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Wirtschaft: UMTS-Lizenzen: Der Kampf um die Kunden beginnt

Am Freitag fiel in Mainz endgültig der Hammer. In einem zweiten Auktionsabschnitt versteigerte die Regulierungsbehörde zusätzliche Frequenzen für die neuen UMTS-Mobilfunknetze.

Am Freitag fiel in Mainz endgültig der Hammer. In einem zweiten Auktionsabschnitt versteigerte die Regulierungsbehörde zusätzliche Frequenzen für die neuen UMTS-Mobilfunknetze. Zugelassen waren nur die Bieter, die am Vortag bereits eine Lizenz erworben hatten. Der Gesamterlös, den Bundesfinanzminister Hans Eichel zur Tilgung von Schulden verwenden will, stieg auf 99,4 Milliarden Mark.

Für zusammen 561 Millionen Mark ersteigerten E-Plus / Hutchison, das Konsortium 3G (Telefónica und Sonera), Mannesmann, Mobilcom und T-Mobil jeweils einen zusätzlichen Frequenzblock. Viag Interkom beteiligte sich nicht an der Auktion. Die Mobilfunkbetreiber betonten, für sie rechne sich die Lizenz trotz der hohen Kosten und Anlaufverluste. Gleichzeitig stellten sie niedrige Gebühren in Aussicht. Einen "absolut gnadenlosen und knochenharten Konkurrenzkampf um den Nutzer" der neuen Mobilfunkgeneration UMTS sagte der Chefvolkswirt der Dresdner Bank, Klaus Friedrich, voraus. Friedrich verwies darauf, dass die neue Technologie sich nur im Massengeschäft ökonomisch anwenden lasse.

Das Gefecht um die Anteile am künftigen UMTS-Markt ist bereits entbrannt. Alle Unternehmen würden nun versuchen, schnellstens möglichst viele Kunden zu gewinnen, sagte Mobilcom-Chef Gerhard Schmid in Hamburg. Die Verlierer der Auktion seien T-Mobil und Mannesmann Mobilfunk. Beide Konzerne hielten derzeit noch zusammen 90 Prozent am deutschen Mobilfunkmarkt, könnten aber technisch mit je zwei Frequenzblöcken nur noch je 25 Prozent Marktanteil erreichen. Damit würden 40 Prozent frei für die anderen Anbieter. Den Kunden versprach Schmid mit der Einführung von UMTS den Eintritt in ein "Schlaraffenland". Die neue Technik führe dazu, dass das Handy zu einem Universalhandwerkszeug aufsteige, mit dem gebucht, reserviert und eingekauft werden könne. Außerdem führe der Konkurrenzdruck unter den sechs Lizenzinhabern zu einem angemessenen Preis für die Verbraucher. "Das ist Quatsch, dass der Verbraucher die Zeche zahlen muss", sagte Schmid.

Viag Interkom will mit der frisch ersteigerten UMTS-Lizenz in der Tasche unter der neuen britischen Führung zum drittgrößten Handy-Netzbetreiber in Deutschland werden. "Auf dem deutschen UMTS-Markt wollen wir 20 Prozent Marktanteil", sagte Viag-Interkom-Chef Maximilian Ardelt. Das Münchner Unternehmen, derzeit kleinster der vier Mobilfunkkonzerne in Deutschland, will dabei den Konkurrenten E-Plus überrunden. Anfang 2001 wird British Telecom (BT) vom Energiekonzern Eon 45 Prozent der Anteile an Viag Interkom für 12,91 Milliarden Mark übernehmen und damit seinen Anteil auf 90 Prozent aufstocken. Die norwegische Telenor ist mit zehn Prozent beteiligt. BT-Deutschland-Chefin Danuta Gray sagte, man könne die Entwicklung der VIAG Interkom nun gemeinsam mit Telenor noch schneller vorantreiben: "Denn unser beider Kerngeschäft ist die Telekommunikation." Viag Interkom will nun gemeinsam mit BT in den nächsten zehn Jahren mindestens zehn Milliarden Mark in den Netzausbau investieren. Trotz des hohen Preises werde sich die Lizenz rechnen, sagte Ardelt. Etwa 2005 wolle man mit UMTS die Gewinnschwelle überschreiten. Die sechs Lizenzinhaber werden sich nach Einschätzung Ardelts im Jahr 2010 in Deutschland einen Markt von etwa 250 Milliarden Mark teilen. Ende 2002 will Viag Interkom mit UMTS-Angeboten an den Start gehen.

Das Bieterkonsortium E-Plus Hutchison hat sich nach Differenzen über die Kosten für die UMTS-Mobilfunklizenz getrennt. Der Hongkonger Mischkonzern Hutchsion Whampoa gab bekannt, das erst vor wenigen Wochen gegründete Konsortium mit dem deutschen Mobilfunkbetreiber E-Plus, dessen Hauptgesellschafter KPN Mobile und dem japanischen Mobilfunkanbieter NTT Docomo wieder zu verlassen. Hutchison-Chef Canning Fok begründete den Schritt mit den unerwartet hohen Kosten für den Lizenzerwerb. KPN-Mobile-Vorstandschef Diederik Karsten sagte dagegen, der Preis liege im Rahmen des Geschäftsplans von E-Plus. Ein E-Plus-Sprecher sagte, es gebe "keinen Konflikt" zwischen den Partnern. Hutchison hätte mangels einem eigenen operativen Geschäft in Deutschland höhere Kosten als E-Plus bei der Kundengewinnung gehabt. Die geplante Partnerschaft habe sich lediglich auf den Lizenzerwerb und die Netzgesellschaft bezogen.

Nach Einschätzung der Industrie kann der UMTS-Aufbau in den kommenden fünf Jahren 700 000 neue Arbeitsplätze in Deutschland bringen. "Man darf nicht nur Netzbetreiber, Lieferanten für Infrastruktur und Gerätehersteller betrachten, sondern muss das Geschehen rundherum sehen", sagte der Geschäftsführer Kommunikationstechnik im Zentralverband Elektroindustrie (ZVEI) Gerhard Tamm.

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