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Übernahme: Bayer sucht Anschluss an Pharma-Weltliga

Mit der Übernahme von Schering gewinnt Bayer fünf Jahre nach dem schmerzlichen Debakel mit dem Blutfettsenker Lipobay wieder an Gewicht.

Frankfurt/Main - Die deutsche Pharmaindustrie bündelt nach Jahren des Abstiegs ihre Kräfte und sucht wieder Anschluss an die Weltspitze. Der Zusammenschluss, bei dem Bayer den Darmstädter Konkurrenten Merck im Poker um Schering ausstach, ist allerdings eher aus der Not geboren als ein Zeichen der Stärke. In einem immer härteren weltweiten Konkurrenzkampf in der Pharmaindustrie wird Größe zu einem Überlebensfaktor.

In der Pharmaindustrie liegen Glück und Pech nahe beieinander. Rückschläge in Forschung und Marktzulassung von Umsatzträgern, Patentverlust und Sparmaßnahmen in der Gesundheitsbranche zwingen die Manager zu Zusammenschlüssen und Partnerschaften. Für die deutschen Unternehmen - im internationalen Vergleich Pharmamittelständler - besteht seit längerem Handlungsbedarf: Das Risiko für die forschenden Pharmaunternehmen ist hoch und lässt sich nur bei Konzernen ausbalancieren, die durch den Wegfall eines wichtigen Produktes nicht in ihrer Existenz bedroht wären.

Die Aufholjagd der deutschen Konzerne hat allerdings nach Einschätzung von Experten gerade erst begonnen. Mit der Offerte für Schering will Bayer-Konzernchef Werner Wenning auch für den Pharmastandort Deutschland «ein Zeichen setzen». Mit einem Gesamtpharmaumsatz von gut neun Milliarden Euro spielt die Kombination Bayer Schering Pharma aber weltweit weiter in der zweiten Liga. Die weltweite Nummer eins, der US-Konzern Pfizer, hatte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 51,3 Milliarden Dollar (42,75 Mrd Euro). Der Gewinn lag bei 8,1 Milliarden Dollar - bei einem Rückgang von 29 Prozent.

Lage nicht rosig

Die Entwicklung eines erfolgreichen Medikaments kostet laut Zahlen des Verbandes der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) und der Ratingagentur S&P im Durchschnitt rund 800 Millionen Dollar. Dabei sind die Pharmakonzerne auf einen stetigen Strom neuer Medikamente angewiesen.

Bayer hatte mit dem Lipobay-Debakel 2001 den einstigen Ruf einer «Apotheke der Welt» eingebüßt. Auch das Ansehen der Pharmagrößen Schering und Altana war in jüngster Zeit gesunken. Bevorstehende Patentabläufe und Rückschläge bei der Zulassung neuer Hoffnungsträger veranlassten Schering-Chef Hubertus Erlen zusammen mit der schieren Höhe des Gebots, letztlich die Übernahmeofferte von Bayer anzunehmen. «Wir waren zunächst optimistisch, dass wir unsere eigene Strategie auch nach dem Übernahmeangebot von Merck aufrechterhalten können», sagte Erlen am Freitag. Das Bayer-Angebot sei jedoch sehr attraktiv und deshalb würde den Aktionären die Annahme des Gebots empfohlen.

Anderswo in der deutschen Branche ist die Lage auch nicht rosig. Auch der langjährige ALTANA-Chef Nikolaus Schweickart musste im vergangenen Jahr einräumen, dass der Umsatzausfall durch den 2009/10 in Europa und den USA auslaufenden Patentschutz für Pantoprazol durch die neuen Atemwegmittel Alvesco und Daxas nicht rechtzeitig ausgeglichen werden kann. Erst Ende Juni hatte Pfizer die Zusammenarbeit mit ALTANA bei Daxas in den USA beendet und damit Zweifel am zukünftigen Erfolg des Wirkstoffs geschürt. Schering-Chef Erlen musste 2005 bei der Entwicklung des Krebsmittels PTK/ZK einen Rückschlag einstecken. Die Forschungsergebnisse lieferten nicht das gewünschte Ergebnis. (Von Elke Pfeifer und Johannes Haller, dpa-AFX)

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