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Wirtschaft: Thyssen-Krupp zieht sich aus dem Iran zurück

Stahlkonzern unterstützt Sanktionspolitik

Düsseldorf - Der größte Freund der Iraner in Deutschland hieß Berthold Beitz. Im Jahr 1976 reiste der damalige Aufsichtsratschef der Fried. Krupp GmbH nach Teheran. Dort traf er Seine Kaiserliche Hoheit, Schah Resa Pahlewi. Beitz zeigte ihm Fotos von einem Hochofen sowie das Modell einer von Krupp gebauten Raffinerie in Indien. Sechs Stunden später war der Handel perfekt. Beitz unterschrieb einen Vertrag, der Iran 25,01 Prozent der Anteile an der Krupp-Dachgesellschaft verschaffte. Der angeschlagene Stahlkonzern war gerettet.

Gestern endete diese Beziehung mit einem Affront des Stahlriesen, der heute Thyssen-Krupp heißt. Der Vorstand des Konzerns wird ab sofort keine neuen Geschäfte mit iranischen Kunden abschließen, hieß es in einer Mitteilung. Damit „unterstützen wir die Sanktionspolitik der Bundesrepublik Deutschland, der EU und der USA“, erklärte Vorstandschef Ekkehard Schulz. Laut Vorstandsbeschluss sollen auch in Iran bestehende Beteiligungen sowie laufende Projekte so schnell wie möglich beendet werden. Die Wirkung war enorm. Denn selbst der Thyssen-Aufsichtsrat war nicht über den Schritt informiert. „Ich war sehr überrascht, als ich die Meldung las“, sagte ein Mitglied des Aufsichtsrats. „Da werde ich nachhaken.“ Schließlich sei das Land mit knapp 4,5 Prozent Großaktionär.

Thyssen ist nicht der erste Konzern, der sich aus dem Land zurückzieht, mit dem Deutschland traditionell enge Handelsbeziehungen pflegt. Zuvor hatten bereits die Münchener Rück, Linde und die Allianz ihren Abzug erklärt. Siemens kündigte im Januar an, keine Neuaufträge aus Iran mehr anzunehmen.

Das Kalkül der Manager: Sie wollen nicht ihr Amerika-Geschäft aufs Spiel setzen, nur um weiterhin Geschäfte mit den Mullahs zu machen. Zu groß ist der politische Druck, vor allem aus den USA. Thyssen-Krupp setzt dort jährlich 4,9 Milliarden Euro um – und künftig wird es noch mehr sein. In Iran beläuft sich der Umsatz lediglich auf 200 Millionen Euro – weniger als 0,5 Prozent. HB

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