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Wirtschaft: Trennbankensystem à la Fitschen

Neuer Bankenpräsident will Ämter nicht mischen.

Von Carla Neuhaus

Berlin - Wie ein Mantra wiederholt Jürgen Fitschen es. „Wir müssen das Vertrauen in die Banken zurückgewinnen“, sagt er. „Ohne Vertrauen funktioniert unser Geschäft nicht.“ Im dunkelblauen Nadelstreifenanzug mit lilafarbener Krawatte sitzt er an diesem Montagmorgen auf dem Podium des Bankenverbands, eingerahmt von Amtsvorgänger Andreas Schmitz und Geschäftsführer Michael Kemmer. Es ist Fitschens erste Pressekonferenz, die er nicht als Ko-Chef der Deutschen Bank, sondern als neuer Präsident des Bankenverbands absolviert.

Fitschen spricht von dem Paradox, mit dem die Banken derzeit konfrontiert seien. „Die Umfragen unter unseren Kunden bestätigen, dass sie mit uns zufrieden sind“, sagt er. Das Bild in der Öffentlichkeit sei aber ein ganz anderes. An diesem Bild will er in den kommenden drei Jahren an der Spitze des Bankenverbandes arbeiten. Das Lobbygremium vertritt die Interessen von insgesamt 210 deutschen Banken, darunter kleine Regional- und Privatbanken sowie einige wenige große, international vernetzte Institute wie die Commerzbank oder Fitschens Haus, die Deutsche Bank.

Bevor der 64-jährige Niedersachse an diesem Morgen darüber spricht, welche Themen ihm als neuer Verbandspräsident wichtig sind, wendet er sich an Amtsvorgänger Schmitz. Der hatte die Führung des Verbands kurz nach Ausbruch der Finanzkrise übernommen. Fitschen sagt, Schmitz habe „unter verschärften Bedingungen Rückgrat bewiesen“. Er bedankte sich bei Schmitz nicht nur für seine Arbeit – sondern auch „weil er mir versprochen hat, dass ich als Bankenpräsident Spaß haben werde“.

In seiner neuen Funktion appelliert Fitschen dann auch gleich mal an die Politik, bei der Finanzmarktregulierung Mäßigung walten zu lassen. „Ich glaube, dass es bei der Regulierung jetzt nicht darum geht, noch mehr zu tun“, sagt er. „Wir sollten erst einmal abwarten, wie das, was schon passiert ist, sich kumulativ auswirkt.“ Auch wehrt Fitschen sich erneut gegen ein Trennbankensystem, wie es die Gruppe um den finnischen Notenbankchef Erkki Liikanen ins Gespräch gebracht hat. Das sieht eine klare Trennung des Investmentbanking vom Privatkundengeschäft vor und stellt damit das Geschäftsmodell einer Universalbank wie der Deutschen Bank in Frage. Es gebe bisher keinen Nachweis, dass das Universalbankensystem die Finanzkrise mitverursacht habe, sagt Fitschen.

Er verspricht, in Zukunft zwischen seinen beiden Funktionen zu trennen. „Ich werde klar sagen, ob ich als Ko-Chef der Deutschen Bank oder als Bankenpräsident spreche“, sagt er. Dass sein Institut derzeit so stark in der Kritik steht, sieht er nicht als Hindernis für die neue Position. Dabei gab es erst am Montag wieder Schelte: Die Finanzaufsicht Bafin soll Insidern zufolge angesichts der Vielzahl an Problemen im eigenen Haus „nicht sehr glücklich“ mit dem Chef-Justiziar der Deutschen Bank, Richard Walker, sein. Zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen begründeten das gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters damit, dass er sehr weit weg in New York sitze und kein Deutsch spreche. Weil Walker kein Vorstand ist, kann die Bafin ihn allerdings nicht abberufen.

Immer wieder kommt Fitschen an diesem Mittag auf das Ansehen der Banken zurück. „Ohne Vertrauen ist alles nichts“, sagt er. Er wolle die Rolle der Banken stärken. „Wir wollen ein bisschen mehr in der Mitte der Gesellschaft ankommen“, sagt er. Erst wenn sie es geschafft hätten, Vertrauen zurückzugewinnen, dürfte sich der Verband zufriedengeben. „Das ist mir ein persönliches Anliegen“, sagt Fitschen. Er hat auch schon eine genaue Vorstellung, wie das neue Bild der Banken in der Gesellschaft aussehen soll. „Die Deutschen sind stolz auf die Autos und Maschinen, die wir hier bauen“, sagt er. „Genauso stolz sollen sie auf den deutschen Finanzplatz sein.“Carla Neuhaus

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