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Wirtschaft: Tui macht die Sanierung zu schaffen

Massiver Stellenabbau in Großbritannien

Madrid Europas größter Reisekonzern Tui nährt Bedenken, dass seine Touristik-Sparte auf dem Weg der Besserung ist. Wenige Tage nach Vorlage des verbesserten Ergebnisses für 2004 kommen schlechte Nachrichten aus der Zentrale: Zunächst versilberte der spanische Partner Riu ein Drittel seines Tui-Aktienpakets, das er erst im Dezember 2004 von der WestLB übernommen hatte. Fast zeitgleich kündigte Tui-Bereichsvorstand Peter Rothwell an, das Unternehmen werde in Großbritannien 2000 Stellen abbauen.

Rothwell verantwortet das Reisegeschäft der Tui in Nordeuropa, das fast so groß ist wie der deutsche Heimatmarkt. Tui-Chef Michael Frenzel hatte 2000 für fast drei Milliarden Euro den britischen Marktführer Thomson Travel gekauft. Jetzt soll das Personal in Großbritannien um rund 15 Prozent auf 11500 reduziert werden, kündigte Rothwell in der „Sunday Times“ an. Der Stellenabbau fällt höher aus als erwartet. „Wir machen das wegen des zunehmend harten Wettbewerbs, etwa mit Ryanair und Easyjet, und bereiten uns darauf vor, dass Reisen in Großbritannien immer stärker online gebucht werden“, sagte Rothwell. Unter anderem gibt Tui sein britisches Hauptquartier im Norden Londons auf, um durch den Umzug nach Luton 900 Stellen zu streichen. Branchenbeobachter sehen die Aufräumarbeiten vor dem Hintergrund der schwachen Rendite, die Tui im Kerngeschäft Touristik erzielt: „Eine Rendite von fünf Prozent hat Frenzel bereits 1998 versprochen, aber nie erreicht“, sagte Dieter Schneiderbauer, Touristikexperte der Unternehmensberatung Mercer.

Auch der schnelle Verkauf von Tui-Aktien durch den größten Einzelaktionär Riu wird in der Branche skeptisch gesehen. Wie das „Handelsblatt“ aus Bankenkreisen erfuhr, hatte die spanische Hotelkette 3,2 Prozent ihres Tui-Pakets schon gut drei Monate nach dem Kauf im Dezember 2004 abgestoßen – mit einem Gewinn von rund 18,5 Millionen Euro. Sie wurden von der Deutschen Bank zum Preis von 20,25 Euro bei institutionellen Investoren platziert, hieß es. Als die spanische Hoteliers-Familie mit zehn Prozent bei Tui einstieg, war von einem langfristigen Engagement die Rede gewesen. Dass Riu so schnell Kasse macht, sei ein legitimes Motiv für einen Investor, sagt Mercer-Analyst Schneiderbauer. Sollte Riu jedoch weitere Anteile verkaufen, müsse man das als Misstrauensvotum gegen Tui werten. ebe/kol/rob/scm (HB)

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