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Die angeschlagene Warenhauskette Karstadt ringt um Reformen.

© dpa

Transfergesellschaft, Kündigungen, Altersteilzeit: Wie sich Karstadt aus der Krise retten will

Karstadt hat noch immer mit sinkenden Umsatzzahlen zu kämpfen. Jetzt sollen wohl hunderte Mitarbeiter entlassen, eine Transfergesellschaft gebildet und ein Teil der Belegschaft zu Regaleinräumern degradiert werden. "Kein Zukunftskonzept", sagt Verdi.

Das Sanierungsprogramm für die angeschlagene Warenhauskette Karstadt nimmt einem Bericht zufolge langsam Formen an. Wie die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" aus Essen am Dienstag unter Berufung auf Verhandlungskreise berichtet, sind unter anderem Angebote für Altersteilzeit und Abfindungen geplant. Außerdem seien eine Transfergesellschaft zur Umschulung von Karstadt-Mitarbeitern sowie Modelle für eine Rente mit 63 vorgesehen. Die Gespräche zwischen der Unternehmensführung und Arbeitnehmervertretern sind dem Bericht zufolge schon weit fortgeschritten.

Der Gesamtbetriebsratschef von Karstadt, Hellmut Patzelt, warnte in der "WAZ" davor, "auf Kosten von Kundennähe und Service" zu sparen. "Wir dürfen in der Sanierung den Kunden nicht aus den Augen verlieren." Der Gesamtbetriebsratschef stellt sich demnach auf schwierige Gespräche ein.

"Für guten Service und Beratung muss gesorgt sein"

Auch der Verdi-Vertreter im Karstadt-Aufsichtsrat, Arno Peukes, warnte vor einem Personalabbau. "Wenn der Kunde weiter im Mittelpunkt stehen soll, darf man keine weiteren Beschäftigten entlassen", sagte Peukes den in Dortmund erscheinenden "Ruhr Nachrichten" vom Dienstag. Karstadt müsse klarstellen, "ob man immobiliengetrieben oder verkaufsgetrieben ist". Wenn weiter Kunden und der Verkauf im Mittelpunkt stehen sollten, müsste für guten Service und Beratung gesorgt werden. "Dafür benötigt man ausreichend Personal und nicht immer weniger."

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte am Montag berichtet, Karstadt wolle offenbar rund ein Zehntel seiner Stellen streichen. Im kommenden Jahr solle es in 83 Filialen noch 8170 Vollzeitstellen geben und damit 1271 weniger als derzeit. Hinzu kommen rund 330 Stellen wegen der Schließung von sechs Filialen in diesem Jahr. Weitere acht bis zehn Standorte stehen nach Angaben der Karstadt-Spitze auf dem Prüfstand. Im Gespräch sind außerdem Einsparungen beim Weihnachts- und Urlaubsgeld.

Zudem will Karstadt einen Teil der Belegschaft zu Regaleinräumern degradieren, die dann etwa 300 Euro im Monat weniger verdienen würden. Dass davon bis zu 1100 Mitarbeiter betroffen sein könnten, hatte Verdi-Verhandlungsführer Arno Peukes bereits in der vergangenen Woche erklärt. Jüngste Meldungen, dass diese Mitarbeiter künftig nach Tarifen der Logistikbranche bezahlt werden sollen, dementierte ein Anwalt des Unternehmens jedoch. Karstadt selbst war zunächst für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

"Ein alter Reflex bei Karstadt"

Die Gewerkschaft Verdi kritisierte die Sparpläne. „Es ist ein alter Reflex bei Karstadt, es über die Personalkosten wieder reinzuholen, wenn das Management Fehler gemacht hat“, sagte Sprecherin Eva Völpel dem Tagesspiegel. Der Schritt sei kein Zukunftskonzept.

Auch nachdem der österreichische Immobilieninvestor René Benko Karstadt vor einem halben Jahr für einen Euro übernommen hatte, kämpft das Unternehmen mit sinkenden Umsätzen. Im wichtigen Weihnachtsgeschäft blieben die Umsätze deutlich unter dem Vorjahresniveau. Um Kosten zu sparen, ist Karstadt schon vor einiger Zeit aus der Tarifbindung ausgestiegen. Verdi hat das Unternehmen nun erneut zu Tarifverhandlungen aufgefordert. Dabei soll über eine Rückkehr in die Tarifbindung verhandelt werden, aber auch um Standort- und Beschäftigungssicherung sowie um „die Stärkung der Verkaufskompetenz“, wie Völpel erklärte. „Wir sind uns mit dem Gesamtbetriebsrat völlig einig, dass eine Abgruppierung und Abbau der völlig falsche Weg wären.“ (fiem/ dpa/ AFP)

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