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Wirtschaft: Umsätze stagnieren, Gewinne schrumpfen und im Preiskampf ist kein Ende abzusehen

Im deutschen Einzelhandel ist die erhoffte Belebung bislang ausgeblieben. Die Betriebe verbuchten im ersten Halbjahr weitgehend stagnierende Umsätze, unter dem Strich gab es ein nominales Plus von 0,1 Prozent, berichtete der Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE) am Dienstag in Berlin.

Im deutschen Einzelhandel ist die erhoffte Belebung bislang ausgeblieben. Die Betriebe verbuchten im ersten Halbjahr weitgehend stagnierende Umsätze, unter dem Strich gab es ein nominales Plus von 0,1 Prozent, berichtete der Hauptverband des deutschen Einzelhandels (HDE) am Dienstag in Berlin. Verheerend sieht vor allem die Gewinnsituation aus. In der traditionellen Konjunkturumfrage des Verbandes zur Jahresmitte meldeten lediglich 18 Prozent der Betriebe eine Ertragssteigerung, die Renditen seien "nochmals schmaler als im Vorjahr", sagte HDE-Präsident Hermann Franzen. Vor allem im Lebensmittelhandel, wo der Preiskampf mit besonderer Heftigkeit tobt, lägen die Renditen inzwischen bei "bestenfalls 0,5 Prozent".

Mit "professionellem Optimismus" geht Verbandschef Franzen gleichwohl davon aus, dass die Branche in diesem Jahr - nach sechs Minusjahren - "ein bescheidenes Umsatzplus von bis zu einem Prozent" einfahren könnte. Zuversichtlich stimmt ihn die Umfrage. 41 Prozent der Händler berichteten über gestiegene Umsätze, vor einem Jahr waren es nur ein Drittel. Zu den Gewinnern zählen die Verbrauchermärkte und Selbstbedienungs-Warenhäuser, aber auch die Innenstädte. Demgegenüber hätten die Geschäfte "auf der Grünen Wiese" vergleichsweise enttäuschend abgeschlossen. Eine klare Trennung nach Betriebsformen zeigte die Umfrage aber nicht.

Eindeutige Verlierer sind aber die so genannten Nachbarschaftsläden und kleineren Betriebe in Vorstädten und Randlagen. Auch in diesem Jahr werden nach Angaben des Verbandes voraussichtlich 15 000 der insgesamt 450 000 Einzelhandelsbetriebe aufgeben, ein Drittel davon durch Pleiten, der Rest wegen mangelnder Perspektiven oder fehlenden Nachfolgern. "Die Situation bleibt angespannt", sagte Franzen. Die Konzentration werde weitergehen. Der Trend gehe in Richtung Läden für den gehobenen Bedarf sowie "Massenanbieter, die sich die Preise um die Ohren schlagen".

Mit einem raschen Ende des Preiskampfes im Lebensmittelhandel ist laut Franzen nicht zu rechnen. Das Kartellamt werde voraussichtlich nicht gegen vermeintliche Dumping-Angebote einschreiten, weil sich dies schwer nachweisen lasse. Der Verband plädiere daher für eine Änderung des Wettbewerbsrechts: Wettbewerbern sollte wieder gestattet werden, Billigangebote der Konkurrenz aufzukaufen.

Das Ausbleiben der erhofften Belebung begründete Franzen vor allem mit der Verunsicherung der Verbraucher. Auch wenn sich ihre Lage "objektiv betrachtet" verbessert habe, beurteilten sie ihre Einkommensperspektiven negativ - und zeigten beim Einkauf Zurückhaltung. Nur vier Prozent der Händler nahmen bei ihren Kunden Kauffreude wahr. Voraussetzung für eine Belebung seien "verlässliche Zeichen der Politik, besonders in der Steuer- und der Arbeitsmarktpolitik", so der Verbandschef.

Von einer weiteren Lockerung der Ladenschluss-Zeiten verspricht sich Franzen dagegen keine Mehrumsätze. Gleichwohl säßen im Verband "keine Betonköpfe" - an einer gewünschten Neuregelung werde man "konstruktiv mitarbeiten."

Korrekturbedarf sieht Franzen aber auch in den eigenen Reihen. Um sich in der Politik, auch in Brüssel, besser Gehör zu verschaffen, müsse die Branche "ihre Kräfte bündeln" - ein klarer Seitenhieb auf den Verband der Großbetriebe BAG. HDE und BAG schlagen derzeit ihre Zelte in Berlin auf, allerdings in getrennten Häusern.

chi

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