zum Hauptinhalt
Starke Aussichten. Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger ist ein erklärter Befürworter von Elektroautos, hier vor der E-Version eines Hummer.

© dpa

Tipps für Anleger: Wie Sie am Hype um das Elektroauto verdienen und wo Skepsis geboten ist

Auf einmal scheinen wir in der Zukunft angekommen. Seit Jahren wissen Forscher, dass das Auto von Morgen elektrisch angetrieben wird. Steigende Ölpreise und Klimaschutzziele weisen schon lange den Weg. Und nun passiert tatsächlich etwas.

Die Politik hat das Elektroauto zur Chefsache erklärt und für den 3. Mai mehr als 400 Branchenvertreter zum Gipfeltreffen geladen. Der Hype um das Elektroauto ist auch an der Börse angekommen. Der Tagesspiegel erklärt, wie Anleger an dem Trend teilhaben können und was es zu beachten gilt.

BATTERIEN

Sie gelten als Herzstück des Elektroautos. Batterien entscheiden darüber, wie lange das Auto der Zukunft fährt, wie groß es ist und was es kostet. „Die Batterie ist die wichtigste Variable bei der Entwicklung des Elektroautos“, erklärt Frank Biller, Automobilexperte bei der Landesbank Baden-Württemberg. Entsprechend gefragt sind die Hersteller der Batterien bei Automobilkonzernen – und bei Anlegern.

Beispiel BYD. Das chinesische Unternehmen – das Kürzel steht für „Build your dream“ („Baue deinen Traum“) – zählt inzwischen zu den etablierten Herstellern von Batterien für Elektroautos, nicht zuletzt seit es sich mit Daimler und mit VW auf eine Kooperation verständigte. Der Börse ist BYD spätestens seit September 2008 ein Begriff. Damals stieg Warren Buffett mit zehn Prozent bei den Chinesen ein. Seitdem hat sich der Aktienkurs in der Spitze verzehnfacht.

Beispiel Saft. Der französische Hersteller Saft entwickelt zusammen mit dem US-Autozulieferer Johnson Controls Batteriemodule für Elektroautos. Der Kurs der Saft-Aktie verdoppelte sich zuletzt innerhalb eines Jahres. Ähnlich stark stiegen die Kurse der amerikanischen Firma A123 oder der Schweizer Firma Leclanche. „Je mehr es bei einem Unternehmen um Batterietechnik geht, desto besser sind die Aktien zuletzt gelaufen“, erklärt Stefan Schöppner, Analyst bei der Commerzbank. Bei breiter aufgestellten Herstellern, wie etwa Panasonic oder Samsung, hätte sich das Batteriegeschäft etwas weniger positiv ausgewirkt.

Dennoch warnen Experten vor dem Einstieg bei den Spezialisten. Zum einen gibt es die Aktien nach den Kurssprüngen längst nicht mehr zum Schnäppchenpreis. Zum anderen ist keineswegs gewiss, dass die kleinen Unternehmen auch langfristig zu den Gewinnern der Elektromobilität zählen. „Es ist fraglich, ob die Firmen, deren Kurse zuletzt nach oben geschnellt sind, tatsächlich nachhaltig profitieren werden“, sagt Biller. Auch Schöppner sieht ein erhebliches Risiko bei den kleineren Werten, hinter denen keine milliardenschweren Konzerne stehen. „Anleger würden heute für Erträge zahlen, die weit in der Zukunft liegen.“

LITHIUM

Der Erfolg der Batteriehersteller beruht auf den chemischen Eigenschaften von Lithium, ein Leichtmetall, dem Ingenieure eine große Zukunft voraussagen. Der Grund: Ein Akku aus Lithium-Ionen verfügt über eine höhere Energiedichte und ist deshalb leistungsstärker als andere Batterien. Daran als Anleger zu verdienen, ist zunächst nicht so einfach. Denn im Gegensatz zu anderen Rohstoffen wird Lithium nicht direkt an der Börse gehandelt. Deshalb müssen sich Anleger spezialisierte Firmen suchen, die zumeist recht unbekannt sind. Wie etwa der US-Chemikalienhersteller Rockwood, dessen Aktienkurs 2009 um mehr als 200 Prozent zulegte. Das lag vor allem an der deutschen Tochterfirma Chemetall, die zu den weltweit führenden Experten bei Lithiumverbindungen zählt, aber nicht selbst an der Börse notiert ist.

Auch die Chemiesparte von Evonik setzt auf Lithium. Zusammen mit Daimler entwickelt der früher als Degussa im Dax gelistete Konzern Batterien mit einer speziellen chemischen Schutzschicht.

An der Börse ist auch die direkte Förderung von Lithium zuletzt gut gelaufen. Doch bei den zahlreichen kleinen Firmen, die das Lithium aus den zumeist in Südamerika gelegenen Minen fördern, raten Experten zur Vorsicht. Häufig wisse man sehr wenig über diese Firmen.

Grundsätzlich gilt: Wie bei den Batterieherstellern sind auch viele Aktien der Lithium-Firmen bereits weit vorgeprescht und dementsprechend teuer. Der vorhergesagte Siegeszug des Elektroautos spricht zwar auch langfristig für sie – aber nur nach dem jetzigen Stand der Technik. „Es ist keineswegs sicher, welcher Batterietyp sich durchsetzt“, warnt Experte Frank Biller. „ Im Moment scheint es die Lithium-Ionen-Batterie zu sein, aber das muss nicht so bleiben.“

AUTOS

Jeder Konzern plant für das elektrische Zeitalter, doch an der Börse spielt das noch kaum eine Rolle. „Die Elektromobilität hat sich bisher nicht auf die Aktien der Autokonzerne ausgewirkt“, sagt Stefan Schöppner. Niemand kaufe heute Aktien, weil in einigen Jahren ein bestimmter Elektroantrieb auf den Markt komme. Als wichtigster Treiber der Aktien gilt weiterhin die Nachfrage und da brauchen die neuen Modelle noch Zeit. „Das Elektroauto ist von den Kosten her bis 2020 nicht wettbewerbsfähig“, sagt Willi Dietz vom Institut für Automobilwirtschaft. Der US-Autobauer Tesla sieht das anders. Der Spezialist für elektrische Sportwagen will noch 2010 an die Börse.

TRENDFONDS

Wer nicht auf einzelne Aktien setzen möchte, für den können sich das Zertifikat „E-Power“ der Deutschen Bank oder der „Future Mobility“-Fonds von Alceda lohnen. Beide konzentrieren sich ausschließlich auf die Branche, vor allem auf Batteriefirmen und Autohersteller. Auch für Lithium gibt es spezielle Trendfonds. Doch der enge inhaltliche Fokus birgt Risiken. Schließlich haben sich schon genug Börsentrends als Flops erwiesen. Es scheint daher ratsam, den Trend zum Elektroauto nur vorsichtig ins Depot aufzunehmen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false