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Postkartenmotive aus Deutschland

© Fotolia (3); Daniel Reinhardt/dpa; Montage: Sascha Lobers

Update

Tourismus: Deutschland und Berlin sind beliebt wie nie

Kein schöner Land: Deutschland und Berlin verzeichneten 2014 Besucherrekorde. Die Mehrheit kommt aus dem Inland - doch auch die Zahl internationaler Gäste steigt.

Von Maris Hubschmid

Türkisfarbenes Wasser, weiße Sandstrände, Palmen – so sehen die Sehnsuchtsorte deutscher Urlauber immer seltener aus. Das beliebteste Urlaubsziel der Deutschen heißt Deutschland, und das ist angesagter als je zuvor. Rund 424 Millionen Übernachtungen zählten Hoteliers 2014 bundesweit nach vorläufigen Angaben, das war ein Plus von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr, teilte das Statistische Bundesamt am Dienstag mit. Den fünften Rekord in Folge verdanken die Gastwirte vor allem ihren Mitbürgern – mehr als acht von zehn Hotelgästen kamen 2014 aus dem eigenen Land, gab die Behörde bekannt. Sie ziehen die Ostsee der Karibik und Hamburg Venedig vor, erholen sich bevorzugt vor der eigenen Haustür.

Die Deutschen gönnen sich was

„Hoteliers und Pensionsbesitzer profitieren von der allgemein anziehenden Konjunktur und insbesondere von der guten Konsumlaune der Deutschen“, heißt es beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). Die Bundesbürger gönnen sich Erlebnisse: Außerhalb des großen Sommerurlaubs darf es immer öfter auch ein Kurztrip nach Leipzig oder in den Spreewald sein, im Schnitt bleiben deutsche Gäste drei Tage. „Die kurze Anreise, schöne Landschaften, eine gewohnte Umgebung und vieles mehr spricht für die Bundesrepublik als Urlaubsdestination“, sagt Ulrich Reinhardt, wissenschaftlicher Leiter der Stiftung für Zukunftsfragen. „Urlaub im eigenen Land ist einfach attraktiv. Die Investitionen der letzten Jahre in deutsche Feriengebiete zahlen sich aus.“

Tatsächlich wird das Land zwischen Nordsee und Alpen auch bei ausländischen Gästen populärer. Ihr Anteil stieg mit fünf Prozent 2014 sogar überproportional. Damit gibt es gleich den nächsten Rekord: „Deutschland ist international als Gastgeberland beliebt wie nie“, stellt Ernst Fischer, Präsident der Dehoga, fest. Vor allem die großen Metropolen seien ein gefragtes Reiseziel für Ausländer. So entfiel 2014 allein jede siebte Übernachtung von Gästen aus Europa und Übersee auf Berlin. Zwar werden die offiziellen Zahlen für den Hauptstadt-Tourismus erst in zwei Wochen erwartet, dem Tagesspiegel versicherte der Branchenverband aber, man werde auch für Berlin 2014 einen neuen Rekord verbuchen. Allein zwischen Januar und November seien mit 26,5 Millionen bereits fast so viele Übernachtungen gemeldet worden wie 2013 insgesamt, als am Ende 26,9 Millionen standen. Da komme „der starke Dezember“ noch dazu.

Mehr Besucher als registriert

Erfasst werden in der Statistik Hotels und Gaststätten mit mindestens zehn Betten – die tatsächliche Zahl von Besuchen dürfte folglich noch erheblich höher sein. In- wie ausländische Gäste mieten gerne auch Ferienwohnungen oder Zimmer in privaten Unterkünften. Im Trend ist Deutschland unter anderem bei Asiaten und Arabern: In dieser Gruppe stieg die Zahl der Übernachtungen bis November um elf Prozent. Bei Gästen aus China gab es ein Plus von etwa 17 Prozent, bei Reisenden aus den arabischen Golfstaaten sogar einen Anstieg um gut 20 Prozent.

Der bei weitem größte Teil nicht-deutscher Gäste kommt aber nach wie vor aus dem nahen Ausland. Hinter den Niederlanden (mehr als 14 Prozent) führt die Schweiz die Liste der Länder an, deren Bürger gerne Urlaub in Deutschland machen. Nicht-deutsche Gäste blieben im Schnitt zwei Nächte.

Der schwache Euro könnte den Trend verstärken

Immerhin drittgrößte Besuchergruppe stellen inzwischen Amerikaner dar. Perspektivisch dürfte die Bundesrepublik für sie als Reiseziel wegen des schwachen Euros noch interessanter werden, nimmt man beim Dehoga an, Gleiches gelte für die Schweizer. Ob umgekehrt Deutsche nun noch weniger in die Ferne reisen werden, weil das nicht-europäische Ausland im Verhältnis teurer wird, da hält man sich beim Deutschem Tourismusverband mit Prognosen zurück. Veränderungen in den Währungskursen wirkten sich wenn, dann erst mit Verzögerung am Reisemarkt aus, heißt es. Die Deutschen – daran hat sich nichts geändert – planen größere Reisen gerne mit reichlich zeitlichem Vorlauf.

Russen bleiben weg

Deutlich abgenommen hat lediglich die Zahl russischer Gäste. Der Rückgang von sechs Prozent dürfte dabei sowohl dem politisch angespanntem Verhältnis beider Länder als auch der Wirtschaftskrise in Russland geschuldet sein.

In Deutschland trägt der Tourismus zu einer guten Konjunktur bei: In den vergangenen zehn Jahren schufen Hoteliers und Gastronomen laut Dehoga überproportional viele neue Stellen. Mehr als 212 000 sozialversicherungspflichtige Jobs seien dadurch entstanden – also Arbeitsplätze mit Urlaubsanspruch.

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