungsprozeß der Strategie noch werden soll. Zudem hatte die Glaubwürdigkeit gelitten, weil das Ergebnis-Desaster bei der amerikanischen Werkzeugmaschinenbauer-Tochter des Konzerns, der vom damaligen ThyssenChef Dieter H. Vogel, 1997 mit viel Vorschusslorbeeren übernommen worden war, den Anlegern erst in homöopatischen Dosen vermittelt wurde.

ews, kv

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