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Wirtschaft: Umsatzeinbruch bei Nokia drückt die Börsen

Handy-Hersteller verfehlt seine Umsatzprognose deutlich – und reißt die Aktien von Technik-Firmen nach unten

Düsseldorf (slo/HB). Der Umsatz des weltweit größten Mobiltelefonherstellers Nokia ist im ersten Quartal überraschend eingebrochen. Wie der finnische Konzern gestern mitteilte, hat er vorläufigen Berechnungen zufolge 6,6 Milliarden Euro und damit zwei Prozent weniger als im Vorjahresquartal umgesetzt. An den Börsen der Welt mussten danach Technikwerte Verluste hinnehmen.

Ursprünglich hatte Nokia ein Plus von drei bis sieben Prozent für Januar bis März dieses Jahres vorhergesagt. Die schwächere Nachfrage nach Nokia-Handys in Europa und Asien machte dem Unternehmen aber einen Strich durch die Rechnung. Der Gewinn werde bei 0,17 Euro pro Aktie liegen und damit am unteren Ende der Prognose, erklärte der Konzern. Zuvor hatte Nokia bis zu 0,19 Euro pro Aktie in Aussicht gestellt. Die Börse reagierte prompt auf die schlechten Nachrichten: Nach der Veröffentlichung fiel der Aktienkurs um 16 Prozent auf 14,56 Euro – trotz guter Zahlen der Nokia-Netzsparte. Der Bereich hat die Erwartungen voraussichtlich übertroffen mit einem Umsatz von 1,4 Milliarden Euro im ersten Quartal. Endgültige Quartalszahlen gibt Nokia am 16. April bekannt.

Die Finnen sind weltweit Marktführer bei Mobiltelefonen mit einem Anteil von knapp 40 Prozent. Im ersten Quartal hielt der Konzern aber beim Wachstumstempo der Konkurrenten nicht mit: Diese steigerten die Anzahl ihrer verkauften Handys um 25 Prozent, während Nokia 19 Prozent mehr Geräte absetzte als im Vorjahresquartal – vor allem die billigeren und einfacheren Modelle.

Branchenexperten äußerten sich enttäuscht über Nokias Abschneiden. Dem Unternehmen drohe ein Glaubwürdigkeitsproblem, sagte Frank Heise, Fondsmanager bei Union Investment. Bisher seien die Äußerungen des Konzerns zur Entwicklung der Handysparte optimistisch ausgefallen. Ein Analyst einer Londoner Investmentbank sagte: „Offenbar hat Nokia zu langsam reagiert und neue Modelle nicht schnell genug in die Läden gebracht, was Konkurrenten wie Samsung, Motorola und Siemens zugute kommt.“ Besonders Besorgnis erregend sei, dass Nokia in Asien Marktanteile verliere, wo der Handymarkt am stärksten zulegt. Laut John Jackson, Analyst bei der Marktforschungsgesellschaft Yankee Group, hat Nokia vor allem Probleme, die Nachfrage bei Geräten der mittleren Preisklasse zu bedienen.

„Unser Produktportfolio war nicht das stärkste im ersten Quartal“, gab auch Nokia-Chef Jorma Ollila gestern zu. Das werde sich aber im Laufe des Jahres ändern. Insgesamt 40 neue Modelle will das Unternehmen bis zum Jahresende auf den Markt bringen. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte werde sich das positiv auf die Umsätze und Margen auswirken, sagte Ollila.

Hoffnung auf neue Modelle

Analysten erwarten für 2004, dass 585 Millionen Mobiltelefone ausgeliefert werden, 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Die starke Nachfrage erklären sie mit niedrigeren Gerätepreisen, höheren Subventionen sowie neuen Zusatzfunktionen von Mobiltelefonen wie Digitalkameras. Solche Geräte kurbelten vor allem das Geschäft in Westeuropa an, wo etwa acht von zehn Menschen mobil telefonieren und jetzt ihr altes Handy gegen ein anspruchsvolleres Modell austauschen. Mobiltelefone für die neue Technik UMTS werden in den Verkaufszahlen dagegen kaum eine Rolle spielen. Zwar wollen die Mobilfunkbetreiber bald mit dem Verkauf von UMTS-Handys von Nokia, Motorola und Samsung starten, Branchenexperten von Credit Suisse First Boston erwarten aber: Gerade drei Prozent der verkauften Handys werden UMTS-fähig sein.

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