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BMW Husqvarna

© AFP

Transaktion: BMW stärkt Motorradsparte

Bisher war Berlin der einzige Fertigungsstandort. Jetzt gehört auch Husqvarna in Italien dazu. Das soll jüngere Käufer ansprechen.

Berlin – Der BMW-Konzern stärkt seine Motorradsparte und kauft den traditionsreichen Hersteller Husqvarna. Bisher kamen alle Motorräder der weiß-blauen Marke ausschließlich aus dem Werk in Berlin-Spandau – künftig hat sie eine Schwester in Norditalien für leichte, jugendliche Modelle. Die Transaktion muss noch von den europäischen Kartellbehörden genehmigt werden.

Husqvarna ist die älteste noch existierende Motorradmarke der Welt. Das erste Motorrad des einst schwedischen Herstellers wurde 1903 gebaut. Der gleichnamige Mutterkonzern verkaufte die Motorradsparte vor mehr als 20 Jahren an den italienischen Hersteller Cagiva, der inzwischen zu MV Augusta gehört. Seitdem produziert Husqvarna in Varese. Die Marke steht für Geländemotorräder und Rennsporterfolge. Den Namen kennen viele Verbraucher auch von den Gartengeräten des einstigen Mutterkonzerns, zu dem inzwischen auch der deutsche Hersteller Gardena gehört.

Für BMW ist es der erste Zukauf einer Marke seit dem Rover-Debakel. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Husqvarna zählt mit einem Absatz von zuletzt 12 000 Motorrädern und einem Umsatz von schätzungsweise 100 Millionen Euro zu den führenden Herstellern von sportlichen Offroad-Motorrädern. Die Motoren sind allesamt Ein-Zylinder-Modelle mit einem Hubraum von 125 bis 610 Kubikzentimetern. BMW stellt dagegen ausschließlich großvolumige Maschinen mit mehr als 500 Kubikzentimetern her. Im vergangenen Jahr verkaufte die Sparte erstmals mehr als 100 000 Motorräder. Der Umsatz betrug knapp 1,3 Milliarden Euro, der Gewinn vor Steuern 66 Millionen Euro. Im Spandauer Werk sind mehr als 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Damit ist es eine der größten Fertigungsstätten der Metallbranche in der Hauptstadt.

„Mit den auf den sportlichen Wettbewerb zielenden Husqvarna-Modellen können wir das Angebot von BMW Motorrad schneller auf jüngere Käufergruppen sowie auf den gesamten Offroad- und Supermoto-Bereich ausdehnen als mit unserer Kernmarke allein“, sagte BMW-Motorrad-Chef Herbert Diess. Der Zukauf stärke die Aktivitäten bei leichten und sportlichen Motorrädern. Zudem könne man den Vertrieb verbessern.

Die Gewerkschaft IG Metall befürchtet keine negativen Auswirkungen für Spandau. Die Modellpalette werde nun bei Motorrädern ähnlich nach unten ergänzt, wie es der Münchner Konzern schon bei Autos vorgemacht habe. „Das Konzept ist so wie bei BMW und Mini“, sagte der Berliner IG-Metall-Vizechef Klaus Abel dem Tagesspiegel. „In diesem Segment könnte BMW nie mit einem eigenen Motorradmodell erfolgreich sein.“

BMW will das italienische Unternehmen mit 240 Mitarbeitern eigenständig weiterführen. Entwicklung, Vertrieb und Fertigung sollen in Varese beheimatet bleiben. MV-Agusta-Chef Claudio Castiglioni kündigte an, sein Konzern habe nun finanziellen Spielraum, um neue Modelle für die Marken MV Augusta und Cagiva zu entwickeln.

Der Motorrad-Deal kam überraschend. Seit Wochen wird spekuliert, BMW könne trotz der schlechten Erfahrungen mit Rover den schwedischen Hersteller Volvo kaufen.Moritz Döbler

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