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Wirtschaft: Umfrage der Notenbank ermittelt weiterhin überhöhte Kapazitäten und Beschäftigung

In Japan hat sich das wirtschaftliche Klima in den vergangenen drei Monaten weiter deutlich verbessert. Trotz gewachsener Zuversicht bestehen jedoch nach Feststellung der Bank von Japan bei den Unternehmen unverändert erhebliche Überbeschäftigung und Überkapazitäten.

In Japan hat sich das wirtschaftliche Klima in den vergangenen drei Monaten weiter deutlich verbessert. Trotz gewachsener Zuversicht bestehen jedoch nach Feststellung der Bank von Japan bei den Unternehmen unverändert erhebliche Überbeschäftigung und Überkapazitäten. Die Investitionen sollen daher massiv gedrosselt werden. Gleichzeitig wird bis zum Jahresende wieder mit einer spürbaren Anspannung im Finanzbereich gerechnet. Das Finanzministerium erklärte zu der Einschätzung der Notenbank, ob tatsächlich ein Konjunkturaufschwung eingesetzt habe, könne noch nicht mit Bestimmtheit gesagt werden.

Bei der Quartalsumfrage unter 9275 Unternehmen zur gegenwärtigen Geschäftslage und den kurzfristigen Aussichten ("tankan") wurde insgesamt eine weitere Besserung des Geschäftsklimaindex von minus 37 im Juni auf jetzt minus 32 verzeichnet. Ein Minus-Wert bedeutet, dass die meisten der befragten Unternehmen die Situation als eher ungünstig einschätzen. Ein Wert von minus 32 sagt aus, dass auf 100 Betriebe, die ihre Geschäftsaussichten positiv sehen, nur noch 122 Firmen kommen, die mit einer Verschlechterung rechnen. Bei der Prognose für die kommenden Monate bis Dezember wird von den Unternehmen eine weitere Verbesserung auf minus 26 erwartet. Weiterhin liegt der Index allerdings stark im negativen Bereich. Während die Großunternehmen des Produzierenden Gewerbes ein überdurchschnittliches Niveau ausweisen, wird die Lage von mittelgroßen und kleinen Unternehmen erheblich ungünstiger eingeschätzt. Der weltweit viel beachtete Tankan-Bericht der Bank von Japan wertet eine Vielzahl ökonomischer Daten aus und ist eine Mischung aus Konjunkturanalyse und Stimmungsbarometer.

Die Nachfrage kommt in Schwung

Maßgeblich für die zuversichtlichere Lagebeurteilung ist die von den Unternehmen konstatierte Belebung der Nachfrage im Inlands- und auch im Exportgeschäft - als Folge der Wirtschaftsbelebung in Asien. Insgesamt befinden sich die Indizes zur Absatzlage aber ebenfalls noch im Minus-Bereich. Demgegenüber hat sich die Lagerhaltung bei Herstellern und im Vertrieb zwar gemindert, wird aber immer noch insgesamt als überhöht eingeschätzt.

Gleichzeitig hat sich der Trend zu einer Stabilisierung der Ver- und Einkaufspreise fortgesetzt. Weiterhin besteht jedoch zumindest im Verkauf auf Grund der Nachfrageschwäche erheblicher Druck zu Preiskonzessionen. Im Einkauf macht sich der Preisanstieg bei Brenn- und Rohstoffen bemerkbar. Japans Unternehmen rechnen daher im laufenden Geschäftsjahr 1999/2000 (bis 31. März) mit einem weiteren, aber nur noch marginalen Umsatzrückgang von 0,2 (1998/99: minus 7,7 Prozent). Das Minus soll aber - so die äußerst optimistische Einschätzung - als Folge der Restrukturierungen von einer kräftigen Ertragssteigerung begleitet sein. Für das Vorsteuer-Ergebnis wird so eine Steigerung von 17,6 (minus 16,1) Prozent erwartet. Die Unternehmen gehen hierbei allerdings von einem Wechselkursniveau von durchschnittlich 113,6 Yen je Dollar in der jetzt angelaufenen zweiten Hälfte des Geschäftsjahres aus, was zumindest gegenwärtig erheblich von der Realität mit Bewegungen an der Marke von 106 Yen je Dollar abweicht. Hier könnte sich künftig Korrekturbedarf bei den Ertragsprognosen ergeben.

Die Unternehmen konstatieren trotz der begrenzten Verbesserung immer noch ein deutlich überhöhtes Niveau bei Produktionskapazitäten und Beschäftigung. Dies sind Hinweise auf einen weiter bestehenden Restrukturierungsbedarf, der zu einer zusätzlichen Belastung des Arbeitsmarktes führen dürfte. Als Konsequenz wollen die Unternehmen aller Größenklassen ihre Investitionen weiter massiv drosseln. Insgesamt ergibt sich für 1999/2000 eine Kürzung der Investitionsbudgets um 10,6 (1998/99: minus 3,9) Prozent. Bei den erfassten Klein- und Mittelbetrieben ist sogar eine Kürzung um 22,8 (minus 3,2) Prozent geplant.

Insgesamt bedeutet dies, dass Japans gesamtwirtschaftliche Entwicklung angesichts der Schwäche von privatem Verbrauch und Investitionen weiter durch die Fiskal- und Geldpolitik gestützt werden muss, wie das auch in der jüngsten G-7-Erklärung der wichtigsten Industrieländer festgestellt wurde. Durch eine weitere Lockerung der Geldpolitik der japanischen Notenbank seit dem Frühjahr hat sich das Finanzmanagement der Unternehmen weiter entspannt. Bis Dezember wird aber wieder mit einem Anstieg des Zinsniveaus und einer zurückhaltenderen Kreditvergabe der Banken gerechnet.

ga

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