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Bedenken.

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Transatlantische Warteschleife: Börsenfusion von Frankfurt und New York stockt

Die Fusion der beiden Terminbörsen Nyse und Deutsche Börse hebelt den Wettbewerb auf diesem Feld in Europa aus, sagt die EU-Kommission. Die Fusion könnte daran scheitern.

Reto Francioni trommelt unermüdlich. Auch der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) wirft sich ins Zeug. Auf seinem Trip in die USA wird er in der kommenden Woche den Chef der New Yorker Börse (Nyse Euronext) treffen. Duncan Niederauer ist nicht nur dort ein wichtiger Mann. Er soll das fusionierte Unternehmen aus Deutscher und New Yorker Börse leiten. Eigentlich sollte der im Februar verkündete Zusammenschluss Ende 2011 unter Dach und Fach sein. Doch die Fragezeichen werden größer. Vor allem, weil die EU-Kommission Bedenken hat. Erst wenn die ausgeräumt sind, will die hessische Landesregierung, der die Börsenaufsicht untersteht, zustimmen. „Wir werden so lange keine Entscheidung treffen, solange wir nicht die Entscheidung der Kommission kennen“, sagt Bouffier. Bei den Beschäftigten, bei Firmen im Umfeld und auch bei der Opposition im Hessischen Landtag wächst der Unmut.

Die Brüsseler Wettbewerbshüter haben der Deutschen Börse und der Nyse gerade einen 75 Fragen umfassenden Katalog zugeschickt, der sich vor allem mit den beiden Terminbörsen Eurex (Deutsche Börse) und Liffe (Nyse) befasst. Hier liegt der größte Haken. Denn, so heißt es in Brüssel, die Fusion der beiden Terminbörsen hebele den Wettbewerb auf diesem Feld in Europa aus. Was möglicherweise zu höheren Börsenpreisen führe und Wettbewerbern den Marktzutritt versperre. Auch Innovationen würden verhindert. Deutsche Börse-Chef Francioni sieht das naturgemäß anders. Eurex und Liffe stünden nicht in direktem Wettbewerb, sagte er unlängst. Die Produktüberschneidungen seien gering, die gehandelten Finanzinstrumente beider Börsen seien komplementär. Francioni weist darauf hin, dass die beiden Börsen in Konkurrenz zum außerbörslichen Termin- und Derivatehandel (OTC) stünden. Auf den entfallen rund 85 Prozent des Geschäftes. Außerdem reiche nicht der Blick auf Europa, man müsse den globalen Terminhandel betrachten. Dennoch: Nyse und Deutsche Börse sind zu Zugeständnissen bereit. Mögliche Verkäufe betreffen aber Einzelaktivitäten und einen geringen Teil des gemeinsamen Geschäftsvolumens, heißt es in Frankfurt.

Für Nyse und Deutsche Börse drängt die Zeit. Bis Ende des ersten Quartals 2012 muss der Fusionsvertrag stehen, ansonsten wäre das Thema vom Tisch oder es müsste neu verhandelt werden. Francioni betonte unlängst noch einmal die Vorteile der Fusion zum größten Börsenbetreiber der Welt – mit Handelsplätzen in New York (Wall Street), Frankfurt, Paris, Amsterdam, Brüssel und Lissabon sowie den Terminbörsen in Zürich und London. Die Aktionäre weiß er hinter sich. Der Betriebsrat stemmt sich hingegen weiter gegen die Fusion. Er fürchtet einen massiven Bedeutungsverlust für den Finanzplatz Frankfurt und letztlich den Abbau von 1500 Stellen. Rolf Obertreis

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