zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Thyssens Ex-Chef wirft ganz hin

Schulz übernimmt Schuld für Milliardenverlust.

Düsseldorf - Beim größten deutschen Stahlkonzern Thyssen-Krupp geht eine Ära zu Ende: Ex-Vorstandschef Ekkehard Schulz verlässt nach fast 40 Jahren endgültig das Unternehmen. Er zieht damit die Konsequenz aus Milliarden-Verlusten durch aus dem Ruder gelaufene Kosten für Stahlwerke in Brasilien und den USA. Schulz habe Vorstand und Aufsichtsrat informiert, dass er zum Jahresende aus dem Aufsichtsrat ausscheiden werde, teilte der Konzern am Mittwoch mit. Der Manager hatte Thyssen-Krupp als Konzernchef von 1999 bis Januar 2011 geführt und war danach direkt in den Aufsichtsrat gegangen. Dem Kontrollgremium sitzt Gerhard Cromme vor – auch in dessen Amtszeit fielen die Investitionsentscheidungen für die neuen Werke.

Unter Schulz’ Führung waren die Kosten für die beiden Stahlwerke auf zehn Milliarden Euro explodiert. Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2010/11 musste Thyssen-Krupp vor allem deshalb 2,9 Milliarden Euro abschreiben. Schulz’ Nachfolger als Chef, Heinrich Hiesinger, gab am Freitag einen Verlust von 1,8 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 927 Millionen Euro im Vorjahr bekannt.

Schulz und Cromme verbindet eine lange Zeit an der Spitze des Stahlriesen. 1999 hatte Schulz den Konzern nach der Fusion in einer Doppelspitze zusammen mit Cromme geführt, 2001 hatte er allein das Ruder übernommen. Cromme wechselte an die Spitze des Aufsichtsrats und kontrollierte seitdem alle wichtigen Entscheidungen. Schulz selbst war Anfang des Jahres in den Aufsichtsrat eingezogen – neuer Thyssen-Krupp-Chef wurde der Cromme-Vertraute Heinrich Hiesinger. Dieser muss nun mit der Hypothek der neuen Werke leben: „2012 wird kein einfaches Jahr für uns“, räumte Hiesinger ein.

In den USA werde der Markt über mehrere Jahre schwieriger sein als erwartet, gab sich der Neue pessimistisch. Bei dem Werk in Brasilien verzögere sich der Hochlauf unter anderem durch Reparaturmaßnahmen. Die Sparte Steel Americas, zu der die Anlagen gehören, schloss das Geschäftsjahr mit einem operativen Verlust von gut einer Milliarde Euro ab.

2004 hatte der Aufsichtsrat der Stahlsparte den Bau des Werks in Brasilien gebilligt, damals wurden die Kosten mit 1,3 Milliarden Euro veranschlagt. 2007 waren für den Bau des Stahlwerks in den USA noch 2,3 Milliarden Euro prognostiziert worden. Doch die Kosten für die Werke übertrafen die Planungen deutlich.

Cromme soll dagegen die Führung der Krupp-Stiftung übernehmen, die 25 Prozent an dem Konzern hält und so ein Bollwerk gegen eine feindliche Übernahme von Thyssen-Krupp mit 180 000 Mitarbeitern darstellt. Stiftungschef Berthold Beitz hatte Cromme jüngst bei der Feier zum 200-jährigen Krupp-Jubiläum in Essen mehrfach für die bisherige Zusammenarbeit gedankt. rtr

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false