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Trotz Krise: Auf den Urlaub verzichten? Niemals!

Am Flughafen Tegel herrscht keine Krisenstimmung. Für die Deutschen haben Urlaubsreisen einen hohen Stellenwert - auch in Krisenzeiten.

Turbinenlärm von den landenden und abhebenden Maschinen weht mit einem kräftigen Wind vom Flugfeld. Er zerzaust die Frisuren der Reisenden, die schnell im Flughafengebäude verschwinden. Von Wirtschaftskrise und sinkenden Passagierzahlen ist hier wenig zu spüren. Männer in dunklen Anzügen mit Laptoptasche und Rollköfferchen eilen durch die Halle. Dazwischen schlendern gut gelaunte Menschen mit Sonnenbrillen, bunten Taschen und Koffern. Urlauber.

Für die Deutschen haben Urlaubsreisen einen hohen Stellenwert. Auch in Krisenzeiten. Das sagt die Reiseanalyse 2009, die die Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen (F.U.R.) durchgeführt hat. Für 75 Prozent der Befragten ist demnach die Finanzkrise besorgniserregend. Einfluss auf die Urlaubsplanung habe das aber kaum. Und dieses Bild ergibt sich auch bei den Reisenden am Flughafen Tegel.

„Da wir Kurzbucher sind und keine Kinder haben, war die Krise bei uns nicht relevant“, sagt Gabi Zänglein. Sie wartet zusammen mit ihrem Partner Thomas Holler im Bistro der Abfertigungshalle C auf den Abflug nach Palma de Mallorca. Und sollten sie doch mal den Gürtel enger schnallen müssen, „dann würde ich eher am Urlaub sparen“, sagt Holler, „aber auf keinen Fall darauf verzichten“.

In der Abfertigungshalle riecht es nach verbrannter Pizza. Kinder quengeln, und immer wieder verschwinden Reisende hinter der Passkontrolle. Werner und Beate Drenckow sitzen vor leeren Kaffeebechern. Ihr Ziel ist die Schweiz. Sparen? „Mit Sicherheit nicht am Urlaub“, betont Werner Drenckow. Aber auch sie würden auf Preise achten, ergänzt seine Frau. „Die Entscheidung zu fliegen fiel mit dem Preis. Ursprünglich wollten wir mit dem Schlafwagen fahren, aber das wäre viel teurer gewesen.“

Dem Ehepaar aus Berlin ein paar Tische weiter ist der Urlaub ebenfalls sehr wichtig. „Wir fahren im Frühjahr, Herbst und Winter in die Provence“, sagt die Frau, „aber wir leben im Urlaub fast wie in Berlin. Kaufen selber ein und kochen selber.“ Sparen würden sie höchstens an der Feriendauer oder an anderen Dingen: „Wir geben nicht viel Geld für Kleidung aus, und ein Auto haben wir auch nicht.“ Die Menschen am Flughafen Tegel bestätigen ein weiteres Ergebnis der Reiseanalyse: Bevor die Deutschen auf den Urlaub verzichten, sparen sie eher im Urlaub.

Und dann gibt es natürlich auch diejenigen, die gar nicht über Geld nachdenken müssen, wie jener fein gekleidete Herr im dunkelblauen Anzug, auf dem Kopf einen leichten, geflochtenen Sommerhut. Er sei Australier und befinde sich auf der Reise nach Polen, erzählt er. Gerade erst sei er aus Rom gekommen. Ob die Wirtschaftskrise sein Reiseverhalten beeinflusse? Sein grauer Schnurrbart zieht sich beim Lachen leicht nach oben. Er winkt ab. „Ich habe so viel Geld, dass ich nicht weiß, wie ich es zu Lebzeiten ausgeben soll."

Vera Pache

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