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Airbus

© dpa

Transportflugzeug: Militärtransporter A400M absolviert Jungfernflug

Mit fast zwei Jahren Verspätung ist der Airbus A400M nun getestet worden. Hersteller Airbus hat die Abnehmerstaaten dazu aufgerufen, eine Preiserhöhung zu akzeptieren.

Der Airbus-Militärtransporter A400M ist am Freitag in Sevilla zu seinem ersten Testflug gestartet. Die viermotorige Turboprop- Maschine hob um 10.15 Uhr vor den Augen von 2500 Gästen bei strahlendem Sonnenschein im spanischen Sevilla ab. Ursprünglich war der Jungfernflug schon für Anfang 2008 vorgesehen gewesen. Das größte europäische Rüstungsprojekt ist insgesamt deutlich mehr als drei Jahre im Verzug und die Plankosten von 20 Milliarden Euro werden vermutlich um fast 40 Prozent überschritten.

Die Staatssekretäre Deutschlands und der sechs anderen Erstkundenstaaten - Frankreich, Großbritannien, Belgien, Luxemburg, Spanien und die Türkei - beobachteten den Testflug, der bis 14 Uhr dauerte. Wenn bei dem Testflug keine technischen Probleme auftauchen, sollen die ersten A400M in drei Jahren an die Kunden gehen. Das Flugzeug soll bei der Bundeswehr die alten Transall ersetzen.

Auch ein Erfolg des Testflugs garantiert jedoch noch nicht die Umsetzung des Projekts. Wegen der Verzögerung und der Mehrkosten in Milliardenhöhe verhandeln die Kunden mit dem Hersteller weiter über neue Bedingungen für die Lieferung der 180 im Jahr 2003 bestellten Flugzeuge. Bis Silvester soll eine Einigung erzielt werden. An dem Projekt hängen 40.000 Arbeitsplätze in Europa, davon 8000 direkt bei Airbus.

Der Hersteller ist zuversichtlich, bis Ende des Jahres eine Einigung mit den Abnehmerländern finden zu können. Er halte es für „möglich“, in den Tagen bis zum Jahresende zu einer Einigung zu kommen, sagte Airbus-Vizechef Fabrice Brégier der französischen Wirtschaftszeitung „Tribune“ vom Freitag. Medienberichten zufolge belaufen sich die Mehrkosten auf bis zu fünf Milliarden Euro, Brégier wollte dies aber nicht bestätigen.

Brégier rief die Staaten dazu auf, „eine Preiserhöhung zu akzeptieren und die Risiken „nach dem Vorbild militärischer Programme“ zu teilen. „Das wird keine Preiserhöhung in der Größenordnung von drei Prozent sein; sie wird signifikant“, erklärte Brégier am Freitag dem Pariser Finanzblatt „La Tribune“. Der Airbus-Mutterkonzern EADS wolle sich aber nicht aus der Verantwortung stehlen und die Mehrkosten allein den Abnehmern aufbürden, versicherte er. Auch EADS und Airbus würden „einen Teil der Verantwortung „übernehmen. Die Unternehmen hätten die Entwicklung „lange Zeit“ nicht mit der „notwendigen Härte“ vorangetrieben.   Grund für die Mehrkosten sind jahrelange Verzögerungen: Die Entwicklung der A400M liegt wegen Problemen mit der Steuerung der Motoren mehr als drei Jahre hinter dem Zeitplan.

Die A400M soll große Lasten schnell über weite Strecken transportieren können. Sie soll als Zivilflugzeug zertifiziert werden, um zum Beispiel schweres Räumgerät über normale Flugkorridore in Katastrophengebiete bringen zu können. Die vollwertige Endversion soll erst 2015 an die Kunden gehen, letztlich also sechs Jahre später als geplant.

Derweil zwingen die hohen Mehrkosten für den A400M und andere Programme den französischen Rüstungselektronik-Konzernriesen Thales auf Sparkurs. Binnen fünf Jahren soll die Produktivität um 1,3 Milliarden Euro gesteigert werden. Außerdem erneuert der vom Staat durchgesetzte neue Konzernchef Luc Vigneron das Management, um einen Konzernumbau voranzutreiben. Angesichts der Dollarschwäche und der Krise auf dem Luftfahrtmarkt sei der Umbau unumgänglich, erklärte Vigneron am Freitag.

Presseberichten zufolge strebt die französische Regierung einen Austausch von Konzernteilen zwischen Thales und dem Triebwerkbauer und Elektronikkonzern Safran an. Thales solle das Safran-Geschäft mit Optronik, Flugdrohnen, Raketensteuerung, Navigations- und Sensortechnik mit rund einer Milliarde Euro Umsatz übernehmen. Safran solle im Gegenzug Thales-Bereiche wie die Biometrie sowie Bargeld erhalten. Die Regierung hatte zuvor verhindert, dass der Airbus- Konzern EADS bei Thales einsteigt.

Thales kam 2008 mit 68.000 Mitarbeitern in 50 Staaten auf 12,7 Milliarden Euro Umsatz. Im ersten Halbjahr 2009 schrumpfte der Gewinn von 289 Millionen auf zwölf Millionen Euro zusammen. Ein Grund waren Entwicklungsprobleme bei der A400M-Flugsteuerung, für die 102 Millionen Euro zurückgestellt wurden. Der Umsatz stieg um zwei Prozent auf 5,74 Milliarden Euro.

Der US-Luftfahrtkonzern Boeing hat inzwischen nach mehr als zwei Jahren Verzögerung einen neuen Termin für den Erstflug seines Langstreckenfliegers Dreamliner 787 angekündigt. dpa, AFP

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