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Erfolgsverwöhnt ist der FC Bayern München wie kein anderer deutscher Verein (hier bei der Hauptversammlung 2013). Von dem Image will die Wirtschaft profitieren.

© picture alliance / dpa

Uli Hoeneß und sein Aufsichtsrat: Seite an Seite mit den Mächtigen der Wirtschaft

Im Aufsichtsrat des FC Bayern München sitzt die Elite der deutschen Wirtschaft. Bisher haben die Manager dem Präsidenten die Treue gehalten – aber wie lange noch?

So klingt Treue. „Ich bin der Meinung, dass es keinen Besseren für die Position gibt“, sagte Adidas-Chef Herbert Hainer im Sommer über den Aufsichtsratsvorsitzenden der FC Bayern München (FCB) AG, Uli Hoeneß. Das war vor der Anklage wegen Steuerhinterziehung. Und jetzt? Gilt die Aussage auch heute noch? „Ja“, heißt es kurz und knapp bei Adidas.

Hainer ist nicht irgendwer. Adidas ist mit 8,3 Prozent an der FCB AG beteiligt, Hainer ist Vize-Chef im Bayern-Aufsichtsrat. So wie Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender des Autobauers Audi, der auch 8,3 Prozent an dem Fußballklub hält. Dritter im Bunde der Anteilseigner ist der Versicherungskonzern Allianz, der mit Aktionärsgeld vor kurzem ebenfalls 8,3 Prozent der Anteile gekauft hat. Die Allianz ist langjähriger Sponsor und Namensgeber für das Stadion in Fröttmanning. Im Bayern-Aufsichtsrat ist die Versicherung noch nicht vertreten, das soll 2015 geschehen. Dafür sind andere Sponsoren mit hochrangigen Vertretern im Kontrollgremium der Bayern zu finden. Der neue Telekom-Chef Timotheus Höttges etwa und der mächtigste deutsche Konzernführer, VW- Vorstandschef Martin Winterkorn.

Die Elite der deutschen Wirtschaft Seite an Seite mit einem geständigen Steuerhinterzieher? Das passt nicht, finden Aktionärsschützer und Compliance-Experten, die sich mit sauberer Unternehmensführung beschäftigen. „Wenn Herr Hoeneß im Aufsichtsrat der Telekom oder bei Adidas säße, wäre er längst raus“, sagt Manuel René Theisen, Professor an der Universität München. Denn die großen Dax-Unternehmen haben sich strenge Compliance-Regeln gegeben. Alles, was dem Unternehmen schadet, ist tabu, dazu zählen selbstverständlich auch Kollisionen mit den Gesetzen. Doch für das Engagement beim FC Bayern scheinen andere Regeln zu gelten. „Hier wird mit zweierlei Maß gemessen“, kritisiert Jürgen Kurz, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Offensichtlich wollen die Aufsichtsräte einen Mann, der so wichtig für den Verein ist, nicht fallen lassen – auch aus Angst, die Sympathie der Bayern-Fans zu verlieren.

Doch das Schonprogramm könnte teuer erkauft sein. Von „Reputationsrisiken“ der Sponsoren und Anteilseigner spricht Ingo Speich, Portfoliomanager der Fondsgesellschaft Union Investment. Auf den Hauptversammlungen werden sich Telekom, Adidas und Co. kritische Fragen der Aktionäre gefallen lassen müssen. Allianz-Chef Michael Diekmann musste sich bereits vor wenigen Tagen auf seiner Bilanzpressekonferenz rechtfertigen. Er fände es „ehrlich gesagt unredlich“, sagte Diekmann, so zu tun, als ob man mit dem FC Bayern nichts zu tun habe, wo doch die Allianz der Vereinsarena ihren Namen gegeben habe. Was Hoeneß angehe, so glaube der doch, dass seine Selbstanzeige strafbefreiend sei. Hier müssten die Gerichte Klarheit schaffen, gab Diekmann zu bedenken.

Bei der Telekom, Audi und Adidas verweist man auf ein Rechtsgutachten, das zwei Juristen im Herbst für den Bayern- Aufsichtsrat angefertigt hatten. Darin bescheinigen sie den Aufsichtsratsvertretern, dass es in ihrem Ermessen lag, Hoeneß trotz der Anklageerhebung das Vertrauen auszusprechen. Ob sich das ändert, falls der Bayern-Präsident verurteilt wird? Bei Audi will man darüber nicht spekulieren, bei der Telekom heißt es immerhin, der Aufsichtsrat der FCB AG werde dazu „zeitnah informieren“.

Glaubt man dem „Handelsblatt“, wollen Sponsoren und Anteilseigner im Fall einer Verurteilung Druck auf Hoeneß ausüben, den Aufsichtsratsvorsitz niederzulegen. Das ist aber nicht so leicht, gibt Compliance-Experte Theisen zu bedenken. Denn so lange Hoeneß Klub-Präsident ist, hat er einen Sitz im Aufsichtsrat sicher. Falls der Manager im Fall einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung also nicht von sich aus seinen Rücktritt anbiete, müssten die anderen Aufsichtsratmitglieder gehen, meint Theisen: „Es ist absolut unverträglich, mit einem verurteilten Steuerhinterzieher im Aufsichtsrat einer AG zu sitzen.“

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