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Wirtschaft: Turbulente Zeiten für die Wirtschaft

Unmittelbar vom Krieg betroffen sind nur wenige Branchen

Berlin (fo/Tsp). Die Luftfahrtindustrie spürt als erste Branche die Folgen des IrakKrieges. Auch die internationalen Fracht- und Logistikunternehmen reagieren: Transporte werden teurer. Entweder, weil aufwändige Umwege in Kauf genommen werden müssen. Oder, weil Transportversicherungen besondere Prämien für Kriegsrisiken verlangen. Japanische Versicherer haben Berichten zufolge bereits solche Aufschläge angekündigt. Darüber hinaus werden Exporte in bestimmte Regionen wie Saudi Arabien, Kuwait, Israel oder die Türkei nicht mehr versichert.

Ist der Krieg schnell zu Ende, dürften die Auswirkungen auf die Wirtschaft begrenzt bleiben. Dauert er entgegen amerikanischen Erwartungen jedoch länger, wäre vor allem die Chemieindustrie wegen steigender Ölpreise betroffen. Investitionsgüterhersteller , und alle, die von langfristigem Optimismus der Wirtschaft leben, würden mittelfristig von den Kriegsfolgen negativ beeinträchtigt. Dasselbe gilt für die Konsumgüterindustrie: Werden die Menschen durch den Krieg und möglicherweise noch stärker durch Terroranschläge verunsichert, kaufen sie weniger ein – das Wirtschaftswachstum lässt nach.

Profitieren kann dagegen die Rüstungsindustrie. Nur: Die Aufträge für die jetzige Offensive gehen vor allem an amerikanische Unternehmen. Töchter des Boeing-Konzerns bauen die Raketen, die Flugzeuge und die satellitengestützte Navigations- und Ortungstechnik.

Auch die Aufträge für den Wiederaufbau sollen vor allem amerikanische Unternehmen bekommen. So hat die US-Regierung bereits in der vergangenen Woche einzelne Großunternehmen aufgefordert, sich um die Wiederaufbau-Aufträge mit einem Anfangsvolumen von 900 Millionen Dollar zu bewerben. Inwieweit auch europäische Unternehmen davon profitieren können, wird vermutlich – wie im Falle Afghanistans – von einer internationalen Geberkonferenz abhängen, die nach dem Ende der Kampfhandlungen stattfinden kann.

Ölkonzerne ziehen Personal ab

Neben der Luftfahrtindustrie haben bereits die Ölkonzerne auf die Krise am Golf reagiert. Shell zog schon am Mittwoch 260 Mitarbeiter von Offshore-Öl-Feldern im Norden des Persischen Golfs ab. Der Konzern werde die Arbeit dort fortsetzen, sobald die Sicherheit wieder gewährleistet ist, sagte ein Sprecher. Die französische Gruppe Total erklärte, sie habe noch kein Personal abgezogen, verfolge die Lage aber kritisch. Die Ölfelder von Total befinden sich weiter südlich im Golf als die von Royal Dutch/Shell.

Andere Branchen sind mit der Einschätzung der Folgen sehr zurückhaltend. Es müsse erst einmal abgewartet werden, welche Intensität der Krieg annehme. Selbst die exportstarken Industriezweige rechnen nicht mit einem Einbruch – vorausgesetzt der Krieg zieht sich nicht in die Länge. Anton Börner, Präsident des Bundesverbandes des Groß- und Außenhandels, hält die Folgen der deutsch-amerikanischen Verstimmungen auf den Export in die Vereinigten Staaten für viel gravierender.

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