zum Hauptinhalt
Von gleichem Lohn für gleiche Arbeit sind Frauen in vielen Berufen nach wie vor weit entfernt.

© dpa

Top-Positionen: Je qualifizierter, desto ungerechter

Frauen verdienen immer noch weniger als Männer – besonders in Führungsjobs ist der Unterschied enorm.

Berlin - „Frauen, die nach oben wollen, fangen beim Gehalt weiter unten an als Männer“, sagt Angelika Preiß, Geschäftsführerin bei der Personalberatungsagentur Peag Transfer. Sie berät etwa Führungskräfte, die einen neuen Job suchen, und berichtet von großen Gehaltsunterschieden bei Männern und Frauen. „Die Differenz, die oft schon beim Einstiegsgehalt losgeht, setzt sich auf der Karriereleiter fort und ist später kaum noch aufzuholen“, sagt Preiß. Das Statistische Bundesamt, das regelmäßig die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern berechnet, hat nun auch Berufsgruppen genauer betrachtet und bestätigt Preiß’ Beobachtung. So verdienen männliche Führungskräfte in der Stunde im Schnitt 39,50 Euro brutto, Frauen dagegen nur 27,64 Euro – 30 Prozent weniger. Bei einfachen Büroangestellten liegt der Unterschied nur bei vier Prozent. Je höher also Frauen auf der Karriereleiter steigen, desto größer wird der Abstand zu ihren männlichen Kollegen. Dieser Zusammenhang gilt auch bei der Qualifikation: Je höher das Bildungsniveau, desto größer der Verdienstunterschied zwischen den Geschlechtern.

Im Schnitt, über alle Branchen, Bildungsniveaus und Altersklassen hinweg, liegt der Lohnunterschied bei 22 Prozent. Dieser Wert, der auf Daten aus dem Jahr 2010 beruht, hat sich – trotz Initiativen von Gewerkschaften und Frauenverbänden – seit Mitte der 90er Jahre kaum verändert. 2009 lag er bei 23 Prozent, 1995 bei 21 Prozent. Vom Ziel der Bundesregierung, die die Lohnlücke zwischen Frauen und Männern längst auf 15 Prozent reduziert haben wollte, ist die Bundesrepublik noch immer weit entfernt. Kommentieren wollte das zuständige Bundesfamilienministerium die Zahlen nicht, man sei noch mit der Auswertung beschäftigt, teilte ein Sprecher mit.

Die Gründe für den großen Unterschied bei den Gehältern sind vielfältig und bestens bekannt: Frauen unterbrechen häufiger als Männer für die Kindererziehung ihre Karriere; sie sind seltener in Führungspositionen anzutreffen, arbeiten häufiger in kleineren Unternehmen oder in schlechter bezahlten Berufen, etwa im Erziehungsbereich oder der Pflege. Auch bei der Betrachtung innerhalb der Berufsgruppen fällt das ins Gewicht, denn in der Kategorie „Führungskräfte“ wurden sowohl Bereichsleiter in kleinen Firmen als auch Dax-Vorstände berücksichtigt. Dennoch ist auch die Lohndifferenz, die ausschließlich auf das Geschlecht zurückgeht, beachtlich: Bei vergleichbarer Tätigkeit und Qualifikation verdient eine Frau im Schnitt acht Prozent weniger als ein männlicher Kollege, schätzen die Statistiker.

Die große Lücke auf der Führungsebene kommt Personalberatern zufolge vor allem durch individuelle Gehaltsverhandlungen zustande. Denn gerade im außertariflichen Bereich verhandeln Manager zu ihren fixen Vergütungen Boni und Extras. „ Männer gehen häufig selbstbewusster und kompromissloser in Gehaltsverhandlungen“, sagt Personalberaterin Preiß. Zudem sei die Intransparenz ein Problem. „Über das Gehalt wird meist geschwiegen, daher fehlen Vergleichsmöglichkeiten, an denen man sich orientieren könnte“, sagt Preiß.

In der höchsten Liga, etwa in den Vorständen großer Konzerne, gibt es die Gehaltslücke nicht, berichtet Gisela Blumenauer, Geschäftsführerin der Handels-Personalberatung Hofmann Consultants. „Im Topmanagement sehen wir kaum noch Unterschiede zwischen Männern und Frauen.“

Zur Startseite