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Fed-Chefin Janet Yellen und EZB-Chef Mario Draghi teilen ein Problem: Ihnen muss der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik gelingen.

© dpa

Treffen der Notenbanker in Jackson Hole: Der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik fällt schwer

In Jackson Hole kommen die Notenbanker zu ihrem jährlichen Treffen zusammen. Die wichtigste Frage dürfte unbeantwortet bleiben: Wie gelingt der Ausstieg aus der lockeren Geldpolitik? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Carla Neuhaus

Einmal im Jahr kommen die wichtigsten Notenbanker der Welt in einem Tal der Rocky Mountains zusammen, in Jackson Hole, Wyoming. Der Ort, den der frühere Fed-Chef Paul Volcker bevorzugte, weil man dort so gut fliegenfischen kann, ist für die Notenbanker zu einer Art Bühne geworden. Sie nutzen die Konferenz, um Großes zu verkünden. So hat beispielsweise Mario Draghi, Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), dort einst sein Anleihekaufprogramm vorgestellt. In diesem Jahr ist von dem Treffen, das bis Samstag geht, dagegen wenig zu erwarten. Und genau das ist das Problem.

Die Notenbanker stecken in der Sackgasse. Nach Ausbruch der Finanzkrise haben sie, in den USA wie in Europa, einiges unternommen, um die Wirtschaft zu stützen. Sie haben die Zinsen kräftig gesenkt, und sie haben massenhaft Anleihen von Staaten und Unternehmen angekauft. Inzwischen fragen sich aber alle: Wann kehren wir zur Normalität zurück? Wann bekommen Sparer wieder etwas für ihr Geld? Dass es darauf noch immer keine Antworten gibt, hat einen Grund: Die Politik des billigen Geldes ist eine Droge. Man weiß, dass man von ihr loskommen muss – man weiß nur nicht, wie.

Der Ausstieg ist ein Experiment mit unbekanntem Ausgang

Dabei wächst der Druck auf die Notenbankchefs. Die Nebenwirkungen ihrer Politik schlagen immer stärker durch. Pensionskassen, Stiftungen und Versicherungen bekommen Probleme, weil sie die Gelder ihrer Kunden sicher und rentabel anlegen müssen, das aber aufgrund der niedrigen Zinsen kaum noch können. Investoren, die in ihren Entscheidungen freier sind, kaufen derweil massenhaft Aktien und Immobilien und lassen so deren Preise steigen, sodass Experten bereits vor einer neuen Blase warnen.

Den Notenbankern ist das zwar durchaus bekannt, aber trotzdem sind sie vorsichtig. Denn der Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes ist ein Experiment mit unbekanntem Ausgang. Man hat einfach keine Erfahrungen damit. Solch einen massenhaften Ankauf von Anleihen durch die Zentralbanken hat es in der Geschichte noch nie gegeben – daher weiß man auch nicht, wie man da wieder rauskommt.

Auch die USA sind von Normalität in der Geldpolitik noch weit entfernt

Die USA sind den Europäern zwar etwas voraus. Sie kaufen keine neuen Anleihen mehr, lassen die Zinsen langsam steigen. Doch auch sie sind noch weit von Normalität entfernt – ihr Leitzinsen liegen erst bei 1,0 bis 1,25 Prozent, während vor der Krise über vier Prozent die Regel waren. Außerdem zeigt ihr Beispiel, wie schnell es schiefgeht. Als der frühere Fed-Chef Ben Bernanke im Mai 2013 ankündigte, die Anleihekäufe zurückzufahren, schockte er damit die Anleger. Sie verkauften in Windeseile ihre Aktienpakete, die Kurse brachen ein. Bereits ein unerwartetes Wort des Notenbankchefs kann also einen Crash auslösen. Bernanke machte damals dann auch erst mal einen Rückzieher. Erst ein halbes Jahr später begann er langsam, die Anleihekäufe zu reduzieren. Im Oktober 2014 haben die USA ihre Anleihekäufe dann eingestellt.

Das heißt aber nur, dass sie keine neuen Papiere mehr kaufen. Sie sitzen noch auf einem Berg von Anleihen, die sie in den vergangenen Jahren erworben haben: Papiere im Wert von 4500 Milliarden Dollar. Wie sie diese Papiere loswerden sollen, ohne die Märkte zu verzerren? Das ist die Milliardenfrage.

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