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Übernahmepläne: US-Gericht stoppt Fiat-Chrysler-Deal

Überraschender Rückschlag: Das Oberste US-Gericht hat den geplanten Einstieg der Italiener beim insolventen Chrysler-Konzern untersagt. Doch Fiat will nicht aufgeben.

"Bis auf weitere Anordnung ausgesetzt", urteilte die Richterin über den geplanten Verkauf von Chrysler an Fiat. Sie gab damit dem Einspruch mehrerer Gläubiger statt, die bei dem Geschäft Verluste befürchten und eine weitere Prüfung verlangen. Damit scheint für Chrysler ein schneller Weg aus der Insolvenz innerhalb der nächsten Tage verbaut.

Wann das Oberste Gericht weitere Entscheidungen fällen wird, war zunächst unklar. Interessent Fiat will weiterkämpfen: Unternehmenschef Sergio Marchionne sagte unmittelbar nach dem Richterspruch in einem Telefongespräch, Fiat gebe sein Interesse an Chrysler "niemals auf". Beobachter rechnen mit "Stunden, Tagen oder Wochen". Chrysler wollte die Entscheidung zunächst nicht kommentieren.

Die Entscheidung des Gerichts kommt für viele völlig überraschend. Noch kurz zuvor hatte die US-Regierung am Montag die Richter aufgerufen, das Verfahren nicht zu blockieren und vor "schweren Konsequenzen" gewarnt. Auch Chrysler hatte vor einer weiteren Verzögerung gewarnt. Die Entscheidung gilt auch als Rückschlag für Präsident Barack Obamas Vorhaben, Chrysler in einem Blitzverfahren aus der Insolvenz zu führen.

Die obersten Richter gaben dem Einspruch von Gläubigern – drei Rentenfonds aus dem Bundesstaat Indiana – nach, die sich dagegen gewehrt hatten, dass ihre Forderungen nach bisherigen Planungen weitgehend verfallen sollen. Allerdings unterlagen sie zunächst beim Insolvenzrichter und beim Berufungsgericht. Daraufhin zogen sie vor das Oberste US-Gericht. Das Berufungsgericht hatte die Chrysler-Übernahme zunächst lediglich bis Montag 22 Uhr (MESZ) ausgesetzt.

Eine weitere Verzögerung gilt als riskant für Chrysler, denn die Italiener haben die Möglichkeit, den Deal platzen zu lassen, wenn er bis zum 15. Juni nicht rechtlich sicher ist. Da kein anderer Investor für den maroden US-Autohersteller in Sicht ist, könnte ein Abspringen von Fiat das Ende des Traditionsunternehmens Chrysler bedeuten.

Bisherigen Plänen zufolge soll Fiat zunächst 20 Prozent an Chrysler übernehmen. Zudem erhalten die Italiener Optionen auf eine spätere Mehrheit. Chrysler hofft, durch Fiat den Markt für kleinere, Benzin sparende Autos zu erobern. Chrysler hat 38.000 Beschäftigte in den USA und 54.000 weltweit.

Ein weiteres Problem: Chrysler schuldet den Pensionsfonds 42 Millionen Dollar. Nach dem Sanierungsplan, dem 92 Prozent der Gläubiger zustimmten, sollen die Geldgeber nur etwa 29 Cent für jeden Dollar zurückbekommen, den Chrysler ihnen schuldet. US-Medienberichten zufolge wären die Einbußen der klagenden Indiana-Pensionsfonds jedoch deutlich geringer: Sie hätten die Chrysler-Schuldpapiere erst im Juli vergangenen Jahres mit massiven Abschlägen gekauft, und zwar zu 43 Cent auf einen Dollar Nominalwert. (dpa)

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