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© dpa

Umbau: Die neue Bahn-Führung ist komplett

Konzernchef Rüdiger Grube hat seine Wunschmannschaft für die Bahn-Spitze zusammen. Er holt zwei neue Leute – und befördert zwei Bahn-Manager.

Berlin - Rüdiger Grube hat seine Führungsmannschaft zusammen. Binnen weniger Tage hat der neue Chef der Deutschen Bahn die offenen Stellen im Vorstand besetzt. Sie waren frei geworden, nachdem Grube im Zuge der Datenaffäre vier Vorstände zum Rücktritt gedrängt hatte, um für einen Neuanfang zu sorgen.

Wie aus Kreisen, die mit den Personalien vertraut sind, am Dienstag zu hören war, soll der bisherige Personenverkehrs-Vorstand Karl-Friedrich Rausch nun die Sparte Logistik und Güterverkehr übernehmen. Zuvor war bekannt geworden, dass der Daimler-Mann Gerd Becht in Zukunft für Datenschutz und Korruptionsbekämpfung zuständig sein soll. Ulrich Weber, bislang beim Chemiekonzern Evonik, wird das Personalressort führen. Ein Bahn-Sprecher wollte sich zu den Veränderungen nicht äußern.

Bereits am kommenden Montag wird der Aufsichtsrat die neuen Verträge absegnen. Die mit Abstand wichtigste Personalie ist Rausch. Er folgt auf Norbert Bensel, dem die Sonderermittler in der Datenaffäre nicht nachweisen konnten, dass er von der Ausforschung der Mitarbeiter gewusst hat. Er verantwortete aber bis 2005 den Bereich Personal, deshalb hielt Grube ihn für belastet. Der ehemalige Lufthansa-Manager Rausch, 57, führt seit sechs Jahren den Personenverkehr. Nun, mitten in der Krise, muss er die Logistik wieder auf Kurs bringen, die für mehr als die Hälfte des Bahn-Umsatzes steht. Besonders stark betroffen ist der Schienen-Güterverkehr, hier steht derzeit etwa jeder dritte der 100 000 Waggons still. Konzernintern gilt Rausch als uneitel und freundlich. „Das ist ein Bild von einem Manager“, sagte eine einflussreiche Führungskraft über ihn.

Auf Rauschs Posten im Personenverkehr soll Ulrich Homburg, 53, vorrücken. Er zeichnet bislang für den Bereich Regionalverkehr verantwortlich, also eine Ebene unter dem Vorstand. Auch in diesem Geschäft hat die Bahn Probleme – im lukrativen Regionalverkehr gewinnen zunehmend Konkurrenten Aufträge.

Der neue Personalchef Weber, 59, ersetzt gleich zwei Manager – Norbert Hansen, der aus Krankheitsgründen die Bahn-Führung verlässt, und Margret Suckale, die bei der Börsentochter Mobility Logistics das Personalthema verantwortete und zur BASF wechselt. Weber gilt als bei den Gewerkschaften gut vernetzt. Transnet und GDBA erklärten, er habe bei Evonik „das nötige Fingerspitzengefühl im Umgang mit den Arbeitnehmern bewiesen“. Weber müsse nun verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen. Für die Gewerkschaften ist die Nominierung nur eines statt zweier Personalchefs ein Sieg – aus ihrer Sicht wird damit eine Abkehr von den Börsenplänen der Bahn dokumentiert. Grube hat aber bereits klar gemacht, dass er an der Option einer Privatisierung festhalten will und auf eine baldige Entspannung an den Kapitalmärkten setzt.

Der letzte Neue ist Gerd Becht, 57. Er war bei Daimler ein Kollege von Grube und rückt auf das neu geschaffene Vorstandsressort, das für einen anderen Umgang mit den Themen Datenschutz und Korruptionsbekämpfung sorgen soll. Keinen Nachfolger gibt es vorläufig für Otto Wiesheu, den bisherigen Politik-Vorstand. Er, der Mehdorn-Vertraute, musste ebenfalls wegen der Datenaffäre gehen, ohne konkret beschuldigt worden zu sein. Aus dem bisherigen Gremium bleiben nur Stefan Garber, der für das Netz verantwortlich ist, und der langjährige Finanzchef Diethelm Sack. Ob der aber noch länger als nur ein paar Monate bleiben wird, ist momentan unklar.

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