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Übernahme: Aufsichtsrat der HVB stimmt Bankenfusion zu

Der Weg für die milliardenschwere Übernahme der HypoVereinsbank durch die italienische UniCredito ist frei. Der Aufsichtsrat der HypoVereinsbank empfahl seinen Aktionären am Sonntag nach ganztägiger Debatte, das Übernahmeangebot der Italiener anzunehmen.

Mailand/München (12.06.2005, 18:49 Uhr) - «Das ist ein bedeutender Tag in der Geschichte unseres Hauses», sagte HVB-Chef Dieter Rampl am Sonntagabend in München. UniCredito bietet für die HVB gut 15 Milliarden Euro in eigenen Aktien. Die bisher größte grenzüberschreitende Bankenfusion in Europa soll im Oktober abgeschlossen werden. Dem Zusammenschluss dürften nach Schätzung in Branchenkreisen mehrere tausend Arbeitsplätze vor allem in Osteuropa zum Opfer fallen.

Die Aufsichtsräte der beiden Banken tagten den ganzen Sonntag über. Zuvor hatten die beiden Banken als letzten kritischen Punkt den Übernahmepreis ausgehandelt. UniCredito bietet den HypoVereinsbank- Aktionären nach dpa-Informationen fünf eigene Aktien je HVB- Anteilsschein. Auf Basis der Schlusskurse vom Freitag entspricht dies einer Bewertung von etwa 20,50 Euro je HVB-Aktie oder insgesamt 15,1 Milliarden Euro.

Bei dem Zusammenschluss handelt es sich um eine Übernahme der HVB durch UniCredito. Allerdings sollen die Münchner dem Vernehmen nach fünf von elf Vorstandsmitgliedern der neuen UniCredito-Gruppe stellen. Mit an Bord sind bei der neuen Großbank voraussichtlich die bisherigen HVB-Manager Stefan Jentzsch (Investmentbanking), Michael Kemmer (Risikokontrolle) und Erich Hampel (Osteuropa). Zudem sollen die Münchner einen Integrationsvorstand und den Verantwortlichen für das Geschäft mit kleineren Firmenkunden stellen. HVB-Chef Dieter Rampl wird laut Finanzkreisen als Präsident den UniCredito- Aufsichtsrat führen. Vorstandschef bleibt Alessandro Profumo.

Durch den Zusammenschluss entsteht die nach Börsenwert neuntgrößte Bank Europas. Gemeinsam kommen HypoVereinsbank und UniCredito auf eine Bilanzsumme von 730 Milliarden Euro und 126 000 Beschäftigte. Vor allem in Osteuropa ist wegen zahlreicher Überschneidungen nach einem Zusammenschluss mit Arbeitsplatzabbau zu rechnen.

In den Aufsichtsräten gab es offenbar keinen größeren Widerstand gegen den Zusammenschluss und die Bewertung. In den vergangenen Tagen war bereits über ein Umtauschverhältnis von 5:1 spekuliert worden. Allerdings war der Aktienkurs von UniCredito zuletzt gefallen, so dass auch eine Aufstockung oder eine zusätzliche Barkomponente für möglich gehalten wurde.

Mit einem feindlichen Übernahmeangebot für die HypoVereinsbank durch eine dritte Bank wird derzeit in Finanzkreisen nicht gerechnet. «Die Spekulationen sind nicht sehr stichhaltig.» Zwar sei es theoretisch durchaus denkbar, dass in den kommenden Monaten ein Konkurrent eine höhere Offerte vorlege. Allerdings müsste dieser ohne eine genaue Prüfung der Bücher (Due Dilligence) bieten. Dies gilt als unwahrscheinlich. Der Vorstand der HypoVereinsbank steht geschlossen hinter der Fusion mit UniCredito. Die Bank nennt sich inzwischen auch kurz Unicredit.

Die Sparkassen und die Bayerische Landesbank wollen von der geplanten Übernahme der HypoVereinsbank durch UniCredito profitieren. «UniCredito und HVB haben unterschiedliche Unternehmenskulturen, Strategien und Systeme», sagte BayernLB-Chef Werner Schmidt der «Welt am Sonntag». Daher werde der Zusammenschluss viele Kräfte binden, wovon die Landesbank und die Sparkassen profitieren könnten. «Unser Marktanteil wird weiter steigen, da viele HVB-Kunden verunsichert sind und nicht bei einer italienischen Bank geführt werden wollen.» Der deutsche Bankenverband bewertete die Übernahme dagegen positiv. «Im gemeinsamen europäischen Finanzmarkt ist es nur konsequent, wenn es auch eine Zusammenarbeit oder Übernahmen von Banken über die nationalen Grenzen hinweg gibt», sagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB), Manfred Weber, der «Berliner Zeitung» (Montagausgabe). (tso)

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