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Übernahmeversuch: Continental-Spitze ist sich uneinig

Conti-Chef Manfred Wennemer versucht mit allen Mitteln, die Übernahme von Schaeffler abzuwenden. Die Chancen stehen schlecht, denn sogar Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg scheint einen Verkauf zu befürworten.

Vorstand und Aufsichtsrat bei Continental sind sich offensichtlich uneins über das weitere Vorgehen nach dem Übernahmeangriff der fränkischen Schaeffler-Gruppe. Während Konzernchef Manfred Wennemer in einem kämpferischen Statement massive Gegenwehr angekündigt hatte, reagierte der Aufsichtsrat am Freitag zurückhaltend. Er werde sich erst äußern, wenn konkretere Angaben vorlägen, teilte der Chef des Gremiums, Hubertus von Grünberg, mit. Schaeffler will bei Conti mit über 30 Prozent einsteigen und damit erheblichen Einfluss bei dem Autozulieferer und Reifenhersteller in Hannover gewinnen. Die Gruppe hat den Aktionären ein Übernahmeangebot für Conti vorgelegt.

Der Autobauer Volkswagen würde eine engere Zusammenarbeit der beiden Zulieferunternehmen begrüßen. VW-Chef Martin Winterkorn sagte vor Journalisten in Wolfsburg, er sehe die Entwicklung "insgesamt positiv". Conti sei in der Elektronik stark, die Schaeffler-Gruppe in der Mechanik. VW sei sowohl der größte Kunde von Conti als auch der Schaeffler-Gruppe. Mit beiden Zulieferern sei VW "hochzufrieden". Allerdings warnte der VW-Chef vor einem langen Kampf um die Macht bei Conti. Dies könnte die Autozulieferer von ihrem eigentlichen Geschäft ablenken.

Auch Porsche beurteilt eine Beteiligung der Schaeffler-Gruppe an Conti positiv: "Sie ist ein weiteres Beispiel dafür, dass Familiengesellschaften sehr gut aufgestellt sind und durch ihre langfristige Ausrichtung und ihre unternehmerische Kontinuität so manchem DAX-Unternehmen überlegen sind", so ein Sprecher des Stuttgarter Sportwagenbauers. Der Autobauer Daimler wollte sich nicht äußern. BMW in München wollte die Entwicklung im laufenden Übernahmekampf ebenfalls nicht kommentieren.

Übernahme ist nicht mehr zu verhindern

Von Grünberg erklärte am Donnerstagabend in Hannover, der Conti-Aufsichtsrat habe die Entscheidung der Schaeffler-Gruppe zur Abgabe eines Übernahmeangebotes zur Kenntnis genommen. Sobald die Offerte "ausreichend konkretisiert" sei, werde es im Aufsichtsrat dazu einen Meinungsbildungsprozess und eine Stellungnahme geben. Dabei würden die Interessen der Aktionäre im Vordergrund stehen. Weiter erklärte Grünberg: "Als Vorsitzender des Aufsichtsratsgremiums, das in der Regel zu einem gemeinsamen Votum gelangt, ist es mir deshalb heute - vor Abschluss dieses Meinungsbildungsprozesses - noch nicht möglich, eine derartige Stellungnahme abzugeben."

Der Aufsichtsrat hatte am vorigen Dienstag über die Lage beraten. Dabei soll von Grünberg für Verhandlungen mit Schaeffler plädiert haben. Man müsse im Gespräch bleiben. Von Grünberg werde mit den Worten zitiert, eine Übernahme sei nicht mehr zu verhindern und man dürfe jetzt kein Feindbild aufbauen. Der Aufsichtsratschef soll dem "Handelsblatt" zufolge auch eingeräumt haben, schon vor dem ersten Gespräch zwischen Wennemer und dem Chef der Schaeffler-Gruppe, Jürgen Geißinger, vom Interesse des fränkischen Familienkonzerns erfahren zu haben.

Wennemer kämpft weiter für die Unabhängigkeit

Wennemer hatte am Tag nach den Beratungen der Kontrolleure in einer "Brandrede" die Übernahmeofferte der Franken mit scharfen Worten abgelehnt. "Wir werden die Unabhängigkeit verteidigen und dafür kämpfen", erklärte er. Und er warf der Schaeffler-Gruppe vor, sie habe sich heimlich, unter Umgehung von Meldepflichten angeschlichen, um die Kontrolle bei Conti zu übernehmen und den Konzern möglicherweise zu zerschlagen. Dieses Vorgehen sei rechtswidrig. Schaeffler äußerte sich erstaunt über die heftige Reaktion und wies die Vorwürfe umgehend zurück.

In der kommenden Woche will sich der Conti-Aufsichtsrat noch einmal zu einer außerordentlichen Sitzung treffen. Dabei sollen nach Erwartungen von Branchenbeobachtern auch Interna wie die Rolle von Grünbergs auf die Tagesordnung kommen, der bei der Schaeffler-Gruppe bis vor wenigen Jahren zum Beirat gehörte und deren Chef der Geschäftsführung, Jürgen Geißinger, noch aus gemeinsamen Zeiten beim Zulieferer Teves kennt. Diesen hatte später Conti geschluckt. (sgo/dpa)

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