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Trotz Milliardenüberschuss: Telekom-Chef Ricke verteidigt Stellenabbau

Die Gewinne sprudeln. Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke hat den geplanten Abbau von 32.000 Arbeitsplätzen im Konzern dennoch verteidigt und Milliarden-Investitionen für verstärktes Wachstum angekündigt.

Bonn - «Wir müssen jetzt handeln, um die Telekom zukunftssicher zu machen», sagte er am Mittwoch bei der Vorlage der Quartalszahlen in Bonn. Das Unternehmen hat in den ersten neun Monaten 2005 einen Überschuss von 4,4 Milliarden Euro erzielt, nach einem Verlust von 150 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Das ist einer der höchsten Gewinne in der Geschichte der Deutschen Telekom AG.

Auch wenn jetzt gute Zahlen vorgelegt wurden, sei dies nur scheinbar ein Widerspruch zum Personalabbau, sagte Ricke. «Die Gewinne von heute sind eigentlich die Gewinne von gestern und haben nichts mit den Personalmaßnahmen der Jahre 2006 bis 2008 zu tun.» Es gehe nicht um kurzfristige Gewinnmaximierung.

Bundesweit protestierten Telekom-Beschäftigte am Mittwoch gegen den geplanten Stellenabbau. So beteiligten sich vor der Konzernzentrale rund 150 Mitarbeiter an einer Veranstaltung der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Die Telekom hatte angekündigt, sich bis Ende 2008 von 32 000 Beschäftigten trennen zu wollen. Dabei soll es aber keine betriebsbedingte Kündigungen geben.

In den kommenden zwei Jahren will sich das Unternehmen verstärkt auf Umsatzwachstum konzentrieren. «Unserer Märkte stehen vor dramatischen Umbrüchen», sagte Ricke, dabei werde kaum ein Stein auf dem anderen bleiben. So planen die Bonner unter anderem 1,2 Milliarden Euro in Umsatzwachstum zu investieren und wollen dabei kurzfristig auch Ergebniseinbußen in Kauf nehmen. So soll das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) im kommenden Jahr sinken, 2007 aber auf bis 22,2 Milliarden Euro ansteigen.

Träger des Wachstums in den vergangenen neun Monaten war erneut der Mobilfunk. Bis Ende September stiegen die Erlöse in der Sparte um 9 Prozent auf 21,6 Milliarden Euro. Das war fast die Hälfte des gesamten Konzernumsatzes (44,2 Mrd Euro). T-Mobile Deutschland verteidigte die Marktführung mit einem Anstieg der Kundenzahlen um 530.000 auf 28,7 Millionen. Vodafone D2, E-Plus und O2 legen in den nächsten Tagen ihre neuesten Kundenzahlen vor. T-Mobile USA war mit einem Zuwachs von über eine Million Kunden im dritten Quartal auf nunmehr 20 Millionen wiederum die Zugmaschine in der Mobilfunksparte der Telekom.

Personalvorstand Heinz Klinkhammer geht fest davon aus, dass sich der Personalabbau freiwillig über Altersteilzeit, Abfindungen und Vorruhestandsregelungen umsetzen lässt. Betroffen sind vor allem die Beschäftigten der Festnetzsparte, die durch Wettbewerber stark unter Druck geraten ist. Nach Angaben von Klinkhammer fallen rund 11.000 Beamte, hauptsächlich bei T-Com und T-Systems, in dieses Programm. Davon sollen etwa 6000 in den Vorruhestand gehen. Hierüber will die Telekom Verhandlungen mit dem Bund aufnehmen. Mitte 2006 könnte laut Klinkhammer eine gesetzliche Regelung vorliegen. Insgesamt soll der Personalabbau die Telekom-Bilanz mit 3,3 Milliarden Euro belasten. Ab 2009 würde die Stellenstreichungen dem Konzern jährlich Einsparungen von 1,7 Milliarden Euro bringen. (tso/dpa)

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