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Wirtschaft: Topmanagern drohen Klagen wegen Untreue

Affäre um Mannesmann-Abfindungen: Der Staatsanwalt will bald entscheiden – die Betroffenen geben sich gelassen

Berlin/ Frankfurt (Main) (fo/ro). DeutscheBank-Vorstandssprecher Josef Ackermann, IG-Metall-Chef Klaus Zwickel sowie andere Manager und Aufsichtsräte des früheren Mannesmann-Konzerns müssen möglicherweise noch im Februar mit einer Anklage wegen Untreue rechnen. Das nordrhein-westfälische Justizministerium steht einer Anklage der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft gegen die ehemaligen Aufsichtsräte und Manager des Unternehmens nicht im Weg. Sowohl Ackermann als auch Zwickel sehen einem Verfahren „gelassen entgegen“, hieß es am Freitag. Die Staatsanwaltschaft ließ offen, gegen wen und wann sie Anklage erheben wird. Einzelheiten will die Behörde erst nach dem förmlichen Abschluss des Verfahrens mitteilen. Damit sei „in den nächsten Wochen“ zu rechnen.

In dem Ermittlungsverfahren geht es um millionenschwere Abfindungen bei der Übernahme von Mannesmann durch die britische Mobilfunkgesellschaft Vodafone Anfang 2000. Die Anklagebehörde ermittelt seit rund zwei Jahren gegen Esser, Ackermann, Zwickel, Vodafone-Chef Chris Gent, den damaligen Mannesmann-Aufsichtsratschef Joachim Funk und den früheren Konzernbetriebsratsvorsitzenden Jürgen Ladberg wegen des Verdachts der Untreue zu Lasten der Mannesmann-Aktionäre.

Bei der feindlichen Übernahme des Konzerns durch die britische Mobilfunkgesellschaft Vodafone sollen etwa 125 Millionen Euro Abfindungen und Boni an führende Manager, Aufsichtsräte und Pensionäre des Konzerns gezahlt worden sein. Allein Esser soll rund 30 Millionen Euro erhalten haben. Der Verdacht wurde laut, Manager und Aufsichtsräte hätten sich die Zustimmung zur Übernahme durch Vodafone abkaufen lassen.

Eine Sprecherin der IG Metall in Frankfurt sagte, Zwickel sehe einem Verfahren gelassen entgegen. Wenn die Staatsanwaltschaft Anklage erheben sollte, werde Zwickel sich ausführlich zu den erhobenen Vorwürfen äußern und sie „möglichst schnell entkräften“.

Ackermann versicherte am Freitag, auch bei einer Anklage werde er nicht zurücktreten. Ganz unberührt lässt ihn der Vorgang allerdings nicht. Fast zehn Minuten lang ereifert sich der sonst eher auf knappe Antworten bedachte Deutsche-Bank-Chef auf der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt. Gemeinsam mit Zwickel habe er nach der Übernahme durch Vodafone 58 Millionen Euro an Abfindungen genehmigt, davon 13 Millionen für Mannesmann-Chef Klaus Esser. Eine durchaus angemessene Summe, meint Ackermann.

Er räumt jedoch ein, dass man durchaus unter moralischen Aspekten über die Abfindungen diskutieren könne. In den USA, England oder der Schweiz erkennt der Deutsche-Bank-Chef dabei „positiven“, hier zu Lande aber „destruktiven Sozialneid.“ Wenn es in Deutschland eine Begrenzung für die Höhe von Bonuszahlungen geben sollte, „kann etwa die Deutsche Bank ihr Geschäft nicht mehr wie bisher führen“. Um Spitzenkräfte zu halten, müsse sie so gut zahlen können wie etwa US-Investmentbanken. Die besten Talente wanderten schon jetzt nach London und New York ab. Ackermann erregt sich auch über die nach seiner Meinung undichten Stellen im Justizapparat. „Wenn wir in Deutschland aus dem derzeitigen Schlamassel herauskommen wollen, können wir uns all das nicht erlauben.“

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