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Wirtschaft: Tui traut sich mit Hapag-Lloyd an die Börse

Reisekonzern will ein Drittel der Reederei verkaufen – und bietet damit eine weitere Chance für Anleger

Berlin (dr). Der Deutsche Aktienindex hält sich über 4000 Punkte, ein Wirtschaftsaufschwung ist in Sicht und prompt entdecken auch die Unternehmen wieder die Börse. Am Mittwoch kündigte der TuiKonzern an, ein Drittel der Aktien der Reederei Hapag-Lloyd an die Börse bringen zu wollen. Rund 9,6 Millionen Aktien sollen breit gestreut werden. Der Preis steht noch nicht fest. Ebenfalls noch 2004 auf den Kurszettel wollen unter anderem die Postbank, T-Mobile, ATU (Auto-Teile-Unger) und Grohe.

Die Postbank könnte bei den Börsengängen eine besondere Rolle spielen, meint Pricewaterhouse Coopers. Sollte ihr Initial Public Offering (IPO, siehe Lexikon Seite 16) erfolgreich sei, könnte die Postbank die „Eisbrecherfunktion“ übernehmen. Der Mutterkonzern Post will rund 49 Prozent der Postbankaktien an die Börse bringen und damit rund 2,5 Milliarden Euro erlösen. Die Telekom wiederum hat für T-Mobile Milliardeneinnahmen einkalkuliert und sogar ATU könnte an der Börse mehr als 1,5 Milliarden Euro für seine Aktien erlösen.

Michael Kempes, Vorstand der Beratungsgesellschaft Haubrock AG, spricht von zehn bis 20 Börsengängen. „Ich weiß definitiv von den Banken, mit denen wir sprechen, dass sie nicht nur ein oder zwei akute Kandidaten haben. Das sind schon mehrere“, sagt Kempes. Ein Branchentrend lasse sich nicht ausmachen. „Wir haben einiges in der Pipeline“, bestätigt Georg Hansel, bei der Deutschen Bank zuständig für Neuemissionen. Drei Großunternehmen und einige kleinere Börsengänge sollen es sein, wird spekuliert. Andere Börsianer erwarten sogar bis zu 30 Börsengänge. Und auch Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) erwartet, dass sich einiges tun wird, „Die Anleger warten auf Neuemissionen“. Doch die Banker warnen auch, nur solide Firmen hätten diesmal eine Chance. „Das Unternehmen, dass an die Börse will, muss ordentliches Geld verdienen – ein Umstand der bei Hapag Lloyd gegeben zu sein scheint (siehe Kasten). Und Kempes fordert: Die Prognosen der Unternehmen müssten realistischer werden. Da hätten Unternehmen und deren Berater aus den Banken in der Vergangenheit sicherlich Fehler gemacht.

Neben den großen Kandidaten Postbank und T-Mobile werden vor allem Newco, die bisherige Chemie- und Kunststoffsparte von Bayer genannt. Bayer-Chef Wenning nannte als Termin den Herbst 2004. Auch das Pharmaunternehmen Hexal soll sich auf einen Börsengang vorbereiten. Schließlich werden der Brillenhersteller Rodenstock und die Chemieunternehmen Cognis und Wacker immer wieder genannt.

Auch Hans Huff, Analyst der Bankgesellschaft Berlin erwartet einige Börsengänge im laufenden Jahr. Tui habe den Zeitpunkt für die Ankündigung des Börsengangs von Hapag-Lloyd gut gewählt, sagt Huff. Die Börse sei freundlich und der Logistikmarkt entwickele sich gut. Im vergangenen Jahr habe die Logistiksparte von Tui das maue Geschäft im Bereich Touristik ausgeglichen. Huff erinnert das Vorgehen von Tui an das von Siemens. Der Münchener Elektrokonzern habe sich im Falle von Infineon zunächst nur von Minderanteilen getrennt und in der Folge seinen Anteil weiter reduziert.

Aber Huff lenkt die Aufmerksamkeit noch auf ein weiteres Detail. Die Tui-Aktie schloss am Mittwoch bei 20,45 Euro. Mit 20 Euro aber steht Tui in den Büchern der Westdeutschen Landesbank, die gut 30 Prozent an Tui hält. Die Landesbank profitiere von dem Kursanstieg und werde eine mögliche Abgabe von Anteilen sicherlich mit dem Tui- Management abstimmen, um den Börsengang nicht zu konterkarieren. Auch Tui-Finanzvorstand Rainer Feuerhake beruhigt. Er rechne nicht damit, dass sich die WestLB als Hauptaktionär kurzfristig von ihrem Tui-Anteil trennen werde, so Feuerhake.

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