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Wirtschaft: Tietmeyer: Im Euro ist Aufwertungspotential

FRANKFURT (MAIN)/MÜNSTER (mak/HB). Die konjunkturelle Situation in Deutschland ist nach wie vor "durchwachsen"; es mehren sich aber die positiven Anzeichen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung.

FRANKFURT (MAIN)/MÜNSTER (mak/HB). Die konjunkturelle Situation in Deutschland ist nach wie vor "durchwachsen"; es mehren sich aber die positiven Anzeichen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Diese Einschätzung des Zentralbankrates (ZBR) der Bundesbank gab Bundesbankchef Hans Tietmeyer im Anschluß an die ZBR-Sitzung in Münster bekannt. Für den Euro sieht Tietmeyer eindeutiges Aufwertungspotential.Allgemein hätten sich die Perspektiven für die Weltwirtschaft verbessert, auch wenn noch nicht alle Probleme gelöst seien, sagte Tietmeyer. Die Balance der Risiken sei aber ausgeglichener als zuvor. Während Auftrags- und Produktionsentwicklung günstige Tendenzen zeigten, habe sich die Lage am Arbeitsmarkt noch nicht grundlegend gebessert, sagte Tietmeyer. Hier werde die weitere Entwicklung von den Reformmaßnahmen der Politik, einschließlich der Tarifpartner abhängen. Von diesen Reformen werde entscheidend abhängen, ob die Konjunktur in Deutschland und im Euroraum eine Eigendynamik entfalte. Die Geldpolitik habe mit der Zinsentscheidung vom 8. April ihren Beitrag dazu bereits geleistet.Die am Mittwoch bekannt gewordenen Sparbeschlüsse der Bundesregierung nach dem Vorschlag von Bundesfinanzminister Hans Eichel bezeichnete Tietmeyer als "Schritt in die richtige Richtung". Jetzt gehe es um die konkrete Umsetzung. Wichtig sei für die Wirtschaft allgemein und die Investoren insbesondere, daß nun in der Steuerpolitik mehr Klarheit einzuziehen scheine.Bei der Preisentwicklung sieht der ZBR den Tiefpunkt durchschritten. Allerdings sei das Preisklima weiterhin günstig. Es gebe keine Anzeichen für eine Inflation.Bundesbank-Chefvolkswirt Hermann Remsperger teilte die konjunkturelle Einschätzung Tietmeyers, wies aber darauf hin, daß die Wachstumsrate des deutschen Bruttoinlandsproduktes im 1. Quartal nicht ohne weiteres fortzuschreiben sei. Hier hätten Sonderfaktoren eine Rolle gespielt. Für die dauerhafte Festigung der Konjunktur sei die Reformpolitik in Deutschland beziehungsweise im Euroraum entscheidend.Tietmeyer trat dem Eindruck entgegen, daß der ZBR nur zögerlich an der Strukturreform für die Bundesbank im System der Europäischen Zentralbanken arbeite. Die Reformvorschläge würden noch in diesem Sommer - möglichst vor Ende seiner Amtszeit am 30. August - der Bundesregierung und dann auch der Öffentlichkeit zugeleitet werden, sagte der Bundesbankchef.Auf die dringende Notwendigkeit von Strukturreformen im Eurowährungsraum hat auch der Vizepräsident der Europäischen Zentralbank, Christian Noyer, erneut hingewiesen. "Die Währungsunion wird nicht quasi automatisch Früchte tragen", sagte Noyer in Paris. "Die Geldpolitik - wie gut auch immer konzipiert und umgesetzt - kann die wirtschaftlichen Probleme Europas alleine nicht lösen."Der Bundesverband deutscher Banken sieht für den Euro offenbar Aufwertungspotential. Der Verband erklärte am Donnerstag in Berlin in seinem Konjunkturbericht für den Monat Juni, die Zinsdifferenzen zwischen den USA und Euroland deuteten auf eine deutliche Aufwertserwartung für die europäische Währung hin.

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