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Trotz Risiko: Investoren schlagen bei griechischen Anleihen zu

Athen hat die erste Anleihe nach dem Fast-Crash ausgegeben. Die befürchtete Tragödie im Land der Tragödie blieb dabei erst mal aus: Die Investoren können der zu erwartenden Rendite nicht widerstehen.

Ein Schicksalstag sollte der Montag für Griechenland sein. Nicht weniger als ein Datum, das über das „Fortbestehen des Staates in seiner heutigen Form“ entscheide. Was nach Offenbarung des Johannes klingt, war der Kommentar der Analysten des Finanzkonzerns Unicredit zur neuen Staatsanleihe Griechenlands – der ersten in diesem Jahr und der ersten nach dem Offenbarungseid im vergangenen Oktober. Das Mittelmeerland kämpft derzeit mit einer extrem hohen Staatsverschuldung, einige Experten befürchten sogar einen Staatsbankrott.

Die Tragödie im Land der Tragödie scheint aber erst mal nicht stattzufinden. Die Anleihe, die Teil eines rund 53 Milliarden Euro schweren Finanzierungsplans für das laufende Jahr ist, traf bei Investoren nämlich auf reges Interesse. Am Ende war die Anleihe mit einem Volumen von sieben Milliarden Euro mit Kaufaufträgen über 20 Milliarden Euro fast dreifach überzeichnet. Händler erklärten, dies nähre die Hoffnung, dass sich die Finanzlage des Euro-Landes etwas entspanne.

In der Tat galt die Emission als Lackmustest für die Fähigkeit der griechischen Regierung, trotz der Diskussionen um das ausufernde Staatsdefizit Geld am Kapitalmarkt einzusammeln. Griechenland hat viel Vertrauen an den Finanzmärkten verspielt, nachdem der Staat Manipulationen an der Schuldenstatistik einräumen und sein Haushaltsdefizit für 2009 auf knapp 13 Prozent des Bruttoinlandsproduktes revidieren musste. In der Folge erhöhten sich für das südeuropäische Land die Renditeaufschläge massiv. Schließlich musste, um die Anleihen trotz des gestiegenen Risikos interessant zu halten, die Gewinnaussichten erhöht werden. So lag am Montag die Rendite der nun ausgegebenen fünfjährigen Staatsanleihen mit 6,5 Prozent auch fast 3,8 Prozentpunkte höher als vergleichbare deutsche Papiere.

Von dem Interesse an den Staatsanleihen profitierten zum Wochenbeginn auch die griechischen Banken. Der Branchenindex stieg um bis zu 6,7 Prozent – das größte Tagesplus seit fünf Wochen. Auch der Kurs des Euro stieg. Die Gemeinschaftswährung kletterte von 1,41 auf 1,42 Dollar.

Parallel übt die Euro-Zone laut Ewald Nowotny von der Europäischen Zentralbank großen Druck auf Griechenland aus, den Haushalt zu konsolidieren. Athen will die EU-Defizitobergrenze von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts 2012 schon wieder einhalten. Experten zweifeln jedoch, dass das gelingt. Ganz verhindert ist die Tragödie also noch nicht. mho/rtr/HB

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