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Übernahme: Fusion kostet 9000 Arbeitsplätze

Die Allianz gibt ihre Tochter für 9,8 Milliarden Euro ab. Die Arbeitnehmer von der Dresdner Bank und der Commerzbank sind in Sorge - das neue Institut schließt mehr als jede dritte Filiale.

Frankfurt am Main/Berlin - Die Verhandlungen über eine Fusion von Commerzbank und Dresdner Bank sind am Sonntag in die Endphase gegangen. Die Aufsichtsräte der Commerzbank und der Dresdner-Mutter Allianz trafen sich am Nachmittag in Frankfurt am Main, um die letzten Details zu besprechen. Allerdings war nicht auszuschließen, dass die Allianz die Transaktion noch in letzter Minute platzen lässt. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe lag noch kein Ergebnis der Beratungen vor.

Erwartet wurde, dass nach monatelangen Verhandlungen eine Entscheidung über die größte Transaktion in der deutschen Finanzbranche seit sieben Jahren fällt. Zuletzt hatten sich Meldungen verdichtet, dass die Allianz ihre Banktochter mehrheitlich an die Commerzbank verkaufen wird. Angestrebt sei eine Übernahme der Dresdner in zwei Schritten. Ein neues Institut aus Commerzbank und Dresdner Bank wäre mit einer Bilanzsumme von rund 1,1 Billionen Euro Nummer Zwei in der deutschen Branche hinter der Deutschen Bank mit einer Bilanzsumme von fast zwei Billionen Euro.

Im inländischen Bankgeschäft würde das neue Institut in einigen Kategorien ganz an die Spitze aufsteigen. Keine einzelne Bank hätte zum Beispiel mit geschätzt elf Prozent mehr Marktanteil bei der Kreditvergabe in Deutschland, keine mehr Filialen. Dennoch bleibt die Konkurrenz gelassen – und das hat mehrere Gründe. Zum einen warten einige Wettbewerber nur auf die Chance Vorteile daraus zu ziehen, dass die Commerzbank mit der Integration der Dresdner Bank beschäftigt wäre. Von den knapp 1900 Filialen soll Finanzkreisen zufolge fast ein Drittel geschlossen werden. Sowohl bei Privatkunden, aber vor allem bei mittelständischen Unternehmenskunden gibt es Überschneidungen bei Dresdner und Commerzbank. Da es den Unternehmen aber oft gerade darum geht, sich mit mehreren Banken weniger abhängig von einem einzelnen Institut zu machen, hoffen die Wettbewerber auf neue Kunden.

Der zweite Grund für eine relative Gelassenheit der Konkurrenz ist, dass die Großübernahme zwar ein wichtiger Konsolidierungsschritt wäre, der fusionierte Bankenkonzern aber immer noch keine übermäßige Marktmacht hätte. „Es wäre eine positive Tendenz, wenn wir neben der Deutschen Bank eine wirkliche zweite Großbank in Deutschland bekommen“, sagte Martin Emmerich, der bei der Unternehmensberatung Towers Perrin den Bereich Finanzdienstleistung leitet. „Letztlich fängt in Deutschland das an, was in vielen europäischen Ländern schon längst geschehen ist.“ Eine so umfassende Konsolidierung wie in Italien oder Spanien etwa könne es aber nur geben, wenn in Deutschland auch über die Sparkassen, Genossenschaftsbanken und Privatbanken hinweg fusioniert würde. Dies sei jedoch nicht abzusehen. dpa/HB

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