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Wirtschaft: Tricks der Finanzakrobaten

Aktionäre können nicht alle Schummeleien durchschauen, mit denen gewiefte Finanzjongleure die Bilanzen frisieren. Gegen kriminelle Taktik ist kein Kraut gewachsen.

Aktionäre können nicht alle Schummeleien durchschauen, mit denen gewiefte Finanzjongleure die Bilanzen frisieren. Gegen kriminelle Taktik ist kein Kraut gewachsen. Erfundene Geschäfte entdecken nicht einmal Wirtschaftsprüfer. Doch einige Kennzahlen verraten die Trickser. Im Kern geht es fast immer um Bewertungsspielräume, die teilweise sogar nach dem Gesetz zulässig sind.

Teure Zukäufe

Goodwill nennt sich die – in der Bilanz zu buchende – Differenz zwischen Kaufpreis und dem tatsächlichen Wert eines Unternehmens. Der Ermessensspielraum ist groß. Schon über die Ermittlung des wahren Wertes einer Firma lässt sich trefflich streiten. Hinzu kommt: Brechen die Kurse börsennotierter Töchter stark ein, kommt die gesamte Rechnung durcheinander. Die Beteiligungen sind plötzlich viel zu wertvoll in der Bilanz ausgewiesen. Hohe Abschreibungen werden fällig, der Gewinn aus dem normalen Geschäft wird regelrecht aufgezehrt.

Wahre Werte

Hoher Bewertungsspielraum besteht nicht nur bei Firmenbeteiligungen. Auch beim Anlagevermögen oder bei den Vorräten in den Lagerhallen kann leicht getäuscht werden. Produktionsanlagen sind keinen Euro mehr wert, wenn darauf nichts mehr hergestellt wird, weil niemand das Produkt kaufen will. Von den enormen Preisschwankungen bei Gebäuden und Grundstücken ganz zu schweigen.

Zweifelhaftes Vermögen

Riskant wird es erst recht bei immateriellem Vermögen. Dafür gibt es oft keine Marktpreise. Wer kann schon sagen, was ein Patent wert ist? Und dann gibt es noch den beliebten Buchungstrick, Forschungs- und Entwicklungsaufwand etwa zur Herstellung von Software als Vermögen zu buchen. Das ist bei einigen Firmen des Neuen Marktes gängige Praxis. Schon deshalb, weil die jungen Firmen sonst fast nichts unter der Rubrik Anlagevermögen stehen hätten. Aber es täuscht die Anleger. Schließlich sind vor allem Kosten angefallen und die reduzieren den Gewinn.

Riskante Vorsorge

Hohe Rückstellungen, die auf den ersten Blick wie eine solide Vorsorge aussehen, bergen Sprengstoff. Denn sie zeigen, dass die Unternehmen Risiken in unbekanntem Ausmaß mit sich herumschleppen. Auch hier stellt sich die Frage der Bewertung eines angenommenen finanziellen Risikos in der Zukunft. Welche Bank kann schon sicher voraussagen, wie viele ihrer Kredite wegen Konkurs des Kunden verloren gehen. Da ist der Spielraum groß. Außerdem: Wer ein Unternehmen ausschlachten will, sieht sich zuerst die Rückstellungen an, die ja nichts anderes sind als geparkte Gewinne. Fallen die vermeintlichen Risiken gar nicht erst an oder ist die Vorsorge sogar absichtlich viel zu hoch angelegt, kann man in späteren Geschäftsjahren die Rückstellungen auflösen und so Kasse machen.

Versteckte Schulden

Schulden gehören zum normalen Geschäftsbetrieb. Es sei denn, die Verschuldung wächst in bedrohliche Dimensionen. Wenn ein Unternehmen seine Geschäfte hauptsächlich über Kredite finanziert, ist Vorsicht geboten. Aber es gibt natürlich Tricks, um die Wahrheit zu verschleiern. Beliebt ist das Ausleihen von Geld bei verbundenen Firmen. Am besten bei Tochterunternehmen, weil die sich dagegen nicht wehren können. Wer es geschickt anstellt, weist in der Bilanz anschließend sogar einen soliden Cash-Bestand aus. Die Wahrheit ist jedoch eine andere: Das Geld ist nur geliehen. fo

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